Verdächtiger Flüchtling Deutsch-griechische Irritationen wegen Mordfall Maria L.

Athen · Beim heutigen Besuch des griechischen Premiers Tsipras in Berlin könnte ein Mordfall Thema werden: Der Tod der Freiburger Studentin Maria L. sorgt für Verstimmungen zwischen Deutschland und Griechenland. Es geht dabei um die Frage, wer wann welche Einzelheiten über den tatverdächtigen Flüchtling Hussein K. kannte.

 Angela Merkel mit griechischem Regierungschef Tsipras (beim EU-Gipfel am Donnerstag)

Angela Merkel mit griechischem Regierungschef Tsipras (beim EU-Gipfel am Donnerstag)

Foto: ap, VM

Beim heutigen Besuch des griechischen Premiers Tsipras in Berlin könnte ein Mordfall Thema werden: Der Tod der Freiburger Studentin Maria L. sorgt für Verstimmungen zwischen Deutschland und Griechenland.

Es geht dabei um die Frage, wer wann welche Einzelheiten über den tatverdächtigen Flüchtling Hussein K. kannte.

Nach Angaben der griechischen Behörden waren die Fingerabdrücke und Personalien von Hussein K. seit dessen Ankunft als Flüchtling in Griechenland 2013 im europäischen Eurodac-System gespeichert. "Diese Daten waren allen europäischen Sicherheitsbehörden zugänglich", hieß es von Seiten der griechischen Regierung. Zuvor hatte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) den griechischen Behörden Vorwürfe gemacht. Hussein K. war nach Verstößen gegen Bewährungsauflagen in Griechenland nicht international zur Fahndung ausgeschrieben worden.

Im Freiburger Verbrechensfall ist das Alter des Verdächtigen sowie seine Herkunft unklar. Hussein K. hatte den deutschen Behörden angegeben, er stamme aus Afghanistan und sei 17 Jahre alt. Eindeutige Dokumente konnte er bei seiner Einreise nach Deutschland laut Behörden nicht vorlegen. Es geht zentral auch um die Frage, warum den deutschen Behörden bei der Einreise des mutmaßlichen Afghanen im November 2015 dessen griechische Vorstrafe wegen eines Gewaltverbrechens nicht aufgefallen ist.

Hussein K. hatte 2013 auf Korfu eine Studentin überfallen und dabei schwer verletzt. 2014 wurde er wegen versuchten Mordes zu einer Haftstrafe verurteilt, im Herbst 2015 aber vorzeitig aus der Haft entlassen. Kurz darauf kam er nach Deutschland. Im Oktober dieses Jahres soll er dann in Freiburg eine 19 Jahre alte Studentin vergewaltigt und ermordet haben. Er sitzt in Untersuchungshaft.

Der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), André Schulz, sieht die Schuld nicht nur bei Griechenland. "Ich halte nichts davon, jetzt nach dem Fall Freiburg mit dem Finger auf Griechenland zu zeigen", sagte er der "Welt", nachdem er den griechischen Behörden zuvor selbst "eklatantes Versagen" vorgeworfen hatte.

(crwo/dpa)
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