KZ-Gedenkstätte Gestohlenes Tor ist zurück in Dachau

Dachau · Es ist vor mehr als zwei Jahren gestohlen und im vergangenen Jahr in Norwegen wiedergefunden worden: Das Tor mit der zynischen Aufschrift "Arbeit macht frei" ist am Mittwoch an seinen Ursprungsort, die KZ-Gedenkstätte Dachau, zurückgekehrt.

 Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU, l.) begutachtet das Tor.

Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU, l.) begutachtet das Tor.

Foto: afp, ul

Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) spricht von einem "bedeutenden Tag für die Gedenkstätte". Den Diebstahl des Tores nennt er eine Aggression gegen den Ort des Erinnerns, die durch die Rückkehr aber nun ein Stück weit gelindert worden sei. Das Tor stehe für die Erniedrigung jedes einzelnen Menschen durch die NS-Diktatur.

Für den Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Karl Freller, ist das zurückgeholte Tor "ein Beweismittel für den Zynismus der Nazis". Er verteidigt den Beschluss der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, es künftig gesichert im Museum auszustellen. "Wir werden ein Auge darauf werfen."

Der Präsident des Internationalen Dachaukomitees, Jean-Michel Thomas, sagt, er sei "nach wie vor äußerst bestürzt über die Schändung der Gedenkstätte". Es handele sich ebenso wie im Vernichtungslager Auschwitz um einen abscheulichen Angriff auf den Ort der Erinnerung. Dort war im Dezember 2009 der Schriftzug "Arbeit macht frei" über dem Eingangstor gestohlen worden. Die Ermittlungen zum Diebstahl des Dachauer Tores müssten fortgeführt werden, wünscht sich Thomas.

Bei der Feier zum 72. Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau am 30. April wird das Tor erstmals in der Dauerausstellung der Gedenkstätte zu sehen sein. Bis dahin soll es fachmännisch konserviert werden. Der Erosionsprozess solle aber lediglich aufgehalten werden, erläutert die Leiterin der KZ-Gedenkstätte, Gabriele Hammermann. Die Abnutzungsspuren blieben weiterhin sichtbar. Um das Tor vor einem erneuten Diebstahl zu schützen, wird es künftig in einer klimatisierten und alarmgesicherten Vitrine zu sehen sein.

Das Konzentrationslager Dachau war das erste große, dauerhaft angelegte KZ der Nationalsozialisten. Zwischen 1933 und 1945 waren dort mehr als 200 000 Menschen aus ganz Europa inhaftiert, 41 500 starben. Die Parole "Arbeit macht frei" an Eingängen von Konzentrationslagern symbolisiert den Zynismus der NS-Diktatoren im Umgang mit den Opfern. Am Sonntag hatte US-Vizepräsident Mike Pence die KZ-Gedenkstätte besucht.

(isw/dpa)
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