Verhandlung gegen "Düsseldorfer Zelle" beginnt Diese Frau macht mutmaßlichen Terroristen den Prozess
Düsseldorf · Vier Al-Qaida-Terroristen sollen einen schweren Sprengstoff-Anschlag in Deutschland geplant haben. Am Mittwoch beginnt die Verhandlung gegen die mutmaßlichen Attentäter der "Düsseldorfer Zelle". Das Terror-Verfahren wird von Richterin Barbara Havliza geleitet.
Barbara Havliza lässt über einen Sprecher ausrichten, dass sie in laufenden Verfahren keine Interviews gibt. Ein aktuelles Foto hat sie aber von sich machen lassen, weil sie weiß, dass die Nachfrage danach groß ist.
Morgen wird die 54-Jährige im Hochsicherheitstrakt des Düsseldorfer Oberlandesgerichts (OLG) den Prozess gegen vier mutmaßliche Al-Qaida-Terroristen eröffnen. Sie sollen einen großen Sprengstoffanschlag in Deutschland geplant haben.
Laut Anklageschrift der Bundesanwaltschaft hatte das Quartett vor, aus Grillanzündern Hexamin für die Sprengstoffherstellung zu gewinnen. Die Angeklagten wurden im April 2011 in Düsseldorf und Bochum festgenommen.
Die "Terror-Richterin"
Nach den Prozessen gegen die sogenannten "Kofferbomber" (zwei Islamisten, die 2006 Anschläge auf Regionalzüge in NRW geplant hatten) und gegen die vier Mitglieder der "Sauerland-Gruppe", die US-Einrichtungen im Visier hatten, ist das Verfahren gegen die "Düsseldorfer Zelle" das nächste große Terror-Verfahren, das in der Landeshauptstadt verhandelt wird. Auch diesmal gelten strenge Sicherheitsauflagen. Richterin Havliza hat zunächst 30 Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil ist für Ende November geplant.
Die 54-Jährige tritt als "Terror-Richterin" die Nachfolge von Ottmar Breidling an, der im März dieses Jahres in Pension gegangen war. Breidling, der den Spitznamen "Richter Tacheles" trug, leitete mehr als eineinhalb Jahrzehnte den sechsten Strafsenat des OLG, der für die Terrorismus-Verfahren zuständig ist. Der Richter nahm kein Blatt vor den Mund. "Dies ist keine Moschee, sondern ein deutscher Gerichtssaal", rief er zum Beispiel den Anhängern des "Kalifen von Köln", Metin Kaplan, zu. Nun folgt Richterin Havliza auf Breidling.
Die Erkenntnisse der Ermittler über die "Düsseldorfer Zelle" füllen bislang 260 Aktenordner, die Anklageschrift umfasst 500 Seiten. Die Anklage stützt sich auf die Erkenntnisse einer monatelangen verdeckten Ermittlung mit Wanzen und abgehörten Telefongesprächen.
Hinweis durch Geheimsdienst
Wie auch bei den Ermittlungen gegen die Sauerland-Gruppe soll der Auslöser für die Observation durch das Bundeskriminalamt der Hinweis eines ausländischen Geheimdienstes gewesen sein. Angeblich kam der Tipp vom US-Geheimdienst CIA. Die Amerikaner hören fast alle Telefongespräche ab, die aus pakistanischen Terrorcamps ins Ausland geführt werden.
Anführer der "Düsseldorfer Zelle" soll der Marokkaner Abdeladim el K. sein. Der 31-Jährige hatte sich offenbar 2010 in einem Ausbildungslager von Al Qaida an der afghanisch-pakistanischen Grenze aufgehalten. Mit dem Anführer el K. stehen der Deutsch-Marokkaner Jamil S. (32), der Deutsch-Iraner Amid C. (21) und der Deutsche Halil S. (28) vor Gericht. Allen wird die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Halil S. soll durch Urkundenfälschung und Computerbetrug versucht haben, Geld zu organisieren.
Der Drahtzieher soll sich über Sicherheitsvorkehrungen an öffentlichen Gebäuden, Flughäfen und Bahnhöfen informiert haben. El K. suchte nach Möglichkeiten, Wassserstoffperoxid, Aceton und weitere Substanzen zur Herstellung eines Sprengsatzes zu beschaffen. Ein konkretes Ziel hatten die mutmaßlichen Terroristen offenbar zwar noch nicht ausgewählt. Laut "Süddeutscher Zeitung" war el K. aber zur Tat fest entschlossen. In einer E-Mail an Al Qaida schrieb er: "Oh unser Scheich, wir halten noch unser Versprechen. Wir werden mit dem Schlachten der Hunde anfangen."
