Islamistische Szene BKA-Chef Ziercke befürchtet neue Anschlagsversuche in Deutschland

Berlin · Das Bundeskriminalamt (BKA) geht von etwa tausend Mitgliedern in der "islamistisch-terroristischen" Szene in Deutschland aus. Ingesamt konnten die Behörden bisher neun Anschläge auf deutschem Boden vereiteln. Weitere Anschlagsversuche seien "naheliegend".

 Die Zahl islamistischer "Gefährder" schätzt das BKA auf 230 Personen.

Die Zahl islamistischer "Gefährder" schätzt das BKA auf 230 Personen.

Foto: dpa, Fredrik von Erichsen

Insgesamt rund tausend Menschen in Deutschland zählten zum "islamistisch-terroristischen Personenpotenztial", sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke der "Welt". Ziercke warnt angesichts des Gräueltaten der Organisation Islamischer Staat (IS) in Syrien und im Irak vor Anschlägen in Deutschland durch Einzeltäter. "Derzeit geht die größte Gefahr islamistisch-terroristischer Anschläge von fanatisierten Einzeltätern oder Kleinstgruppen aus", sagte Ziercke.

BKA-Chef Ziercke erwartet neue Anschlagsversuche in Deutschland
Foto: dpa, mb cul

Nach neun vereitelten Terroranschlägen sowie den nicht gezündeten Kofferbomben von Köln (2006), einem Mordattentat auf US-Soldaten auf dem Frankfurter Flughafen (2011) und einer auf dem Bonner Hauptbahnhof deponierten Bombe (2012) hält Ziercke es für naheliegend, "dass weitere Anschlagsversuche kommen werden". Die Sicherheitsbehörden seien jedoch gut aufgestellt und würden mit aller Kraft versuchen, solche Pläne zu durchkreuzen. "Panik ist nicht angebracht", sagte der BKA-Chef.

Die Zahl der islamistischen Gefährder hat sich nach Zierckes Angaben von 120 im Jahr 2010 auf nun 230 erhöht. Bei ihnen sei Ziercke zufolge davon auszugehen, "dass sie Straftaten von erheblichem Ausmaß begehen könnten". Weitere 300 Personen führt das BKA als "relevant". Laut Ziercke nimmt man bei ihnen an, "dass sie etwa bei der Vorbereitung eines Anschlags logistisch helfen könnten". Aktuell gibt es 420 Ermittlungsverfahren und 650 Beschuldigte mit islamistischem Hintergrund.

(AFP)
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