Zoo-Streit beigelegt Eisbär Knut bleibt ein Berliner

Berlin (RPO). Zwar ließ sich Berlins berühmtester Eisbär am Mittwoch nicht in seinem Gehege blicken, doch seine Fans sind glücklich: Knut bleibt in der Hauptstadt. Darauf haben sich der Zoo Berlin und der Tierpark Neumünster nach einem zweimonatigen Rechtsstreit über Verbleib und Einnahmen des Eisbären geeinigt.

Hier duscht Knut im Schnee
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Die Entscheidung sei am Montag gefallen, sagte der Berliner Zoodirektor Bernhard Blaszkiewitz am Mittwoch bei der offiziellen Bekanntgabe der Einigung. Der Zoo zahlt 430 000 Euro an den Tierpark und wird Eigentümer des Eisbären. 350 000 Euro sollen sofort gezahlt werden, der Rest folgt in zwei Raten von 40 000 Euro in den Jahren 2010 und 2011. Beide Parteien gaben an, dass damit alle Ansprüche im Zusammenhang mit Knut abgegolten seien.

"Einfach war es nicht"

"Einfach war es nicht, sonst hätten wir uns früher geeinigt", betonte Blaszkiewitz. Die Verhandlungen seien "unerfreulich" gewesen, aber er sei froh, dass es zu einem Ergebnis gekommen sei. "Ich bin zufrieden und hoffe, dass wir jetzt endlich Ruhe haben", sagte der Zoodirektor. Dem Bären selbst sei es "vermutlich egal", aber er gehe davon aus, dass Knut sich im Berliner Zoo wohlfühle.

Knut war nirgends zu sehen

An seinem zukunftsentscheidenden Tag war Knut im Zoo jedoch nirgends zu sehen. Vergeblich hielten auch seine Fans von der Initiative "Knut Forever in Berlin" nach ihm Ausschau. "Wir sind einfach glücklich, dass er hier bleibt", sagte Initiatorin Doris Webb. Dass ausgerechnet an diesem Tag das Gehege gereinigt wurde und Knut somit nicht nach draußen konnte, störte seine eingefleischten Anhänger aber wenig. "Ich habe eine Zoo-Jahreskarte und komme einmal die Woche her, um Knut zu besuchen", sagte eine Rentnerin aus Lichtenberg. Schade sei es für die vielen Touristen, die extra einen Abstecher in den Zoo gemacht haben, um Berlins berühmten Eisbären zu sehen.

Besucherzahlen auf Rekordniveau

Seit Knut im Dezember 2006 in Berlin zur Welt kam, seien die Besucherzahlen des Zoos kontinuierlich angestiegen, sagte Zoo-Vorstand Gabriele Thöne. Dieser Trend halte an. Um die Frage der Einnahmen hatte sich auch der Streit zwischen Zoo und Tierpark Neumünster gedreht. Der Tierpark hatte auf Auskunft über die Lizenzeinkünfte geklagt, die der berühmte Eisbär dem Berliner Zoo gebracht hat. Als Eigentümer von Knut bestand der Tierpark Neumünster auf einem Teil der Einnahmen. Der hauptstädtische Zoo hatte eine Offenlegung seiner Gewinne aber abgelehnt. Rund sechs Millionen Euro soll der Zoo mit Knut verdient haben.

"Keine Millioneneinnahmen durch Knut"

Zoodirektor Blaszkiewitz hält dies allerdings für "Quatsch": "Es hat keine Millioneneinnahmen durch Knut gegeben", betonte er. Die Einnahmen seien an der Kasse erfolgt, womit nicht nachprüfbar sei, dass die Besucher wegen Knut gekommen seien. Auch Thöne unterstrich die Attraktivität des gesamten Hauptstadtzoos: "Wir hätten sicherlich nicht solche Erfolge zu verzeichnen, wenn ausschließlich Knut zu sehen sei." Dennoch sei sie froh, dass der Bär nun in Berlin bleibe und die Menschen ihn weiterhin sehen wollten. "Knut ist eine Symbolfigur, die weit über den Zoo hinausgeht", betonte sie. Knut sei ein Gewinn für die gesamte Zoowelt, da er für Arten- und Naturschutz stehe. Somit sei die nun zu zahlende Summe eine "Investition in die Zukunft".

Der Neumünsteraner Zoodirektor Peter Drüwa nannte das Ergebnis "sehr zufriedenstellend". Mit dem Geld würden dringend notwendige Reparatur- und Sanierungsarbeiten vorgenommen. Beide Zoodirektoren betonten, es handle sich bei der Summe nicht um einen Kaufpreis. "Wirtschaftliche Gründe waren nicht unsere erste Überlegung", unterstrich Blaszkiewitz. Vorrangig seien zoologische Gesichtspunkte gewesen. Wie es mit Knut in Berlin weitergehen soll, wollte der Zoodirektor nicht sagen.

Knut-Fans haben genaue Vorstellungen

Dafür haben die Berliner Knut-Fans schon genaue Vorstellungen, was gut für ihren Eisbären ist. "Zunächst einmal braucht Knut ein richtiges Gehege", sagte Webb. Sie sei überzeugt, dass die Kosten mit Hilfe von Spenden aufgebracht werden könnten. "Vor vier Wochen haben wir 30 000 Unterschriften aus aller Welt für Knuts Verbleib in Berlin im Senat eingereicht." Nun seien sicher auch viele bereit, zur Finanzierung eines neuen Geheges beizutragen. "Außerdem braucht Knut eine Gefährtin, damit er eine Familie gründen kann", wünschte sich Knuts treue Besucherin aus Lichtenberg. Bis es soweit ist, müssen sich die Berliner jedoch noch etwas gedulden. Blaszkiewitz zufolge ist Knut erst mit vier bis fünf Jahren geschlechtsreif. Aber eins stehe jetzt schon fest: "Wenn Knut Vater wird, bleiben seine Kinder in Berlin."

(AP)
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