Drogenlieferung aus der Karibik Mehr als 700 Kilo Kokain in Hamburg entdeckt

Der Fund ist rekordverdächtig und brisant: Mehr als 700 Kilo Kokain findet der Hamburger Zoll in einem Container aus der Karibik. Das Ausbleiben der Lieferung sorgt für einen Konflikt innerhalb der Drogenbande.

 Zollfahnder haben im Hamburger Hafen einen Container mit mehr als 700 Kilo Kokain sicher gestellt.

Zollfahnder haben im Hamburger Hafen einen Container mit mehr als 700 Kilo Kokain sicher gestellt.

Foto: dpa, ahe gfh

Mega-Drogenfund im Hafen: 717 Kilogramm Kokain hat der Hamburger Zoll in einem Container von der niederländischen Antilleninsel Curaçao entdeckt. Das Kokain habe einen sehr hohen Reinheitsgrad von 80 Prozent, sagte der Leiter des Zollfahndungsamtes, René Matschke, am Freitag. In üblicher Streckung hätte das Rauschgift einem Gewicht von 2,8 Tonnen entsprochen und einen Straßenverkaufswert von 145 Millionen Euro gehabt. Nach der Berechnung sei es die größte je vom deutschen Zoll beschlagnahmte Menge an Kokain.

Bei den Empfängern in den Niederlanden habe das Ausbleiben der Lieferung schon für einen Konflikt gesorgt, sagte Matschke. Hinter dem Schmuggel steckt nach Zoll-Angaben eine internationale Bande. Es habe am vergangenen Montag in den Niederlanden eine Geiselnahme gegeben, bei der es um das Kokain ging. In Vriezenveen nahe der deutschen Grenze bei Nordhorn hatte sich ein Mann bei der Polizei gemeldet. Er sei gefesselt, geknebelt und entführt worden, habe dann aber entkommen können, sagte er nach Angaben der niederländischen Polizei. Kurz darauf nahm die Polizei zwei tatverdächtige Männer fest. Die niederländischen Beamten gehen davon aus, dass die Entführung mit dem Kokainfund in Hamburg zu tun hat.

In der Vergangenheit hätten sich mehrere Mitglieder der Bande gegenseitig umgebracht. Mit der Bekanntgabe der Beschlagnahmung vom 18.
Januar wollten die Behörden die Brisanz aus dem Bandenkonflikt nehmen, erklärte Matschke. Es sollten keine weiteren Menschen gefährdet werden. "Eine offenbar äußerst brutale Täterorganisation ist hier am Werk, die wohl auch nicht vor weiteren Gewaltverbrechen zurückschreckt", erklärte der Zoll.

Der Container sollte in die Niederlande gehen. Laut Frachtpapieren sollte der Inhalt nur aus Metallschrott bestehen. Die Kokainpäckchen zu etwa je einem Kilogramm seien unter dem Schrott in Bleiblechen verpackt gewesen. Das habe Röntgenstrahlen bei einer Kontrolle abhalten sollen, erläuterte Matschke. Zusätzlich seien die Verpackungen mit Benzin getränkt worden, um Drogenhunde zu täuschen. Beides sei jedoch nicht gelungen, sowohl die Röntgentechnik des Zolls als auch der eingesetzte Spürhund hätten das Rauschgift bemerkt. Die Beamten präsentierten die beschlagnahmten Drogen auf zwei großen Paletten.

Niederländische Zollfahnder hatten im vergangenen Juni in Rotterdam in einem Container sogar rund 4000 Kilo Kokain gefunden. Die 3780 Pakete waren in einer Ladung Ananas aus Costa Rica versteckt.

In Hamburg hatten Drogenfahnder im April 2010 bereits eine große Kokainmenge sichergestellt: In einem Container aus Paraguay befanden sich 1,2 Tonnen. Das damalige Rauschgift habe jedoch nicht den hohen Reinheitsgrad von 80 Prozent wie der aktuelle Fund gehabt, erläuterte Matschke. 2002 waren in Kassel 1,25 Tonnen Kokain beschlagnahmt worden.

(rent/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort