Partnervermittlungen Ein Geschäft namens Sehnsucht

Düsseldorf (RP). An die 14 Millionen Singles bilden einen stattlichen Markt für Partnervermittlungen. Mehrere 100 Millionen Euro bringt das angebahnte Glück ein.

Die Erfahrung von Claudia Püschel-Knies in Sachen Liebe ist Gold wert. Nein, ein Hamburger oder Bayer, das geht wohl eher nicht: "Rheinländer", weiß die Partnerschaftsversmittlerin für die gehobene Klientel, "sind schwer zu mixen, allenfalls mit Berlinern". Liebe im Rheinland - bleiben wir unter uns.

Was allerdings keine freudige Aussichten weckt und vor allem nicht weiter hilft, wenn man sich dem Phänomen der Partnerschaftsvermittlung ökonomisch nähern will. In Zeiten der Globalisierung fallen alle Grenzen. 300 bis 400 Partnerschaftsvermittlungen, "die es schon etwas länger gibt", bearbeiten in Deutschland den Single-Markt, sagt Simone Janssen vom Gesamtverband der Ehe- und Partnervermittlungen (GDE).

Die Angst vor der falschen Schublade

Die Qualifikation "Die es schon länger gibt" deutet daraufhin: In Wirklichkeit gibt es sie zu Tausenden, nur rutscht die Branche eben schnell ab ins Schummrige, wo Moni-Maus und Walli-Bär eher unseriöse Blitz-Kontakte unter der Überschrift Partnervermittlung anbieten. "Partnervermittlung ist kein geschützter Begriff", sagt Janssen, bedauernd und voller Sorge, in die falsche Schublade zu geraten.

Der Verband GDE jedenfalls ist ein eingetragener Verein, hat sich und seinen Mitgliedern - derzeit 60 - bestimmte Kriterien auferlegt, die Kunden und GDE-Vermittler schützen sollen vor den anderen Unternehmen aus der Dunkelzone. So braucht es für das GDE-Siegel einen Handelsregistereintrag; es ist strikt untersagt, sich als Partnerschaftsvermittlung hinter einer Chiffre-Anzeige zu verstecken; und tabu sei es, mit Fotos von Damen zu werben, die angeblich auf der Suche nach dem Mann ihrer Träume seien. Schließlich müsse noch das Erst-Gespräch kostenlos sein.

Umsonst, das ist klar, gibt's die Partner-Vermittlung nicht. Im Schnitt seien zwischen 1000 und 3000 Euro fällig, sagt Janssen. Wem das zuviel ist, der sucht nach wie vor selbst via Zeitungsannonce, was gefällt: "Stattliche Sie, Akad., sucht ihn nicht für den Alltag". Zum Beispiel.

Bei den Vermittlungen für gehobene Ansprüche, wenn also Ehen von Professoren, Unternehmern oder Prinzen zu stiften sind, dann ist das Glück für 10 000 Euro zu haben. "Wir bewegen uns am oberen Rand", sagt Claudia Püschel-Knies, betont aber, dass es sich hier keineswegs um ein Erfolgshonorar handelt. "Das Zustandekommen einer Beziehung ist nicht honorarfähig." In ihrer Kartei habe sie derzeit 3000 Suchende in Deutschland. International seien es 10 000. Aber mit diesen Zahlen gehe sie zurückhaltend um, sagt die ehemalige Maschinenbau-Ingenieurin. "Ich möchte nicht das Gefühl vermitteln, wir seien ein Massenvermittler."

Der Markt in Deutschland ist dennoch ein Massenmarkt. Auf 200 000 bis 300 000 Vermittlungen im Jahr schätzt Janssen das Business. Auf zwölf bis 14 Millionen Singles kann die Branche bauen. Die Agenturen seien durchschnittlich mit etwa vier Filialen in Deutschland ausgestattet. Schließlich sei es das persönliche Gespräch vor Ort, das bei den Beziehungsvermittlern eben die Beratung ausmache. Bei angenommenen 1500 Euro Honorar für die Bemühungen der Agentur kommen so 375 Millionen Euro im Jahr zusammen. Das ist dann das Geschäft mit der Vermittlung langfristiger Beziehungen; daneben gibt es das Geschäft mit kurzfristigen Beziehungen, das sich häufig online im Internet oder am Telefon im Plüsch-Bereich abspielt. Auch diese Umsätze dürften dreistellige Millionen-Beträge erreichen.

Die Informationstechnologie macht auch vor der langfristigen Partnervermittlung nicht halt. Die Parship GmbH, eine Tochter der Verlagsgruppe Holtzbrinck, sagt von sich, sie sei "im Bereich der langfristigen Beziehungen der mit weitem Abstand größte Internet-Anbieter". 625000 registrierte Mitglieder hätten sich mit ihrem Profil angemeldet, sagt Marketing-Chefin Sabine Schlebes. Für Kontakt-Vermittlungen müssen die Kunden 149, ab 3. Mai 179 Euro im halben Jahr bezahlen. Wie viele zahlende Mitglieder Parship hat, wollte Schlebes nicht verraten.

Püschel-Knies sieht die Online-Konkurrenz gelassen: "Ist doch toll für Menschen, die andere kennen lernen wollen." Die Suche nach dem Partner fürs Leben, das sei aber schon etwas anderes, da brauche es mehr als eine bloße Kontaktbörse ohne Gewährleistung. Mit dem Internet sei es wie mit dem Obst. "Sie bestellen einen Obstkorb, und dann ist Ananas nicht dabei, die Sie mögen."

Von THOMAS WELS

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