Was wissen wir nach den Messungen? Die Asche - so hart wie Stahl

Düsseldorf (RPO). Europa spricht seit Tagen über Vulkanasche. Gesehen haben sie die wenigsten. Aus der Entfernung ist sie unsichtbar. Nähert man sich mit dem Mikroskop, entpuppt sie sich als Schönheit von glasartiger Struktur mit stahlhartem Äußeren. Inzwischen mehren sich die Anzeichen, dass die Asche langsam zu Boden sinkt.

 Die DLR-Forscher haben ihrem Bericht an das Verkehrsministerium ein

Die DLR-Forscher haben ihrem Bericht an das Verkehrsministerium ein

Foto: dlr / verkehrsministerium

Düsseldorf (RPO). Europa spricht seit Tagen über Vulkanasche. Gesehen haben sie die wenigsten. Aus der Entfernung ist sie unsichtbar. Nähert man sich mit dem Mikroskop, entpuppt sie sich als Schönheit von glasartiger Struktur mit stahlhartem Äußeren. Inzwischen mehren sich die Anzeichen, dass die Asche langsam zu Boden sinkt.

 Die 400-fache Vergrößerung eines Ascheteilchens zeigt eine gläserne Struktur der Partikel.

Die 400-fache Vergrößerung eines Ascheteilchens zeigt eine gläserne Struktur der Partikel.

Foto: SEPA/RP

In Deutschland ist die Asche ein irgendwie unwirkliches Medienphänomen. Die Wolke, die tagelang den Luftverkehr über Europa lahm legte, war unsichtbar. Die Partikel sind weniger als einen Millimeter groß und damit zu klein fürs bloße Auge, hieß es zur Begründung.

Ihre Größe In England stellt sich die Sache anders dar. Dort liegt seit Tagen Asche auf den Autos. Die schottische Umweltorganisation Sepa hat Proben gesammelt und unter dem Mikroskop analysiert. Bei 200facher Vergrößerung (Bild oben) erinnert sie ein wenig an einen Meteoritenschwarm. Bei 400facher Vergrößerung (Foto links) erkennt man die glasartige Struktur der Silizium-Partikel. Der abgebildete Splitter hat eine Größe von 0,2 mal 0,1Millimetern. Das ist in etwa so viel als würde man acht Haare zusammenlegen.

Ihre Oberfläche So schön der winzige Partikel auch anzuschauen ist, so gefährlich ist er für Turbinenflugzeuge, wenn er "im Schwarm" auftritt — als Wolke. Die Siliziumpartikel sind etwa so hart sind wie die Klinge eines Taschenmessers. Darum wirken sie im Extremfall auch wie ein Sandstrahlgebläse, von dem die Oberfläche des Flugzeugs aufgeraut wird. Die Aerodynamik ändert sich dadurch, und die Fenster werden undurchsichtig.

Ihr Geruch Aus England ist zu vernehmen, die Asche rieche etwas rauchig oder schwefelig. Das ist keine Überraschung, wird doch bei einem Vulkanausbruch das Gas Schwefeldioxid freigesetzt. Dessen Geruch ist scharf und stechend. Nach faulen Eiern stinkt Schwefel hingegen nur in Verbindung mit Wasserstoff. Im Südschwarzwald wurden am Dienstag 15 Mikrogramm Schwefeldioxid pro Kubikmeter Luft gemessen — eine deutlich erhöhte Konzentration.

Ihre Farbe Zu den wenigen, die die Asche in Deutschland überhaupt zu sehen bekommen haben, zählten am Montag die Forscher des Luft- und Raumfahrtzentrums in Oberpfaffenhofen bei München. Sie waren zu einem Testflug über Deutschland gestartet. Die Aschewolke sei deutlich als bräunliche Schicht erkennbar gewesen, berichten die Forscher. Gleiches berichten auch niederländische Forscher. Auch die Ränder der Wolke seien deutlich sichtbar gewesen - eine wichtige Information für Piloten. Die Forscher aus Schottland, die die Ascheteilchen unter dem Mikroskop liegen hatten, sprechen von einer grau bis dunkelgrünen Färbung.

Wo ist die Wolke? Die Aschewolke hat sich den aktuellen Messungen nach auf 3000 Meter Höhe abgesenkt. Sie weist dabei eine unterschiedliche Dichte auf, wie die DLR-Forscher bei ihrem Testflug quer durch die Luftschichten über Deutschland feststellten. In einem 12-seitigen Bericht haben sie ihre Erkenntnisse zusammengetragen. Eine Bewertung nimmt das DLR nicht vor. Das ist Aufgabe des Verkehrsministeriums.

Momentaufnahmen Bei dem Testflug nahmen die Forscher Stichproben. Zwischen 3500 und 6000 Metern stießen sie auf Ascheteilchen. Generell waren die Ascheschichten in ihrer horizontalen und vertikalen Ausdehung sehr unterschiedlich und änderten fortlaufend sich, wie das DRL erklärte. Die Partikel-Konzentration in den höheren Schichten über 3,5 Kilometer Höhe sei niedriger als in Grenzschichten unter drei Kilometer Höhe. Klar ist: mit dem Wetter und dem Ausstoß des Vulkans auf Island kann sich alles wieder ändern. Die Messungen sind nur Bestandsaufnahmen. "Der Messflug gibt einen Status Quo wider, wie viele Aschepartikel zu diesem Zeitpunkt in der Luft waren", sagte DLR-Sprecherin Miriam Kamin der Nachrichtenagentur Reuters.

Hamburg frei Aber auch die können unmittelbare Wirkung haben. Über Hamburg etwa waren keine Ascheschichten zu messen. Am Dienstagabend gab Luftfahrtbehörde Starts und Landungen für Instrumentenflüge an den Flughäfen Hamburg und Bremen frei. Anders stellte sich die Lage in Süddeutschland dar. Bei München und Leipzig stießen die Wissenschaftler auf größer Schichten in eine Größe zwischen 500 und 2000 Meter.

Die Asche sinkt Die Beobachtungen zeigen, dass die Wolke tiefer sinkt. Experten zufolge ist es möglich, dass auch irgendwann in Deutschland Vulkanasche auf dem Boden zu finden sein wird. Deutsche Behörden melden bereits, dass die Feinstaubmengen stark ansteigen. In höheren Lagen des Südschwarzwaldes und des Oberrheingrabens wurden schon am Montag Werte gemessen, wie sie sonst nur in Ballungsgebieten anzutreffen sind, sagte Wilfried Weiß von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz der Nachrichtenagentur ddp. Partikel aus der Aschewolke kämen zuerst dort an und drängten dann in tiefere Gebiete vor.

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