Sturmflut-Gefahr an der Nordseeküste Schulen bleiben wegen Orkantief "Xaver" geschlossen

Hamburg · Mit Sturm, Schnee und eisiger Kälte wird das Tiefdruckgebiet "Xaver" in den kommenden Tagen auf Deutschland treffen. Die Deutsche Bahn stellt Räumfahrzeuge und Abtauanlagen für Züge bereit, Polizei und Rettungsdienste erhöhen ihre personelle Stärke "in allen Bereichen".

 Die Grafik des Deutschen Wetterdienstes zeigt, wo besonders starke Orkanböen zu erwarten sind.

Die Grafik des Deutschen Wetterdienstes zeigt, wo besonders starke Orkanböen zu erwarten sind.

Foto: Deutscher Wetterdienst

An der Nordseeküste ist ab Donnerstag mit teils extremen Orkanböen zu rechnen, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Mittwoch in Offenbach mitteilte. Bis weit ins Hinterland hinein soll starker Sturm herrschen. An der Küste könnten die Böen im Einzelfall mehr als 140 Stundenkilometer erreichen.

Mit orkanartigen Böen ist demnach im gesamten Norden des Landes etwa bis zur Linie Münster-Berlin zu rechnen. Damit wären etwa auch Teile Nordrhein-Westfalens oder Brandenburgs betroffen. Im Bergland seien zudem mehr als zehn Zentimeter Schnee sowie Verwehungen zu erwarten, auch in tieferen Lagen soll es in der Nacht zum Freitag schneien.

Bahn verstärkt Leitstellen und Kundenzentren

Verkehrsbetriebe, Feuerwehr und Rettungsdienste bereiteten sich am Mittwoch auf die Ankunft des Unwetters vor. Die Deutsche Bahn mobilisierte die Bereitschaftsdienste für Oberleitungsreparaturen sowie zur Räumung von Bahnsteigen und Gleisanlagen von Schnee und Eis. Auch das Personal in Leitstellen und Kundenzentren wird verstärkt. Bundesweit stünden unter anderem 64 Schneeräumfahrzeuge und 37 Abtauanlagen für Züge bereit. Zudem würden Diesellokomotiven bereitgehalten, die auf Strecken mit vereisten Oberleitungen zum Einsatz kommen könnten.

 Diese Grafik zeigt die vorhergesagte Luftdruckverteilung am Donnerstagabend um 18 Uhr. Etwa zu diesem Zeitpunkt wird der Orkan seinen Höhepunkt erreichen.

Diese Grafik zeigt die vorhergesagte Luftdruckverteilung am Donnerstagabend um 18 Uhr. Etwa zu diesem Zeitpunkt wird der Orkan seinen Höhepunkt erreichen.

Foto: Deutscher Wetterdienst

Polizei und Rettungsdienste in Schleswig-Holstein stellten sich ebenfalls auf das Sturmtief ein. "Die personelle Stärke wird in allen Bereichen erhöht", teilte die Polizeidirektion in Bad Segeberg mit. Es sei mit vielen Einsätzen zu rechnen, erklärte der Kreis Pinneberg. Die Behörden seien auf die Unwetterlage "gut vorbereitet".

Schulen bleiben vorsichtshalber geschlossen

An Schleswig-Holsteins kompletter Nordseeküste am Donnerstag der Unterricht aus. Neben den Kreisen Nordfriesland samt Inseln und Halligen sowie Dithmarschen gilt dies auch für den Kreis Ostholstein inklusive Fehmarn, die Stadt Flensburg und den Kreis Schleswig-Flensburg, wie das Bildungsministerium am Mittwoch mitteilte.

Auch der große Winter-Jahrmarkt und alle Weihnachtsmärkte in Hamburg sollen von Donnerstag an zunächst geschlossen bleiben. Dies haben die Bezirksämter beziehungsweise die Wirtschaftsbehörde am Mittwoch angeordnet. Die Marktbetreiber wurden aufgefordert, ihre gesamte Ausstattung zu sichern und den Betrieb vorübergehend ab Nachmittag einzustellen, sagte eine Sprecherin des Bezirksamtes Mitte.

Laut dem in Hamburg ansässigen Institut für Wetter- und Klimakommunikation werden die Windgeschwindigkeiten an der Küste wahrscheinlich unter denen des Sturmtiefs "Christian" bleiben. Dieses war Ende Oktober über Deutschland und anderen europäische Länder hinweggezogen und hatte teils schwere Schäden verursacht. Für die norddeutsche Küste und Hamburg bestehe aber die Gefahr einer möglicherweise schweren Sturmflut. Die Wetterlage ähnele der, die 1962 zu der berüchtigten Hamburger Sturmflut geführt habe. "Die Deiche würden einer solchen Flut aber standhalten", betonte das Institut.

Keine amtliche Sturmflutwarnung

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) gab am Mittwoch zunächst keine amtliche Sturmflutwarnung heraus. Das mache gegenwärtig noch keinen Sinn, sagte ein BSH-Sprecher. "Wir rechnen für Freitag mit 2,50 Meter über dem Mittleren Hochwasser."

Von einer Sturmflut wird an der Nordseeküste gemäß offizieller Definition ab einem Wasserstand von etwa 3,5 Meter über Normalnull oder etwa 1,5 Meter über dem mittleren Hochwasser gesprochen. Von einer schweren Sturmflut ist ab 4,5 Metern über Normalnull (etwa 2,5 Meter über mittlerem Hochwasser) die Rede.

Bei der Hamburger Sturmflut von 1962 stieg das Wasser auf 5,70 Meter über Normalnull. Anders als damals sind die Deiche und Hochwasserschutzanlagen in der Stadt inzwischen aber alle auf Wasserstände von mindestens 7,50 Meter über Normalnull ausgelegt, teils sogar für mehr als neun Meter. Sie sind zudem auch wesentlich stabiler gebaut.

Bei niedrigeren Wasserständen ist in Hamburg in der Regel nur mit der Überflutung einiger tieferliegender Bereiche zu rechnen, etwa von Parkplätzen oder Straßen in der sogenannten Hafencity.

(AFP/dpa/sgo)
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