NRW-Kommunen dürfen Zusatznamen führen Dieter-Nuhr-Stadt statt Ratingen?

Düsseldorf · "Dieter-Nuhr-Stadt" statt Ratingen? Die Debatte um Zusatznamen sorgt in vielen nordrhein-westfälischen Städten für Diskussionen. Seit der NRW-Landtag den Städten im Oktober per Gesetz erlaubt hatte, offiziell einen Beinamen wie beispielsweise "Universitätsstadt" zu führen, suchen Bürger und Politiker nach geeigneten Namensergänzungen für ihre jeweilige Kommune.

Mögliche Zusatznamen für Leverkusen und Leichlingen
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Mögliche Zusatznamen für Leverkusen und Leichlingen

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In Ratingen bei Düsseldorf schlug Stadtrats-Mitglied Manfred Evers (Ratinger Linke) scherzhaft den Kabarettisten Dieter Nuhr als Namensgeber vor. "Dieter Nuhr ist nicht nur ein Ratinger, sondern darüber hinaus bundesweit bekannt", sagt Evers.

Mit dem ironischen Vorschlag habe er die Idee anderer Ratspolitiker auf die Schippe nehmen wollen, die Stadt nach dem mittelalterlichen Folterinstrument namens "Dumeklemmer" zu benennen, sagt der Lokalpolitiker. Schließlich zog Evers seinen Witzantrag zurück.

Land muss Extra-Namen genehmigen

Dabei war das Namensgesetz vom Landtag durchaus ernst gemeint:
"Mit dem offiziellen Zusatz können Gemeinden und Kreise ihre Einzigartigkeit bekannt machen. Das stiftet Identität und stärkt das kommunale Selbstbewusstsein", glaubt Innen- und Kommunalminister Ralf Jäger (SPD).

Nunmehr können Räte und Kreistage mit einer Dreiviertelmehrheit Bezeichnungen bestimmen. Das Land muss sein Okay geben. Anschließend können die Kommunen den Zusatznamen tragen und beispielsweise auf Ortsschilder und Briefpapier schreiben.

In Erkrath fragte eine Regionalzeitung per Online-Abstimmung ihre Leser, ob "Tor zum Neandertal" oder "Fundort des Neandertalers" der bessere Spitzname wäre. Ergebnis war ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Sprockhövel ringt um die Frage, ob der Titel "Wiege des Ruhrbergbaus" die Gemeinde schmücken würde. Im sauerländischen Brilon brachte der Stadtheimatpfleger laut Lokalpresse den Zusatz "waldreichste Stadt" ins Gespräch. Der Begriff "Waldstadt" ist allerdings auch Favorit in der Stadt Iserlohn.

Auch größere Städte prüfen einen Extra-Namen. "Es sind mehrere Namenszusätze denkbar, die auf der Linie des Leitbildes der Stadt Münster liegen: etwa ein Zusatz, der auf die Friedensstadt hinweist; oder zum Beispiel ein Hinweis auf die Hochschul- und Wissenschaftsstadt", sagt ein Stadtsprecher. Münster werde "das in Ruhe abwägen und dann entscheiden".

"Meisterstadt" Dortmund?

In Dortmund stecken die Überlegungen "noch in den Kinderschuhen", wie eine Sprecherin der Stadt sagt. Vorschläge dazu würden bald diskutiert. In Anspielung auf den örtlichen Fußballclub BVB wurde in Internet-Foren schon "Meisterstadt" als Name verlangt.

In einem sozialen Netzwerk schlug ein Scherzbold außerdem vor:
"Wattenscheid - Geh weg mit Bochum." Ortsteile dürfen allerdings keinen eigenen Zusatznamen führen. Die Revierkommune Essen solle den Zusatz "Wir waren mal Kulturhauptstadt" küren, hieß es.

Die NRW-Stadt, die bereits seit Jahrzehnten einen Extra-Titel führen darf, sieht indes keinen Anlass für Veränderungen auf ihrem Ortsschild: "Unser Namenszusatz lautet seit jeher Landeshauptstadt und ist damit ein einzigartiges Alleinstellungsmerkmal", sagt ein Sprecher der Stadt Düsseldorf.

Laut Innenministerium sind bisher keine Anträge auf Beinamen beim Land eingegangen. Ob also "Kaiserstadt Aachen", "Domstadt Köln" oder "Schwebebahn-Stadt Wuppertal" kommen, bleibt vorerst offen.

(DAPD)
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