Vermummte warfen Steine Demo eskaliert: 69 verletzte Polizisten in Leipzig

Leipzig · In Leipzig sind am Samstag rechte und linke Demonstranten aneinandergeraten. Die Situation eskalierte, 69 Polizisten wurden verletzt. Der Bürgermeister spricht von Straßenterror.

 Mit Wasserwerfern versuchte die Polizei, die Krawalle zu beenden.

Mit Wasserwerfern versuchte die Polizei, die Krawalle zu beenden.

Foto: dpa, woi gfh

Nach den Krawallen am Rande einer Neonazi-Demonstration ist es in Leipzig in der Nacht weitgehend ruhig geblieben. "Es sind mehr Polizisten als sonst auf den Straßen. Wir schauen genau hin und sind auf alles vorbereitet", sagte ein Sprecher der Polizei am frühen Sonntagmorgen.

Im Stadtteil Südvorstadt der sächsischen Stadt war es am Samstag am Rande der Neonazi-Demonstration zu Ausschreitungen zwischen linken Gegendemonstranten und der Polizei gekommen. Vermummte warfen Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper, die Beamten gingen mit Wasserwerfern und Reizgas gegen die schwarz gekleideten Krawallmacher vor. Nach Polizeiangaben wurden 69 Beamte verletzt und 50 Dienstfahrzeuge beschädigt. 23 Menschen seien in Gewahrsam genommen worden.

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) nannte die Ausschreitungen "schockierend". "Das ist offener Straßenterror", teilte er mit. Kriminelle diskreditierten den so wichtigen, friedlichen Protest gegen Neonazis.

Nach Angaben einer Polizeisprecherin wurden Polizisten aus einer Menge von etwa 1000 Menschen heraus "massiv" angegriffen. Erst am Abend beruhigte sich die Lage. Nach Angaben der Studentengruppe "Durchgezählt" beteiligten sich etwa 2500 Menschen an mehreren Gegendemonstrationen. Die Polizei wollte diese Zahl nicht bestätigen. An der Neonazi-Veranstaltung nahmen laut Polizei weit weniger als die angemeldeten 600 Menschen teil.

Bei den Ausschreitungen ging eine Bushaltestelle zu Bruch, Müllcontainer brannten, an S-Bahnstationen in den Stadtteilen Connewitz und Plagwitz wurden Kabelschächte in Brand gesetzt, um die Anreise der Neonazis zu erschweren. Selbst die Feuerwehr sei angegriffen worden, twitterte die Polizei.

Diese war mit einem Großaufgebot und Verstärkung aus anderen Bundesländern vor Ort. Die Beamten nahmen zeitweise den gegen Rechtsextremismus engagierten Jenaer Stadtjugendpfarrer Lothar König in Gewahrsam. Er hatte auf einer linken Gegendemo von seinem Lautsprecherwagen aus gesprochen. Am Abend kam er wieder frei. Laut Polizei wird gegen ihn unter anderem wegen des Verdachts auf Landfriedensbruch ermittelt. Zudem habe er sich Beamten widersetzt.

Schon am frühen Samstagmorgen hatten Unbekannte mehrere Brände gelegt. In den Stadtteilen Südvorstadt und Connewitz brannten laut Polizei an mehreren Stellen Autoreifen sowie Container.

(jco/dpa)
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