Kriminalitätsstatistik Die Zahl der Wohnungseinbrüche geht zurück

Berlin · In diesem Jahr geht die Zahl der Wohnungseinbrüche zurück. Doch noch bewegt sie sich auf hohem Niveau. Die Hausratversicherer erstatteten den Opfern eine halbe Milliarde Euro für die Schäden.

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Foto: dpa, Robert Schlesinger

Trotz eines erstmaligen Rückgangs bei der Zahl der Wohnungseinbrüche wollen Experten nicht von einer Entspannung sprechen. Es seien immer mehr organisierte Einbrecherbanden aus zumeist südosteuropäischen Ländern in Deutschland, warnte das BKA. Und die Bundesregierung stockte ihr Präventionsprogramm auf. Nachdem die für 2015 und 2016 bereitgestellten 18 Millionen Euro bereits im September vergeben waren, sind für das nächste Jahr 50 Millionen Euro im Topf.

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Foto: RP-Grafik

Das Landeskriminalamt in NRW zählte in den ersten elf Monaten knapp 48.000 Wohnungseinbrüche, inklusive abgebrochener Versuche. Im gesamten vergangenen Jahr waren es 62.360 Taten gewesen. Selbst wenn in diesem Dezember noch einmal so viele Taten verübt werden wie im Vorjahr, ist im Jahresvergleich ein Rückgang um zwölf Prozent möglich. LKA-Chef Uwe Jacob sprach der Bevölkerung ein großes Lob aus. "Die Wohnungen werden wesentlich besser gesichert, und die Bevölkerung scheint aufmerksamer zu sein", sagte Jacob.

"2016 leichter Rückgang möglich"

Der neue Trend ist nicht auf Nordrhein-Westfalen beschränkt, wie der Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft, Alexander Erdland, erläuterte. "Die Zahlen der ersten drei Quartale deuten im Vergleich zum Vorjahr darauf hin, dass wir 2016 möglicherweise einen leichten Rückgang der Einbrüche in Deutschland verzeichnen könnten", sagte Erdland unserer Redaktion.

Er rät dringend dazu, Fenster und Türen von Fachfirmen sichern zu lassen. "Je länger die Einbrecher benötigen, um einzudringen, desto höher ist auch die Chance, dass sie aufgeben", sagte er. Das Täterprofil sei eindeutig: "Der typische Einbrecher ist unter 30 Jahre alt, männlich und hat einen Komplizen. Die Haupteinbruchzeiten liegen zwischen 10 und 18 Uhr. Häufig geschehen Einbrüche spontan und ohne Einbruchwerkzeuge", so Erdland.

Dass die Versicherungsbranche ein Interesse an mehr Prävention hat, verdeutlichen die Schadensstatistiken. Demnach zahlten die Hausratversicherer im vergangenen Jahr 530 Millionen Euro an Schadenserstattungen an ihre Kunden aus. Das entspricht einem Anstieg von mehr als 50 Prozent in den vergangenen drei Jahren. Durchschnittlich entstand je Einbruch ein Schaden in Höhe von 3250 Euro.

Internationaler Austausch

Wie sensibel die Bürger sowohl auf Einbruchsversuche in der Nachbarschaft als auch durch eigene präventive Anstrengungen auf die Gefahr reagiert haben, bildet sich auch in der Quote der abgebrochenen Versuche ab. Vor 20 Jahren lag diese bei knapp über 30 Prozent, mittlerweile sind es mehr als 40 Prozent.

Wie das LKA mitteilte, hat die Polizei in NRW derzeit rund 500 überregional aktive Serieneinbrecher identifiziert. Ein Drittel von ihnen sitze bereits hinter Gittern. Die Taten würden so aufbereitet, dass ein gefasster Tatverdächtiger mit seinem gesamten Lebenslauf dem Richter vorgeführt werde, erläuterte der LKA-Chef. Das mache es leichter, für diese Personen auch Haftbefehle der Richter zu bekommen. Wichtig sei zudem der internationale Austausch, da 60 bis 70 Prozent der Serientäter auch in den Nachbarstaaten bekannt seien.

Über einen Einbruchsradar sind die Taten nun auch im Internet lokal dargestellt. Das hat nach Einschätzung des Landeskriminalamtes zu einer Versachlichung der Diskussion beigetragen. "Ohne etwas beschönigen zu wollen: Die Menschen sehen, dass weit weniger Einbrüche in ihrem Wohnumfeld verübt werden, als sie bisher selbst glaubten", unterstrich LKA-Chef Jacob.

(jd)
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