Fachleute schätzen Bis zu 40 Millionen illegale Waffen im Umlauf

Düsseldorf (RPO). Nach dem Amoklauf von Winnenden ist die Debatte um das Waffenrecht neu entfacht. In Deutschland sind mehrere Millionen Schusswaffen im Umlauf – doch konkrete Zahlen existieren nicht, denn ein bundesweites Register fehlt. Experten gehen von fünf bis zehn Millionen zugelassenen Waffen aus. Die Zahl der illegalen Waffen dürfte um ein Vielfaches höher liegen.

Tim K. - der Amokläufer von Winnenden
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Düsseldorf (RPO). Nach dem Amoklauf von Winnenden ist die Debatte um das Waffenrecht neu entfacht. In Deutschland sind mehrere Millionen Schusswaffen im Umlauf — doch konkrete Zahlen existieren nicht, denn ein bundesweites Register fehlt. Experten gehen von fünf bis zehn Millionen zugelassenen Waffen aus. Die Zahl der illegalen Waffen dürfte um ein Vielfaches höher liegen.

Auf "rund sieben Millionen" schätzt Wolfgang Fuchs die Zahl der legalen Waffen in Deutschland. "Aber das kann man wirklich nicht genau sagen", erklärt der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Büchsenmacher und Waffenfachhändler (VDB). Der Trend in der Branche sei jedoch rückläufig: Die knapp 900 im Verband organisierten Händler verzeichneten in den vergangenen Jahren einen stark rückläufigen Umsatz. "Waffen werden immer seltener verkauft", stellt Fuchs fest.

Spekulieren über die Zahl von Pistolen und Gewehren muss auch Klaus Gotzen, Geschäftsführer des Verbands der Hersteller von Jagd-, Sportwaffen und Munition (JSM). "Das können zwischen fünf und zehn Millionen sein", mutmaßt Gotzen. "Illegal sind bestimmt zwischen zehn und zwanzig Millionen Waffen im Umlauf". Besonders problematisch sei dabei, dass gerade mit den nicht registrierten Waffen die Mehrzahl von Straftaten in Deutschland begangen werde.

Von gleich "20 bis 40 Millionen illegalen Waffen" geht Joachim Streitberger aus, Sprecher des Forums Waffenrecht. Das Forum ist ein Zusammenschluss der legalen Waffenbesitzer in Deutschland. "Über zwei Millionen Deutsche sind als Sportschützen, Jäger oder besonders gefährdete private Personen zum Besitz von Waffen berechtigt, weitere zwei Millionen sind Erben von Schussgeräten." Polizisten hingegen fielen nicht unter das Waffengesetz.

Von den rund zwei Millionen Sportschützen in Deutschland hätten viele Mitglieder mehrere Kaliber im Schrank, sagt Birger Tiemann, Sprecher des Deutschen Schützenbundes (DSB). "Der klassische Schütze hat vier Waffen zu Hause. Aber da gibt es natürlich oft Abweichungen."

Aus Sicht der Polizei sind die vielen Schätzungen schon lange nicht mehr tragbar. "Das Problem am Föderalismus ist, dass der Vollzug des Waffenrechts Ländersache ist. Uns fehlt ein zentrales Register zur Erfassung der Waffen. Das ist das Ziel, wo wir hin wollen", betont Hans-Jürgen Marker von der Bundesgeschäftsstelle der Gewerkschaft der Polizei (GdP).

Bis zur Lösung des Problems wird noch viel Zeit vergehen: Eine Richtlinie der Europäischen Union schreibt Deutschland und den übrigen Mitgliedstaaten vor, bis 2014 ein zentrales elektronisches Waffenverzeichnis einzuführen. Erst dann könnten die Spekulationen über die genaue Anzahl der Waffen im Umlauf ein Ende finden.

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