16 Millionen Single-Haushalte Deutschland — das Land der Alleinlebenden

Wiesbaden · Heiraten, Kinder bekommen, Haus bauen – so sah vor einigen Jahren noch der klassische Lebensentwurf aus. Doch die Realität ist inzwischen eine andere. Denn die Zahl der Deutschen, die allein leben, steigt immer mehr an. Und die Großstädter gehen dabei voran, wie eine aktuelle Untersuchung ergab.

Die wichtigsten Fakten aus dem Mikrozensus zu den Alleinstehenden
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Die wichtigsten Fakten aus dem Mikrozensus zu den Alleinstehenden

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Foto: AP

Heiraten, Kinder bekommen, Haus bauen — so sah vor einigen Jahren noch der klassische Lebensentwurf aus. Doch die Realität ist inzwischen eine andere. Denn die Zahl der Deutschen, die allein leben, steigt immer mehr an. Und die Großstädter gehen dabei voran, wie eine aktuelle Untersuchung ergab.

"Das Alleinleben ist — und zwar über alle Altersgruppen hinweg — ein fester Bestandteil der Lebenswirklichkeit in Deutschland", sagt Roderich Egeler, Präsident des Statistischen Bundesamtes bei der Vorstellung des Mikrozensus zur Situation der Alleinlebenden in Deutschland. Demnach lebte im Jahr 2011 jeder Fünfte allein — insgesamt 15,9 Millionen Menschen.

Das bedeutet allerdings nicht, dass Deutschland das Land der Singles ist. Denn als Alleinlebender wird in der Statistik auch derjenige gezählt, dessen Partner(in) eine eigene Wohnung hat. Und dennoch hat sich die Zahl in den vergangenen 20 Jahren deutlich erhöht, wie aus der Erhebung hervorgeht. Denn gegenüber 1991 stieg die Zahl um rund 4,5 Millionen, eine satte Steigerung von 40 Prozent.

Vor allem die Männer haben in dieser Hinsicht deutlich zugelegt. Zwar gibt es in Deutschland (geringfügig) mehr alleinlebende Frauen als Männer, doch während beim weiblichen Geschlecht gerade einmal elf Prozent mehr als 1991 ihr eigenes Heim bevorzugen, stieg die Zahl bei den Männern um 81 Prozent an.

Großstädter besonders häufig allein

All das hängt nach der Erklärung des Statistischen Bundesamtes mit der veränderten gesellschaftlichen Wirklichkeit zusammen, die für viele schon selbstverständlich ist. Erst Karriere, dann Familie, lautet da bei vielen der Standpunkt. Denn oftmals fehlt der Glaube, beides unter einen Hut zu bekommen. Auch deshalb versucht die Politik immer wieder, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern.

Laut der Erhebung werden längere Ausbildungszeiten und höhere Anforderungen im Berufsleben aber auch in der Zukunft dafür sorgen, dass es immer mehr Alleinstehende in der Bundesrepublik geben wird. Auch die nichteheliche Partnerschaft sei — da Deutsche auch immer später heiraten — weiter verbreitet als noch vor 15 Jahren.

Die Statistiker gehen zudem davon aus, dass bis zum Jahr 2030 sogar 23 Prozent einen Einpersonenhaushalt führen werden. Doch noch ist die Familie der Mittelpunkt des Lebens hierzulande. Nach der Statistik leben 49 Prozent der Deutschen in einer Familie.

Interessant an der Statistik sind auch die regionalen Unterschiede. So gibt es nicht nur in den neuen Bundesländern mehr Alleinlebende als in den alten, sondern es gibt auch große Unterschiede zwischen Stadt und Land. Sprich: Je mehr Menschen auf einem Fleck leben, umso höher ist die Chance, dass sie auch allein leben.

Großstädter scheinen demnach ihr trautes Heim allein zu lieben. Ganz vorn bei den Städten ist übrigens Berlin. In Duisburg dagegen leben im Vergleich der Großstädte die wenigstens allein. Und bei den Bundesländern ist es Rheinland-Pfalz, in dem mehr Menschen zusammenleben als anderswo.

Häufiger Empfänger von Hartz-IV-Leistungen

Aber auch in Bezug auf die beruflichen Tätigkeiten der Deutschen gibt der Mikrozensus über die Alleinlebenden eine Menge Aufschluss. Denn einerseits finanzieren sich die meisten Alleinstehenden durch einen Job, allerdings werden dieser Gruppe auch häufiger Hartz IV oder Sozialhilfe ausgezahlt. 17 Prozent sind es nach Angaben der Statistiker.

Bei den Frauen gibt es zudem einen Unterschied in Bezug auf den Umfang ihrer beruflichen Tätigkeit. Denn wer alleine lebt, arbeitet häufiger in Vollzeit. 72 Prozent sind es nach der Statistik, bei den nicht allein lebenden Frauen dagegen nur 45 Prozent. Und auch in den Führungspositionen macht sich das Alleinleben bemerkbar — und das nicht nur in Bezug auf die Frauen.

Denn während alleinlebende Frauen im mittleren Alter häufiger in Führungspositionen arbeiten, sieht es bei den Männern genau umgekehrt aus. 21 Prozent der Alleinlebenden gehört zu dieser Gruppe. Immer noch mehr als bei den Frauen, doch bei den Männern, die mit einer Partnerin zusammenleben, ist der Anteil um fünf Prozent höher. Woran das allerdings liegt, darauf gab die Statistik leider keine Antworten.

(das)
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