Grimm-Mord Elf Jahre Haft für Täter

Frankfurt/Main (rpo). Das Landgericht Frankfurt hat den angeklagten Jens A. wegen Totschlags zu elf Jahren Haft verurteilt. Jens A. hatte nach anfänglichem Leugnen gestanden, den Millionärssohn Andreas Sascha Grimm im Oktober 2004 erschossen zu haben. Die Leiche wurde nie gefunden.

 Der vermisste Millionärssohn Andreas Grimm: Anklage wegen Mordes erhoben.

Der vermisste Millionärssohn Andreas Grimm: Anklage wegen Mordes erhoben.

Foto: ddp, ddp

Die Richter gingen bei der Urteilsverkündung am Mittwoch von Eifersucht als Tatmotiv aus. Grimm war wenige Tage vor der Tat mit der Freundin von Al-M. ins Bett gegangen.

Die Staatsanwaltschaft hatte 14 Jahre Freiheitsstrafe wegen Totschlags gefordert und die Verteidigung weniger als zehn Jahre wegen einer im Affekt begangenen Beziehungstat.

Al-M. habe seine Freundin Anja D. abgöttisch geliebt, sagte der Vorsitzende Richter Klaus Drescher. Sie jedoch habe dem gut aussehenden, reichen Grimm Avancen gemacht, der mit Al-M. befreundet gewesen sei.

Der Sohn eines Textilunternehmers aus Miltenberg, der sich mit einem Betriebswirtschaftsstudium in Frankfurt auf die Übernahme der Firma vorbereitete, hatte wegen Grundstücken in Tschechien mit der 39-jährigen Immobilienmaklerin zusammengearbeitet. Einige Tage vor dem Tag des Verbrechens sei es zum Sexualkontakt gekommen, sagte Drescher.

Wegen der Dauer der angeblichen geschäftlichen Besprechung habe Jens Al-M. Verdacht geschöpft. Am Freitag, dem 15. Oktober 2004, habe er sich telefonisch mit Grimm verabredet, ihn zur Rede gestellt und im Streit mit einer Pistole erschossen. Danach habe er sich mit seiner Freundin getroffen und Plastiksäcke und Koffer gekauft. Er soll die Leiche zerstückelt und mit Hilfe anderer beseitigt haben.

Falsche Anschuldigungen

Der Täter war nach dem Urteil voll schuldfähig. Die Mengen Kokain und Alkohol, die er zu sich genommen hatte, seien nicht so groß gewesen wie von ihm behauptet. Zu Lasten des Angeklagten fiel ins Gewicht, dass er andere fälschlicherweise beschuldigt hatte. Nach seiner Festnahme hatte Al-M. ausgesagt, er habe Grimm lediglich ein Drogengeschäft vermittelt, und ein Dealer habe geschossen. Später behauptete er, die Drogenhändler hätten eine Entführung Grimms geplant. Anja D. saß wegen des Verdachts, bei der Leichenbeseitigung geholfen zu haben, drei Monate in Untersuchungshaft.

Als straferschwerend bewerteten die Richter außerdem, dass Al-M. einen finanziellen Vorteil aus der Tat ziehen und den BMW des Opfers verkaufen wollte. Ein Diebstahl der 3.000 Euro, die Grimm bei sich hatte, ließ sich laut Gericht nicht beweisen.

Zu Gunsten des Angeklagten berücksichtige das Gericht das Teilgeständnis, die "affektive Situation" und den Umstand, dass Grimm mit seinem Vertrauensbruch eine "Mitursache" des Verbrechens gesetzt habe. Außerdem habe Al-M. ein "Reife-Defizit". Er sei in einer Welt aufgewachsen, in der Schein mehr als Sein zähle, sagte Drescher. Seine Mutter habe ihn als Bühnenkosmetologin schön früh mit Stars und Sternchen zusammengebracht. Al-M. habe "an Größenwahnsinn erinnernde Projekte" entworfen.

Erneut appellierte Drescher an den 23-Jährigen, der Familie Grimm "einen Ort der Trauer zu geben". Der einzige Hinweis auf den Verbleib der Leiche ist die Ortung des Handys von Al-M. im Bereich Montabaur (Rheinland-Pfalz).

(ap)
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