Terre des Hommes Deutlich mehr getötete Babys 2011

Osnabrück · Die Zahl getöteter und ausgesetzter Babys in Deutschland ist nach Darstellung von terre des hommes (tdh) im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. 16 Neugeborene seien 2011 in Deutschland tot aufgefunden worden.

Neun ausgesetzte Neugeborene wurden lebend gefunden. Das berichtet die "Neue Osnabrücker Zeitung" unter Berufung auf Zahlen des Kinderhilfswerks.

Im Vergleich zu 2010 stieg die Zahl der Fälle damit um mehr als 50 Prozent. Im Zehn-Jahres-Vergleich ist die Zahl der aufgefundenen Babys aber leicht zurückgegangen. 2001 hatte das Kinderhilfswerk noch 17 tot und 14 lebend gefundene Neugeborene registriert.

Tdh-Experte Bernd Wacker nannte die aktuelle Entwicklung "bestürzend", zumal es sich nur um Mindestzahlen handele. "Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein." Das Kinderhilfswerk wertet für seine Fallstudie in erster Linie Medienberichte aus.

Wacker kritisierte, es sei unfassbar, wie nachlässig die Politik mit den bitteren Schicksalen Neugeborener umgehe. So gebe es bis heute keine offizielle Statistik darüber, wie viele Säuglinge in Deutschland getötet oder ausgesetzt würden.

"Wir wissen auch nicht, wie viele Babyklappen es gibt, wie viele Neugeborene dort landen oder wie viele Babys anonym in Kliniken zur Welt kommen", erklärte Wacker. All diese Informationen müssten öffentlich erfasst und damit transparent gemacht werden.

"Ohne die Daten können wir auch nicht gezielt helfen. Wir arbeiten in einer riesigen Grauzone." Der tdh-Experte forderte den Gesetzgeber auf, die "sehr vernünftigen Empfehlungen des Deutschen Ethikrats aus dem Jahr 2009 umzusetzen", um Müttern in Notsituationen besser zu helfen und Kindstötungen zu verhindern.

(KNA)
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