Stellvertrentender Aufsichtsrat "Chancen für S21 nur noch bei 50 Prozent"

Stuttgart/Berlin · Während Bahnchef Rüdiger Grube nach einem Zeitungsbericht Vorwürfe wegen verspäteter Informationen zu Mehrkosten beim Bauprojekt Stuttgart 21 zurückgewiesen hat, sieht ein hochrangiges Mitglied des Aufsichtsrates die Chancen zur Realisierung des Großprojektes nur noch bei 5o Prozent.

Zehn Fakten zu Stuttgart 21
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Foto: dapd

Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Alexander Kirchner bezifferte die Chancen für den Bau des umstrittenen Bahnprojekts mit fünfzig/fünfzig. Es müsse nun offen über Alternativen diskutiert werden, forderte er am Montag im Deutschlandfunk. "Niemandem ist geholfen, wenn das Projekt scheitert und dort nur ein Scherbenhaufen liegt", sagte der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG. Aber ein Aus könne auch teuer werden: "Ein Abbruch kostet aus heutiger Sicht zwei Milliarden - ohne das man einen funktionsfähigen Bahnhof in Stuttgart hat."

Grube: Haben Zahlen immer sofort vorgelegt

Die Kritik an der Bahn wegen der verspäteten Vorlage von Informationen konterte Grube folgendermaßen: "Mit viel Mühe und Aufwand haben interne und externe Fachleute unter der Leitung von Dr. Volker Kefer eine vollständige Analyse der Kostenentwicklung durchgeführt", zitiert die "Stuttgarter Zeitung" aus einem internen Rundschreiben Grubes mit Blick auf Technikvorstand Kefer. "Unmittelbar" nachdem valide und geprüfte Ergebnisse vorlagen, seien diese dem Aufsichtsrat am 12. Dezember 2012 offengelegt und gleichzeitig die Projektpartner darüber informiert worden. Die Bahn äußerte sich am Montag auf Anfrage zunächst nicht dazu.

Die Bahn hatte am 12. Dezember mitgeteilt, dass sich der Finanzierungsrahmen für das Bauvorhaben um 1,1 Milliarden Euro auf 5,6 Milliarden Euro erhöhe. Hinzu kämen Risiken von 1,2 Milliarden Euro. Der Aufsichtsrat der Bahn wird in den kommenden Wochen über den Vorschlag des Vorstands entscheiden, dass der Staatskonzern die Mehrkosten finanziert.

Unter anderem das Bundesverkehrsministerium hatte in einem vorige Woche bekanntgewordenen internen Papier die Informationspolitik des Unternehmens kritisiert.

(dpa/felt)
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