Berlin Festnahme von Terrorverdächtigem nach Anschlagshinweisen

Karlsruhe/Berlin · Ein Hinweis auf einen möglicherweise zeitnah bevorstehenden Anschlag ist der Hintergrund für die Festnahme eines terrorverdächtigen Syrers in Berlin. Erste, aber nicht konkrete Hinweise auf den Mann habe es bereits Mitte Oktober gegeben.

 In diesem Haus nahm die Polizei den verdächtigen 27-Jährigen fest.

In diesem Haus nahm die Polizei den verdächtigen 27-Jährigen fest.

Foto: dpa, pdz hjb

Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen. Dann hätten sich die Informationen weiter verdichtet. Der Hinweis auf eine eventuell bevorstehende Umsetzung der Anschlagspläne habe dann den Polizeieinsatz ausgelöst.

Gut drei Wochen nach der Verhaftung des Syrers Dschaber al Bakr in Leipzig haben Berliner Ermittler damit einen weiteren Terrorverdächtigen gefasst. Beamte des Landeskriminalamtes nahmen den 27-jährigen Syrer am Mittwochabend in einer Wohnung in Berlin-Schöneberg fest. Laut Bundesanwaltschaft wird er verdächtigt, Mitglied der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gewesen zu sein. Die Behörde will am Vormittag entscheiden, ob sie einen Haftbefehl beantragt.

Die Polizei teilte mit, der Mann stehe im Verdacht, Mitglied einer ausländischen terroristischen Vereinigung zu sein. Das Portal "Focus Online" hatte am Abend geschrieben, der Festgenommene gelte als hochgefährlich. Es werde in Berliner Sicherheitskreisen von einem "zweiten Dschaber al Bakr" gesprochen. Der Hinweis, der zur Festnahme des Syrers in Berlin geführt habe, sei von einem ausländischen Nachrichtendienst gekommen.

Bei dem Terrorverdächtigen handelt es sich nach Angaben aus Sicherheitskreisen wohl um einen Einzeltäter. Der Zugriff sei nötig gewesen, da Gefahr im Verzug gewesen sei. Der ursprüngliche Hinweis sei von einem befreundeten Geheimdienst gekommen.

Das genaue Ausmaß der angenommenen Terrorbedrohung blieb zunächst unklar. Deutsche Sicherheitskreise äußerten sich am Donnerstag zurückhaltend: Die Hintergründe müssten erst ermittelt werden. Offen sei auch, ob es sich tatsächlich um einen zweiten Fall al Bakr handeln könnte, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus diesen Kreisen. Die Sicherheitsbehörden reagierten seit dem Fall Al-Bakr besonders sensibel und griffen deshalb bei Hinweisen schnell zu.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) zeigte sich erleichtert. Der Mann sei schon länger vom Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet worden, sagte der Ministeram Rande eines Kongresses zur Arbeit der Geheimdienste in Berlin. "Ich bin sehr froh, dass es gelungen ist, diesen Verdächtigen festnehmen zu lassen." Die Behörden täten alles, "damit es in Deutschland nicht zu einem Anschlag kommt".

In jüngster Zeit hatte sich mehrfach gezeigt, dass islamistische Extremisten, etwa vom IS, auch Deutschland im Visier haben. Der mutmaßliche Terrorist al Bakr hatte sich schon Sprengstoff besorgt und wollte den Ermittlern zufolge einen Berliner Flughafen angreifen. Er erhängte sich kurz nach seiner Festnahme in seiner Gefängniszelle in Leipzig.

Im Berliner Fall wurde der Mann lediglich vorläufig festgenommen. Der nach eigenen Angaben 27 Jahre alte Syrer soll Sicherheitskreisen zufolge in Tunesien geboren sein. Die "Welt" gab seinen Namen mit Ashraf Al-T. an. Nach eigener Aussage hält er sich seit 2015 in Deutschland auf.

Der Verdächtige sei zusammen mit einem mutmaßlichen Komplizen deutscher Herkunft und gleichen Alters über einen längeren Zeitraum observiert worden, sagte ein Ermittler der "Welt". Informationen über mögliche Anschlagspläne erhofften sich die Ermittler durch Auswertung seiner Kommunikationsgeräte.

(dpa/jeku)
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