Zug-Crash "Die schnelle Reaktion der Busfahrerin war beispielhaft"

Buxtehude · Auf einem Bahnübergang in Buxtehude prallte gestern ein Regionalzug mit einem Schulbus zusammen, der auf den Schienen liegengeblieben war. Weil die Busfahrerin geistesgegenwärtig handelte, blieben alle unversehrt.

Ein schrilles Warnsignal,wenige Sekunden später ein lauter Knall — was ein Schüler an einem Bahnübergang im niedersächsischen Buxtehude mit seinem Smartphone aufgenommen hat, hätte in einer Katastrophe enden können. Dort prallte gestern Morgen ein Regionalzug mit hoher Geschwindigkeit auf einen Schulbus, der auf den Schienen liegengeblieben war. Der Schüler, der das Video anschließend im Internet veröffentlichte, saß eine Minute vorher selbst noch in dem Bus. Er und seine Schulkameraden wurden von der 23-jährigen Busfahrerin rechtzeitig in Sicherheit gebracht, die nach der Panne blitzschnell reagierte.

Seit einigen Tagen ist der Bahnübergang Teil einer Umleitungsstrecke, die aufgrund von Straßenbauarbeiten in Buxtehude-Hedendorf eingerichtet werden musste. "Dort fahren täglich Busse lang, und bisher ist dort nie etwas passiert", sagt Polizei-Sprecher Herbert Kreykenbohm.

Um den Bahnübergang zu passieren, musste der Gelenkbus rechts einbiegen. "Dabei muss der Knick des Gelenks, das beide Abteile verbindet, wohl so extrem gewesen sein, dass der Bus hätte Schaden nehmen können", sagt Kreykenbohm. Damit das nicht passiert, schaltet sich der Motor eines so extrem geknickten Busses automatisch ab — die Steuerung versagt dann den Dienst. "Nur ein Techniker hätte das Fahrzeug wieder in Betrieb nehmen können. Die Busfahrerin hatte da an Ort und Stelle keine Chance."

Stattdessen reagierte die 23-Jährige richtig und wies die 60 Schulkinder an, den Bus zu verlassen und sich auf dem gegenüberliegenden Gehweg zu sammeln. "Danach dauerte es noch etwa eine knappe Minute, bis der Zug den Übergang erreichte." Die Fahrerin hatte noch versucht, die Bahn mit dem Handy über die Panne und den Bus auf den Gleisen zu informieren — vergeblich.

Trotz Vollbremsung prallte der Regionalzug "Metronom" auf den Bus, zerstörte das hintere Abteil komplett und kam erst dann zum Stehen. Einige Schüler liefen panisch den Gehweg hinunter und halten sich die Ohren zu, andere beobachteten den Crash aus wenigen Metern Entfernung. Einige haben den Unfall mit dem Smartphone gefilmt.

Wie durch ein Wunder kam bei dem Zusammenstoß niemand ums Leben. Ein Insasse des Zuges erlitt laut Polizei leichte Verletzungen. "Die Busfahrerin sowie der Lokführer stehen unter Schock und sind derzeit in ärztlicher Behandlung", sagt Kreykenbohm. "Die schnelle Reaktion der 23-Jährigen war beispielhaft. Sie hat die Kinder gerettet." Der entstandene Sachschaden an Zug, Bus und Bahnübergang wird auf rund 300.000 Euro geschätzt. Die Räumungsarbeiten dauerten bis in den späten Abend.

Der Bus wurde mit einem Kran abtransportiert. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen, die Unglücksursache ist noch unklar. "Entweder hat die Fahrerin den Bus tatsächlich zu stark in die Kurve gelenkt, oder das Sicherheitssystem funktionierte nicht ordnungsgemäß", sagt Kreykenbohm. "Da können wir bislang nur spekulieren."

(mro)
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