Konfektionsgrößen werden angepasst Deutsche werden größer und breiter

Köln (RP). Die Größe des deutschen Durchschnitts-Mannes nimmt in jedem Jahrzehnt um einen Zentimeter zu. Noch deutlicher wächst der Bauchumfang: Seit 1980 vergrößerte er sich bei Männern um 4,4 Zentimeter, der Brustumfang sogar um 7,3 Zentimeter. Das ist das Ergebnis einer Reihenmessung von mehr als 13.000 Deutschen, die das Textilforschungzentrum Hohenstein Institute vorlegt. Eine derart umfangreiche Studie, bei der die Forscher 97 verschiedene Maße bei Frauen, Männern und Kindern nahmen, hat es in der Geschichte der Bundesrepublik nie gegeben.

 Ein Model wird von einem Bodyscanner vermessen.

Ein Model wird von einem Bodyscanner vermessen.

Foto: AP, AP

Ziel des knapp zwei Millionen teuren Projekts ist die Anpassung der Kleidergrößen, aber auch die Autoindustrie und andere Branchen wollen profitieren. "Textilhersteller können die Daten nun verwenden und daraus passgenauere Kleidung entwickeln”, sagt Martin Rupp, Leiter des Projekts. Er erwartet, dass vor allem Männer davon profitieren. Ihre bisherigen Konfektionsgrößen beruhen auf Daten aus den 60er Jahren. Bei Frauen hingegen wurde zuletzt erst 1994 Maß genommen.

Insgesamt zeigen die neuen Daten, dass immer mehr Kunden größere Konfektionen tragen werden. Die Durchschnitts-Frau im Jahr 2009 entspricht der Kleidergröße 40 bis 42, der Durchschnittsmann einer 54. Neben dieser Verschiebung nach oben haben sich auch die Proportionen geändert. Ein Beispiel: Bei Frauen wie Männern ist der Ausgangspunkt, um eine Kleidergröße zu bestimmen, der Brustumfang.

Für die Damengröße 36 beträgt dieser standardisiert 84 Zentimeter. Die Umfänge von Taille und Hüfte ordnen sich dieser Größe unter und wurden bei der Reihenmessung neu ermittelt. Dabei zeigte sich, dass Frauen mit dem Brustumfang 84 Zentimeter heute eine schmalere Hüfte (minus ein Zentimeter) haben, dafür aber mehr Bauchumfang (plus ein Zentimeter) im Vergleich zur letzten Messung 1994.

"Die Figur der Deutschen wird gerader, die Wespentaille verschwindet”, sagt Rupp. Studien in Frankreich kamen zu ähnlichen Ergebnissen. "Wegen der signifikanten Veränderungen war das eine längst überfällige Studie”, erklärt Rudolf Haug, Professor für Textil- und Bekleidungstechnik an der Hochschule Niederrhein. Auch seine FH zählte zu den 31 Mess-Standorten der Studie.

Teilnehmer wurden dort mit einem berührungslosen 3D-Scanner vermessen ­ jeweils in einer sitzenden und drei stehenden Positionen. Per Computer erzeugten die Wissenschaftler einen elektronischen Zwilling und vermaßen ihn.

Wissenschaftler erklären die Veränderten Körpermaße mit der Formel "Wohlstand macht lang”. Über die Größe eines Menschen entscheiden die Gene und Lebensbedingungen. Positive Einflüsse in Deutschland waren in den vergangenen Jahrzehnten das Sozialsystem, die medizinische Versorgung und wachsende Bildungsstandards.

(RP)
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