Nach Anschlag in Ägypten Deutsche Kopten bekommen Polizeischutz

Frankfurt (RPO). Die koptische Gemeinde in Frankfurt wird während des koptischen Weihnachtsfestes Ende dieser Woche besonders bewacht. "Wir bekommen von der Polizei Objekt- und Personenschutz", sagte Diakon Michele Riad.

Autobombe explodiert vor christlicher Kirche
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Das sagte Riad der "Frankfurter Rundschau". Gleiches gelte für die Trauerfeier, die für Samstag in dem Gotteshaus im Stadtteil Bockenheim geplant ist.

Dabei soll der 21 in Ägypten getöteten Kopten zu gedacht werden. - Die Gemeinde Sankt Markus ist laut Zeitung die älteste und mit knapp 1.000 Mitgliedern auch eine der größten koptischen Gemeinden in Deutschland. Auch in Frankreich stehen die 19 koptischen Gotteshäuser des Landes künftig unter verstärktem Polizeischutz. Die Sicherheitsvorkehrungen würden für einige Zeit verstärkt, erklärten Polizeiverantwortliche im Rundfunksender "France-Info". So seien vor einer koptischen Kirche in Chatenay-Malabry bei Paris Barrieren errichtet worden, um das Parken von Fahrzeugen in unmittelbarer Nähe des Gotteshauses zu unterbinden

Kritik an Politiker

Unterdessen hat der Bischof der Koptischen Gemeinde Deutschlands, Anba Damian, die Reaktionen von Politikern auf den Terroranschlag in Ägypten als unzureichend kritisiert. Das Bundesinnenministerium verhalte sich sehr korrekt, sagte er am Dienstag in einem Deutschlandfunk-Interview.

Aber die Statements der Politiker seien "sehr blass, sehr oberflächlich und enttäuschend". Sie müssten die Probleme analysieren und endlich ernsthafte Gespräche führen, forderte der Bischof. "Die ganze Welt ist geschädigt von blumigen Statements und tröstenden Wörtern", sagte Damian. Nach dem Anschlag sollten Taten folgen, so das Oberhaupt von rund 6.000 koptischen Christen in Deutschland.

Die Kopten würden in Ägypten wie Bürger zweiter Klasse behandelt, erklärte der Bischof. Dort würden Menschenmengen die Moscheen nach dem Freitagsgebet voller Hass und Wut verlassen. Die Christen und der Papst würden von Moslems beschimpft, sagte Damian. Ziel der Terrordrohung in Deutschland sei, dass man die Kopten in Angst und Schrecken versetze. Die Drohungen hätten nach seiner Meinung schon einen "gewissen Glaubwürdigkeitsgehalt"; es gehe den Tätern nicht um Gebäude-, sondern um Personenschäden.

Muslime in den Niederlanden bieten Kopten Schutz an

Muslimische Organisationen in den Niederlanden haben den Kopten des Landes angeboten, ihre Gotteshäuser gegen mögliche terroristische Übergriffe schützen zu helfen. Die koptische Kirche in Amsterdam überlege, auf das Angebot einzugehen, berichteten Rundfunksender am Dienstag. In den Niederlanden gibt es sieben koptische Gotteshäuser. Drei davon - in Amsterdam, Utrecht und Eindhoven - sollen auf einer im Internet verbreiteten Liste als mögliche Anschlagsziele genannt worden sein.

Das Angebot zum Schutz der Gotteshäuser wurde den Kopten laut den Medienberichten vom Niederländischen Muslimrat, dem Rat Marokkanischer Moscheen in den Niederlanden und der Föderation Islamitischer Organisationen unterbreitet. In dem Aufruf heiße es, gerade Muslime müssten die Drohungen gegen Kopten entschieden verurteilen, weil die Terroristen vorgäben, im Namen des Islam zu handeln.

(KNA/csh)
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