EU nimmt Pestizide erneut unter die Lupe Wissenschaftler bestätigen: Pestizide sorgen für Bienensterben

Düsseldorf · EU-Naturwissenschaftler machen Pestizide für das massive Bienensterben verantwortlich. Das Problem soll sogar noch größer werden. Die EU will sich deswegen erneut die umstrittenen Pestizide anschauen. Auch andere Tiere sind bedroht.

 Eine Biene sucht im niederrheinischen Neufeld an der Blüte einer Sonnenblume nach Nahrung.

Eine Biene sucht im niederrheinischen Neufeld an der Blüte einer Sonnenblume nach Nahrung.

Foto: dpa, rwe pil mg vfd

Die EU Kommission prüft neue Informationen über die Auswirkungen von Pestiziden. Bienen bestäuben einen Großteil unserer angebauten Pflanzen. Zum Schutz der Insekten hat die EU schon länger den Einsatz bestimmter Pestizide beschränkt. Neue Studien erfordern Handeln.

Im Kampf gegen das Bienensterben will die EU die Wirkung umstrittener Pestizide erneut unter die Lupe nehmen. Bis Ende Mai sollten neue wissenschaftliche Ergebnisse zu sogenannten Neonicotinoiden gesammelt werden, teilte die EU-Kommission in Brüssel am Freitag auf Anfrage mit. Eine Studie des Wissenschaftsnetzwerks Easac kommt zu dem Schluss, dass die Nervengifte Honigbienen, aber auch anderen wichtigen Insekten erheblich schaden können.

Aussage von mehr als 100 Studien eindeutig

Es sei noch zu früh, um zu sagen, was das Ergebnis dieses Prozesses sein könne, hieß es bei der EU-Behörde. Die seit 2013 bestehenden Einschränkungen zur Nutzung von Neonicotinoiden seien aber ohnehin nicht zeitlich beschränkt gewesen, sondern behielten ohne Frist ihre Gültigkeit.

Eine Gruppe von Wissenschaftlern sichtete für den neuen Bericht mehr als 100 Studien. Es gebe mehr und mehr Hinweise darauf, dass der Einsatz dieser Wirkstoffe Folgen für eine Reihe von Organismen im Ökosystem habe, berichtete Easac, ein Verbund von Nationalakademien in Europa. Beispiele seien Hummeln, aber auch Wespen, Käfer oder Regenwürmer.

Umstrittener Kampf gegen den Maiswurzelbohrer

Die EU hatte den Gebrauch von Neonicotinoiden 2013 erheblich eingeschränkt, gleichzeitig aber einen neuen wissenschaftlichen Überblick für dieses Jahr versprochen. Der Bericht sei ein wesentlicher Teil davon, hieß es bei der EU-Kommission. Landwirte dürfen Pestizide mit drei der umstrittenen Nervengifte nicht mehr großflächig nutzen, etwa gegen den Schädling Maiswurzelbohrer. Das gilt etwa beim Anbau von Mais, Sonnenblumen, Raps und Baumwolle.

Die Mittel wurden zuvor genutzt, um Saatgut zu beizen. Das sei wie ein "Gesundheitsschutz für das ganze Leben einer Pflanze" gewesen, sagte ein Sprecher des Deutschen Bauernverbands in Berlin. Als Ersatz müsse heute häufiger gespritzt werden. "Wir spüren, dass etwa beim Raps vermehrt Schädlinge auftreten", sagte der Sprecher.

Der Großteil aller angebauten Pflanzen muss bestäubt werden. Die Wissenschaftler warnten davor, sich alleine auf Bienen zu verlassen. Auch andere Bestäuber wie Hummeln, Schmetterlinge oder Motten müssten geschützt werden. Deren Anzahl sei in Europa generell zurückgegangen. "Der Schutz der Biene allein reicht nicht aus, um eine nachhaltige Landwirtschaft zu sichern", heißt es in dem Easac-Bericht.

(dpa)
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