Minderjährige Drogendealer Die Polizei ist hilflos

Berlin (RPO). Nach wiederholtem Aufgreifen minderjähriger Drogendealer in Berlin sieht sich die Polizei dem Problem hilflos gegenüber. "Minderjährige haben rechtlich nichts zu befürchten", sagte Polizeisprecher Michael Merkle am Dienstag. Daher tauchten sie immer wieder an den gleichen Stellen auf, um Drogen zu verkaufen.

Ein Elfjähriger war am Wochenende bereits zum elften Mal von der Polizei erwischt worden. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) und die Berliner CDU forderten die Unterbringung in geschlossenen Heimen.

"Alles was wir machen können, ist, die Kinder von der Straße wegzunehmen und einen Bericht für das Jugendamt zu schreiben", sagte Merkle. Die Kinder seien auch nicht verpflichtet, die Hintermänner zu nennen. Bis 14 gelten sie als strafunmündig.

Erst am Montag hatte die Polizei erneut zwei minderjährige Kinder beim Handel mit Rauchgift ertappt. Sicherheitsmitarbeiter der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) hatten am U-Bahnhof Möckernbrücke den Drogenhandel beobachtet. Zunächst sei nur die Käuferin mit einer Szenekugel, später auch der 13-jährige Verkäufer geschnappt worden. Er habe einen Verkaufserlös von mehreren Hundert Euro dabei gehabt.

Kinder laufen dem Notdienst weg

Da der der Polizei bereits bekannte 13-Jährige keinen festen Wohnsitz in Berlin hat, wurde er einem Kindernotdienst in Kreuzberg übergeben. Von dort sei bereits am Montagabend wieder eine Vermisstenanzeige gekommen, da der 13-Jährige entwischt war. Zuvor war ein Zwölfjähriger in einer Straßenbahn Richtung Alexanderplatz mit insgesamt 19 mit Kunststoff umwickelten Szenekugeln im Mund erwischt worden.

Nach Angaben des Rauschgiftdezernats beim Landeskriminalamt werden Kinder von Drogenbanden als Dealer eingesetzt. Sie kämen alleine aus dem Ausland nach Deutschland, sagte Merkle. Derzeit häuften sich die Fälle, was aber auch daran liegen könne, dass die Kinder sich an prominenteren Stellen aufhielten. In den vergangenen Tagen waren Kinder auf dem Alexanderplatz oder in der Nähe des U-Bahnhofes Schönleinstraße aufgegriffen worden.

Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, forderte, minderjährige Drogendealer in geschlossenen Heimen unterzubringen. "Diese Kinder muss man aus den Familien nehmen und versuchen, sie zu sozialisieren", sagte er. Mit der Polizei sei dieses Problem nicht zu lösen.

Auch die jugend- und familienpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Emine Demirbüken-Wegner, schloss sich Wendts Forderung nach geschlossenen Heimen an. "Das Konzept der offenen, ortsungebundenen Unterbringung ist gescheitert", sagte sie. Insbesondere illegal eingeschleuste Kinder seien der organisierten Kriminalität ausgesetzt, da der Senat sie der Obhut von "zweifelhaften, oftmals polizeilich bekannten Familienverbünden" überließe. Ihrer Meinung nach sei die Betreuung durch den Staat "zwingend geboten".

(DDP/awei)
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