Proteste gegen Atommülltransport Ein Castor als Symbol der Unzufriedenheit

Gorleben (RPO). Eigentlich ist es "nur" ein Castor-Transport, der heute Nachmittag in Frankreich gestartet ist und nach Gorleben führt. Doch diesmal scheint alles anders. Denn es werden wohl nicht nur die üblichen Verdächtigen gegen die Fuhre protestieren, sondern auch ganz normale Bürger. Und so ist der Castor-Transport ein Symbol für die Unzufriedenheit der Bürger mit der Politik.

Hunderte Atomkraftgegner versammeln sich in Gorleben
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Hunderte Atomkraftgegner versammeln sich in Gorleben

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Der Unmut der deutschen Bevölkerung verlagert sich immer mehr auf die Straße. Ob Stuttgart 21 oder eben Atomdiskussion - Demonstrationen sind wieder angesagt, Tausende beteiligen sich an den Aktionen. Zu weit weg scheint die Politik von den Interessen der Bürger, zu viele fühlen sich unverstanden. Gehör verschafft man sich auf der Straße, scheint das Motto. Was im Falle von Stuttgart 21 sogar zu den Schlichtungsgesprächen geführt hat.

Und so erwartet auch die Gewerkschaft der Polizei beim jetzigen Castor-Transport an die 30.000 Teilnehmer allein im Wendland. Insgesamt dürften es allerdings wesentlich mehr sein, die mit Aktionen entlang der Strecke gegen Atommüll demonstrieren werden. Schon jetzt gibt es die ersten Aktionen, wurden Blockaden geräumt.

Verlängerung der Meilerlaufzeiten

Verwundern mag das selbst den letzten Politiker in Berlin nicht mehr. Denn Schwarz-Gelb in Berlin hat den Unmut ganz allein auf sich gezogen. Hatte die rot-grüne Regierung noch den Atomausstieg beschlossen, ist nun alles anders.

Durchschnittlich zwölf Jahre sollen die Meiler weiterlaufen dürfen - was den Energieunternehmen satte Gewinne beschert. Und von denen will die Regierung profitieren - in Form der Brennelementesteuer sowie durch zusätzliche Abgaben zum Ausbau der erneuerbaren Energien.

Aber genau das ist ein Pakt auf Kosten der Umwelt, denken sich offenbar viele Bürger und beteiligen sich an Menschenketten und Protestzügen. Denn mit dem Atomkonsens wird in Deutschland noch viel mehr Atommüll produziert. Doch ein Endlager ist nach wie vor nicht gefunden.

Auch dass die Regierung in dieser Frage den Bundesrat umgehen will, stößt nicht nur bei der Opposition auf wenig Gegenliebe. Denn die Hoffnung, auf diesem Weg den Ausstieg aus dem Atomausstieg doch noch verhindern zu können, scheint damit begraben. Daher fordert etwa Grünen-Chefin Claudia Roth Bundespräsident Christian Wulff auf, die neuen Atomgesetze nicht zu unterzeichnen. Die Länderkammer dürfe nicht umgangen werde, wie sie der "Frankfurter Rundschau" sagte.

Umstrittene Endlager-Erkundung

Doch nicht nur die Laufzeitverlängerung selbst ist vielen ein Dorn im Auge. Es geht auch um Gorleben, den umstrittenen Salzstock. Genau dahin soll der jetzige Transport wieder einmal gehen. Und die Regierung hat nun beschlossen, die Erkundung des Salstockes als mögliches Endlager wieder aufzunehmen. Doch selbst bei Experten ist dessen Eignung mehr als umstritten.

Und ist der nunmehr zwölfte Castor-Transport schon zu einem Politikum geworden, bevor er überhaupt gestartet ist. Gegner der schwarz-gelben Atompolitik, sowohl aus dem bürgerlichen als auch aus dem politischen Lager hoffen derweil, dass sich die Proteste nur friedlich äußern.

Doch wenn man zurückblickt auf die letzten Demonstrationen rund um die Atommülltransporte und auch in Richtung Stuttgart, dann ist doch so manche Rangelei entlang der Strecke zu erwarten. Doch genau das wäre ein Rückschlag für diejenigen, die mit friedlichen Mitteln ihren Protest äußern wollen - und das bei rund 60 Aktionen.

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