Wetter in Deutschland Die Kälte bleibt bis zum Wochenende

Düsseldorf · Obdachlose dürfen in U-Bahn-Stationen übernachten und die Österreicher ihr Gesicht verhüllen: Durch die eisigen Temperaturen herrscht Ausnahmezustand in ganz Europa. In NRW gab es wieder einen Kälterekord. Zum Wochenende soll es wärmer werden.

 Das Wetter bleibt kalt. (Symbolbild)

Das Wetter bleibt kalt. (Symbolbild)

Foto: dpa, pst gfh

Einen Tag vor dem meteorologischen Frühlingsbeginn hat Deutschland wieder eine bitterkalte Nacht erlebt. In Nordrhein-Westfalen wurde der Kälterekord vom Dienstag schon wieder überholt. In der Eifel zeigten die Thermometer minus 18 Grad an, auf dem Kahlen Asten minus 16 Grad. Im Bergland lagen die Temperaturen zwischen minus 10 bis minus 18 Grad, im Flachland und am Rhein zwischen minus 8 und minus 13 Grad. Die Kältewelle hat inzwischen viele Länder Europas erreicht. Auch die Menschen in den Nachbarländern bibbern. Es gab bereits Tote.

Den tiefsten Wert registrierte der Deutsche Wetterdienst (DWD) auf der Zugspitze mit minus 27 Grad. Besonders kalt wird es der Vorhersage zufolge in den kommenden Nächten erneut in den Alpen und im östlichen Mittelgebirgsraum. In den dortigen Tälern erwarten die Meteorologen weniger als minus 20 Grad, und auch andernorts in der Mitte und im Süden Deutschlands wird es mit minus neun bis minus 16 Grad kalt. Tagsüber herrscht Dauerfrost, vor allem für den Norden wird Schnee erwartet. Der Tiefstwert für NRW wurde in Lippstadt-Bökenförde (Kreis Soest) gemessen - dort sank das Thermometer auf minus 12,5 Grad.

Glätte und leichter Schneefall hatten am Montag in NRW für Chaos im Berufsverkehr gesorgt. In der vergangenen Nacht wurden jedoch kaum noch Zwischenfälle gemeldet. Der Verkehr auf den Straßen lief in der Nacht ohne größere Probleme. "Es ist kalt, aber mehr nicht", sagte ein Sprecher des Lagezentrums in Nordrhein-Westfalen. Im Norden hatte zum Wochenbeginn Chaos geherrscht: Allein rund um Lübeck zählte die Polizei innerhalb weniger Stunden rund 100 Verkehrsunfälle. Auch an der Ostseeküste kam es zu Zusammenstößen.

In der Nacht zum Dienstag hat die extreme Kälte wohl ein Todesopfer in NRW gefordert. Eine Passantin hat am Morgen einen 82 Jahre alten dementen Mann, der am Abend ein Krankenhaus in Harsewinkel bei Gütersloh zu Fuß verlassen hatte, leblos am Straßenrand aufgefunden. Es sei wahrscheinlich, dass der Mann bei Temperaturen um minus zehn Grad erfroren ist, sagte eine Sprecherin der Polizei Gütersloh. Ein Fremdverschulden könne ausgeschlossen werden.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe hat deutschlandweit bereits vier Kältetote registriert. Es reiche nicht aus, nur nachts Unterkünfte anzubieten und die Obdachlosen morgens wieder auf die Straße zu schicken, warnte Geschäftsführerin Werena Rosenke. "Man kann auch tagsüber erfrieren." In Polen sind bei eisigen Temperaturen seit Freitag mindestens acht Menschen gestorben. Das teilte das Sicherheitszentrum der Regierung mit. Damit stieg die Zahl der Kältetoten seit November auf insgesamt 48.

Der Gute-Nacht-Bus des Vereins "Fifty-Fifty" in Düsseldorf verteilt Spezialschlafsäcke, die gut gegen Kälte isolieren. Zudem gibt es laut der Stadt Düsseldorf zentrale Notschlafstellen im Stadtgebiet. 140 Plätze stehen zur Verfügung. Die Stadt Köln hat für den Winter 150 weitere Plätze für Wohnungslose eingerichtet. In den U-Bahn-Stationen und Wartehallen der Bahnhöfe werden Obdachlose geduldet. Auch die Duisburger Verkehrsbetriebe erlauben Obdachlosen in den kommenden Tagen, in der U-Bahnstation am Hauptbahnhof zu übernachten.

Das Essener Tierheim bietet Obdachlosen an, ihre Hunde am Abend dort abzugeben. Denn in den offiziellen Schlafstellen dürfen die Tiere oft nicht über Nacht bleiben. Auch Berlin weitet angesichts der Kälte sein Übernachtungsangebot für Obdachlose aus. Für die Kältehilfe seien 100 zusätzliche Betten in einem Hangar des ehemaligen Flughafens Tempelhof geschaffen worden, sagte Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke).

Laut dem Wetterdienst Meteogroup bleibt es in NRW zunächst frostig. Am Freitag erwarten die Meteorologen bis zu fünf, am Samstag bis zu neun Grad. Auch dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge wird es von Westen her in den kommenden Tagen langsam etwas wärmer. "Die Nachttemperaturen liegen fast landesweit im strengen Frostbereich", sagte ein Sprecher des DWD am frühen Morgen. Auch am Tag müsse weiter mit Dauerfrost gerechnet werden. Am Wochenende bestehe dann im Süden und Westen Glättegefahr - hier fällt vereinzelt gefrierender Regen.

Österreich erlaubt Ausnahmen vom Verhüllungsverbot. "Bei diesen Temperaturen wird kein Polizist jemanden belangen, der sein Gesicht zum Schutz vor Kälte verhüllt", sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Wien. Seit dem 1. Oktober 2017 muss jeder sein Gesicht von der Stirn bis zum Kinn zeigen. Das zielte unter anderem auf islamische Frauen, die Burka oder Nikab tragen.

In Rom hat Schnee das öffentliche Leben lahmgelegt. Die italienische Hauptstadt zeigte sich gestern mit einer ungewöhnlichen weißen Decke überzogen. Alle Schulen und Kindergärten blieben geschlossen. Auch das Kolosseum, Italiens Top-Attraktion, blieb zu. Die Millionen-Stadt rief ihre Bewohner auf, sich möglichst wenig fortzubewegen.

(oko / wer)
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