Wegen sexueller Nötigung Bewährungsstrafe für Schauspieler Thomczyk

Bochum (rpo). Schauspieler Willi Thomczyk ist am Dienstag wegen sexueller Nötigung zu einer Haftstrafe von acht Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Als Bewährungsauflage verurteilten die Richter Thomczyk zur Zahlung von 10.000 Euro jeweils zur Hälfte an die heute 23-jährige Hauptbetroffene und ein Kinderheim. RTL will seine Zusammenarbeit mit dem Schauspieler einstellen.

 Willi Thomczyk erreichte durch seine Hauptrolle in "Die Camper" einige Bekanntheit.

Willi Thomczyk erreichte durch seine Hauptrolle in "Die Camper" einige Bekanntheit.

Foto: ddp, ddp

Mit dem Urteil folgte das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Die Verteidiger hatten auf Freispruch plädiert. Thomczyk hatte die damals 19-jährige Schauspielschülerin in seiner Wohnung zu einem Vorstellungsgespräch empfangen. Dem Urteil zufolge bedrängte er die auf der Couch sitzende junge Frau sexuell. Sie wehrte sich, doch er machte weiter. Schließlich gab sie ihren Widerstand auf.

Der Angeklagte hatte zum Ende des seit 1. September laufenden Prozesses überraschend den Vorwurf nicht mehr bestritten, sondern gestanden, die Frau sexuell genötigt zu haben. Zwar habe er Widerstände gespürt, diese aber nicht ernst genug genommen.

Außerdem wurde er wegen Nötigung einer damals 16-jährigen Schauspielschülerin verurteilt. Er hatte sie mit Wodka betrunken gemacht und ihren Kopf in Richtung seines Schoßes gedrückt.

Der Vorsitzende Richter Johannes Kirfel sagte, Thomczyk habe als Theaterlehrer Verantwortung für junge Menschen gehabt und seine Position zu Übergriffen ausgenutzt. Er habe die Gegenwehr sehr wohl bemerkt. "Und darüber durften Sie sich nicht hinwegsetzen, auch wenn Sie der große Regisseur sind." Die 19-Jährige habe sich gewehrt und mehrmals Nein gesagt. "Sie hatte aber keine Chance auf Grund der ungleichen Kräfteverhältnisse", sagte Kirfel. Der ursprüngliche Vorwurf einer Vergewaltigung habe sich jedoch nicht aufrechterhalten lassen.

Geständnis positiv gewertet

Zu Beginn des Prozesses hatte der Schauspieler die Vorwürfe noch als absurd zurückgewiesen und erklärt, er sei das Opfer einer Kampagne. Das Gericht betonte jedoch, die jungen Frauen hätten lediglich weitere Mädchen vor Übergriffen des Schauspielers schützen wollen. Ursprünglich hatte es gegen den Star noch vier weitere Anklagepunkte gegeben, die aber auf Antrag der Staatsanwaltschaft fallen gelassen wurden. Ihm war vorgeworfen worden, zwischen Herbst 2001 und Frühjahr 2002 vier teilweise erst 13 und 14 Jahre alte Schauspielschülerinnen verbal belästigt oder unsittlich berührt zu haben. Diese Vorwürfe seien jedoch verjährt gewesen, sagte der Vorsitzende Richter.

Das Gericht hielt Thomczyk zu Gute, mit seiner Aussage letztlich, wenn auch spät, noch Größe gezeigt zu haben. Offenbar sei er von der Verhandlung gehetzt und zermürbt gewesen, sagte Kirfel: "Gegen die Wahrheit hat man letztlich keine Chance als Angeklagter."

Thomczyk wehrte sich in seinen Schlussworten dagegen, als "menschenverachtend" und "frauenfeindlich" bezeichnet zu werden. "Ich habe gesündigt, ja." Dennoch wolle er sich nicht als "Dämon" darstellen lassen. Er hatte bei dem Teilgeständnis angekündigt, er werde eine Therapie machen. Zudem habe er die Theaterarbeit mit Jugendlichen aufgegeben.

RTL stellt Zusammenarbeit ein

RTL will den Schauspieler Willi Thomczyk nach dessen Verurteilung wegen sexueller Nötigung nicht mehr engagieren. "Wir werden die Zusammenarbeit nicht fortsetzen. Über eine Ausstrahlung der bereits abgedrehten 'Camper'-Staffel werden wir bis Jahresende entscheiden", sagte RTL-Sprecher Christian Körner am Dienstag.

Die achte Staffel der Serie lief bis April. Die 13 Folgen der neunten Staffel waren bisher für das Jahr 2006 vorgesehen. Eine Fortsetzung der "Camper" ohne Thomczyk sei "schwer vorstellbar, aber nicht unmöglich", erklärte RTL. Schon einmal seien nach der ersten Staffel alle vier Hauptrollen neu besetzt worden.

Auch Wiesenhof trennt sich

Auch das Unternehmen Wiesenhof hat den Werbevertrag mit dem Schauspieler Willi Thomczyk nach dessen Verurteilung wegen sexueller Nötigung gekündigt. "Mit dem heutigen Urteil steht fest, dass die Zusammenarbeit mit Herrn Thomczyk nicht weiter fortgesetzt wird", sagte eine Unternehmenssprecherin am Dienstag in München.

(ap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort