Cäsium 137 ausgetreten Weitere rostige Fässer im AKW Brunsbüttel entdeckt

Kiel/Brunsbüttel · In den unterirdischen Depots des Atomkraftwerks Brunsbüttel sind bei Untersuchungen zehn weitere Rostfässer mit schwach- und mittelradioaktivem Müll entdeckt worden.

 Ein nicht ordnungsgemäß verschlossenes Stahlblechfass mit radioaktivem Abfall lagert im Feststofflager des Kernkraftwerks Brunsbüttel (KKB) in Brunsbüttel, aufgenommen am 11.08.2014.

Ein nicht ordnungsgemäß verschlossenes Stahlblechfass mit radioaktivem Abfall lagert im Feststofflager des Kernkraftwerks Brunsbüttel (KKB) in Brunsbüttel, aufgenommen am 11.08.2014.

Foto: dpa, chc cul

Anders als in bisherigen Fällen sei der Inhalt von manchen Fässern ausgetreten, sagte Schleswig-Holsteins Energieminister Robert Habeck (Grüne) am Mittwoch in Kiel. Auf einer Folie am Kavernenboden sei eine breiige Masse mit dem radioaktiven Stoff Cäsium 137 festgestellt worden. Wegen der meterdicken Betonwände bestehe weder für Mitarbeiter noch für die Bevölkerung Gefahr, versicherte Habeck. Auch ein Durchsickern ins Grundwasser sei ausgeschlossen.

Die Kieler Atomaufsicht hatte nach der Entdeckung eines rostigen Fasses Anfang 2012 angeordnet, dass der Betreiber Vattenfall alle sechs Kellerräume mit insgesamt 631 Fässern mit radioaktiven Abfällen inspiziert und ein Bergungskonzept entwickelt. Inzwischen wurden zahlreiche Schäden an Fässern festgestellt. Bis 2015 sollen alle Fässer überprüft sein.

Habeck forderte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) auf, bundesweit den Zustand von Atommüllfässern in vorläufigen Lagerstätten von Kernkraftwerken kontrollieren zu lassen. Nach dem Fund des ersten Rostfasses in Brunsbüttel 2012 habe der Bund zwar ein Meldesystem eingeführt. Bisher sei aber lediglich ein einziges weiteres defektes Fass aus Niedersachsen gemeldet worden.

Auf dem Gelände des schleswig-holsteinischen Atomkraftwerkes Brunsbüttel gibt es sechs unterirdische Lagerräume.
In den Kavernen befinden sich insgesamt 631 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen aus dem Reaktorbetrieb. Es handelt sich vor allem um Filterharze und Verdampferkonzentrate, aber auch um Mischabfälle. In Kaverne 4 rosten 18 von 70 Fässern, einige heftig.

Zwischen den eng neben- und übereinanderstehenden Fässern in den Lagerräumen wurden in der Vergangenheit relativ hohe Strahlenwerte gemessen. Ein 1,10 Meter dicker Betondeckel schützt weitgehend vor der Strahlung. Die zwischengelagerten Fässer sollen später im geplanten Endlager Schacht Konrad in Niedersachsen landen. Zuvor müssen sie in speziell zugelassene Behälter verpackt werden. Das Endlager Konrad soll voraussichtlich Anfang des kommenden Jahrzehnts zur Verfügung stehen.

(dpa)
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