Echo-Eklat um Kollegah und Farid Bang Helene Fischer will "ein paar Dinge klarstellen"

Berlin · Helene Fischer wird oft vorgeworfen worden, dass sie sich aus politischen Debatten heraushält. Auch nach dem Echo für Kollegah und Farid Bang schwieg sie - aber nun richtet sie sich direkt an ihre Fans: "Da ich mir meiner Verantwortung als Künstlerin durchaus bewusst bin."

 Helene Fischer bei der Echo-Verleihung (Archiv).

Helene Fischer bei der Echo-Verleihung (Archiv).

Foto: dpa

Helene Fischer wird oft vorgeworfen, dass sie sich aus politischen Debatten heraushält. Auch nach dem Echo für Kollegah und Farid Bang schwieg sie lange. Nun richtet sie sich an ihre Fans: "Es ärgert mich sehr, dass dieses Thema in dieser Form mit meinem Namen verknüpft wird."

Sie habe es "unangemessen und beschämend" gefunden, "die beiden bei der Preisverleihung auf der Bühne in dieser Art 'performen' zu sehen", schrieb Schlagersängerin Helene Fischer am Donnerstagabend bei Facebook.

Der Echo sei jahrelang ein Publikumspreis gewesen, auf den man stolz sein konnte. Sie habe sich über jeden einzelnen sehr gefreut, schrieb die 17-fache Preisträgerin: "Trotzdem finde ich, hätte man vorher überlegen sollen, ob man Gewalt, Hass und Wut eine solch große Präsenz im Fernsehen geben muss. Ich nehme an, dass ihr mir zustimmt, wenn ich hier sage: Nein."

Kollegah und Farid Bang waren vorige Woche für das Werk mit dem Musikpreis Echo ausgezeichnet worden. Textzeilen wie "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen" hatten heftige Kritik und eine Debatte um Antisemitismus ausgelöst. "Den Echo zu gewinnen ist vielleicht das eine, die beiden dort auch noch auftreten und ihre Show machen zu lassen, fand ich persönlich bedrückend", schrieb Fischer dazu.

Ihr persönlich seien "Werte wie Menschlichkeit, Toleranz, Respekt und Gewaltfreiheit" wichtig - "ganz gleich, woran man glaubt, woher man stammt, welche Hautfarbe man hat oder wen man liebt".

Es sei schade, dass die Provokation der Rapper so viel Promotion entstehen lasse. "Nicht nur, dass man ihren gewaltverherrlichenden, antisemitischen, homophoben und frauenverachtenden Texten ein Podium geboten hat... auch die Bedeutung des Echo ist somit komplett in den Hintergrund geraten..." Sie hoffe, "dass alle Verantwortlichen die Umsetzung des Echo überdenken". Für sie sei in diesem Jahr "eine ethische Grenze klar überschritten" worden, schrieb Fischer.

"Dieses Thema beschäftigt mich einfach zu sehr"

Fischer äußerte sich eine Woche nach der Echo-Verleihung. Toten-Hosen-Sänger Campino hatte schon während der Gala die beiden Rapper kritisiert. Mehrere Musiker gaben in den folgenden Tagen ihren Echo zurück. Andere Künstler schwiegen jedoch.

Das ist Helene Fischer in der Vergangenheit schon vorgeworfen worden, zum Beispiel von Hannes Jaenicke. "Stellen Sie sich mal vor, sie würde sich zur Flüchtlingsthematik, zu Putin, zur Syrien- oder Ukraine-Krise äußern. Sie hätte mit ihrer gewaltigen Fangemeinde richtig Einfluss", sagte der Schauspieler schon vor einem Jahr unserer Redaktion. "In den USA gibt es Redford, Streep, DiCaprio, Clooney, Springsteen, Damon. Das ist eine Bewegung."

Auch Campino bedauerte in der Vergangenheit, dass sich Helene Fischer aus politischen Debatten heraushalte. "Was wäre, wenn sie sagen würde: 'Ich bin gegen die AfD und gegen die rechtsextreme Stimmung'?", fragte er in einem Interview mit der Zeitung "Kurier". "Die Tatsache ist doch, dass man eher bereit sein muss, bei den Fans Verluste hinzunehmen, wenn man sich politisch positioniert."

Auch darauf ging die Sängerin in ihrem Statement am Donnerstag ein: Es ärgere sie, dass das ganze Thema immer wieder mit ihrem Namen verknüpft worden sei, schrieb Helene Fischer. "Es ist eigentlich nicht meine Art, mich auf diese Weise öffentlich zu äußern."

Sie vermeide es, andere Themen als ihre Musik zu kommentieren. Doch jetzt breche sie ihr Schweigen - auch "um ein paar Dinge ein für alle Mal klar zu stellen", wie sie ergänzt. "Dieses Thema beschäftigt mich einfach zu sehr. Da ich mir meiner Verantwortung als Künstlerin und vielleicht auch als Vorbild für jüngere Generationen durchaus bewusst bin, richte ich mich jetzt direkt an euch."

Die Plattenfirma BMG hatte sich zunächst hinter Kollegah und Farid Bang gestellt. Am Donnerstagabend kündigte das Unternehmen jedoch an, dass sie die Zusammenarbeit mit den Rappern stoppt. "Wir hatten den Vertrag über ein Album. Jetzt lassen wir die Aktivitäten ruhen, um die Haltung beider Parteien zu besprechen", sagte Vorstandschef Hartwig Masuch am Donnerstag der "FAZ".

(wer)
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