Studie bei Grundschulkindern Defizite bei der Ganztagsbetreuung in NRW

Gütersloh · Nordrhein-Westfalen hinkt einer Studie zufolge bei der Ganztagsbetreuung von Grundschülern hinterher. Nur 29 Prozent der Kinder nutzten Anfang 2010 ein entsprechendes Angebot, wie aus einer Studie der Bertelsmann Stiftung hervorgeht. Den größten Aufholbedarf haben demnach Bayern, Niedersachsen und Baden-Württemberg.

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Foto: RP, Thomas Busskamp

In den westdeutschen Bundesländern liegt die Durchschnittsquote zwar nur bei 21 Prozent. In den ostdeutschen Ländern besuchen aber drei Viertel der Grundschulkinder ein Ganztagsangebot. In Berlin liegt der Anteil bei fast 70 Prozent.

Damit herrsche in NRW "noch immer Aufholbedarf", erklärte die Stiftung. Schlusslichter der Studie sind Niedersachsen mit 15 und Baden-Württemberg mit 13 Prozent. Die Ganztagsbetreuung wird im Westen vorwiegend in Kitas und Ganztagsschulen angeboten. Auch in NRW besuchen die meisten der ganztägig betreuten Grundschulkinder eine Ganztagsschule. In ostdeutschen Ländern dagegen machen Horte einen großen Teil des Angebots aus.

"Wir brauchen in Deutschland einen Rechtsanspruch auf eine Ganztagsschule", sagte das Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, Jörg Dräger. Ein verlässliches Ganztagsangebot verbessere die Bildungschancen der Kinder. Von einem entsprechenden Angebot für alle Grundschulkinder seien viele Bundesländer noch weit entfernt.

Die Stiftung drängt auch auf verbindliche Standards für die Qualifikation und Anzahl des Personals. Mindeststandards sind in Deutschland den Angaben zufolge nur bei der Hortbetreuung fest verankert.

Für die offenen Ganztagsschulen gebe es dagegen nur in etwa der Hälfte der Bundesländer Vorgaben zur Personalausstattung.
Grundsätzlich sei das Personal in den Horten besser ausgebildet als in Ganztagsschulen.

In NRW verfügen 15 Prozent der Fachkräfte in Horten über einen Hochschulabschluss. Weitere 63 Prozent haben einen Fachschulabschluss, etwa als Erzieher.

Nachholbedarf im Westen

Bei der Ganztagsbetreuung von Grundschülern gibt es vor allem im Westen Deutschlands noch immer großen Nachholebedarf. Während in den ostdeutschen Bundesländern Anfang 2010 gut drei Viertel (75,4 Prozent) der Grundschulkinder ein Ganztagsangebot besuchten, war dies in Westdeutschland nur etwas mehr als jedes fünfte Kind (21,4 Prozent), wie die Studie zeigt.

Den größten Aufholbedarf bei der Ganztagsbetreuung von Grundschülern haben demnach Bayern, wo nur knapp 16 Prozent der Kinder ein entsprechendes Angebot wahrnehmen, Niedersachsen (rund 15 Prozent) und Baden-Württemberg (rund 13 Prozent).

Das Saarland, Nordrhein-Westfalen, Bremen und Hamburg liegen mit Quoten zwischen 29 und 48 Prozent im Mittelfeld. Nur etwas weniger als ein Viertel der Grundschüler nutzen in Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Hessen ganztägige Angebote.

In allen ostdeutschen Bundesländern nutzen jeweils mehr als 60 Prozent der Grundschüler ein Ganztagsangebot, auch in Berlin liegt der Anteil bei fast 70 Prozent.
Während die Grundschulkinder in Ostdeutschland überwiegend in Horten betreut werden, ist im Westen die offene Ganztagsschule am weitesten verbreitet.

Laut dem Länderreport bieten die Horte im Vergleich zu den Ganztagsangeboten an Schulen die umfangreichere Betreuung und besser qualifiziertes Personal. Im Hort besteht an vier bis fünf Tagen in der Woche bis mindestens 17.00 Uhr ein Angebot.

Eine Schule ist laut Kultusministerkonferenz indes bereits dann eine Ganztagsschule, wenn an mindestens drei Tagen in der Woche für täglich sieben Zeitstunden ein Angebot besteht.

(AFP/DAPD)
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