Immer wieder Unfälle mit Geisterfahrern Falschfahrer - kaum zu fassender Schrecken

Stuttgart · Seit Oktober häufen sich die tödlichen Falschfahrten. Allein im vergangenen Oktober starben zwölf Menschen. Am Sonntag riss bei Offenburg ein Falschfahrer fünf Menschen mit in den Tod. Bei der Prävention haben Verkehrssicherheitsexperten allerdings ein Problem: Falschfahrer lassen sich kaum charakterisieren.

Es ist ein Schock für jeden Autofahrer: Plötzlich kommt einem auf der Autobahn ein Fahrzeug entgegen. Oft gehen solche Fälle glimpflich aus. Manchmal kommt es aber auch zur Tragödie, wie am Sonntag bei Offenburg. Wie können sich Autofahrer vor solchen Unfällen schützen?

Viele Experten sind der Meinung, dass es den typischen Geisterfahrer nicht gibt und kaum etwas vorbeugend gegen die meist schweren Unfälle getan werden kann. "Ich warne davor, Falschfahrer einzuteilen in die Kategorien Suizidtäter oder senile Alte oder betrunkene, junge Autofahrer", sagte Rainer Hillgärtner vom Auto Club Europa (ACE).

Selbstmordabsicht nicht immer die Ursache

Es gibt verschiedene Ursachen, warum jemand zum Falschfahrer wird. In einigen Fällen sind es Selbstmordabsichten, wie beim Falschfahrer-Unfall Ende Oktober im Sauserland bei dem fünf Menschen ums Leben kamen. Der Mann hatte im Vorfeld eine Abschieds-SMS an seine Familie geschickt.

Laut ACE gibt es allerdings keine Hinweise darauf, dass Suizidabsichten vermehrt der Auslöser für Unfälle mit Falschfahrern sind. Es sei nicht auszuschließen, dass viele Falschfahrer zu Tätern werden, weil sie nicht richtig aufgepasst haben, erklärt der Experte. Beim Unfall bei Offenbur am Sonntag ist die Ursache noch unklar.

Oft ist es auch ein reines Versehen oder Zerstreutheit, dass jemand in falscher Richtung auf eine Autobahn fährt oder dort wendet. Manchmal sind auch Drogen oder Alkohol im Spiel. Der ACE weist zudem darauf hin, dass manche Auffahrten einfach auch schlecht beschildert sind.

"Schlecht beschildert"

Oft sei die Richtung nicht eindeutig angegeben, so Hillgärtner. Das sei aber auch die einzige Stellschraube, wo man noch optimieren könne, erklärte er. In Deutschland sei an diesem Punkt bereits einiges passiert. "Es gibt in anderen europäischen Ländern an der Stelle noch größere Probleme."

Ebenfalls keine belastbaren Anzeichen gibt es nach Hillgärtners Worten für die These, dass es im Herbst häufiger zu Unfällen mit Falschfahrern komme. "Jedenfalls sind nicht häufiger Geisterfahrer unterwegs." Sicherlich könnten eingeschränkte Sicht etwa wegen Nebels dazu führe, dass Schilder noch schlechter erkannt werden. "Deshalb ist es wichtig, im Herbst besondere Vorsicht walten zu lassen."

Sechs Tote und eine Schwerverletzte

Präventionsarbeit ist schwer

Allerdings schränkte der Fachmann auch ein: "Es gibt dann eben auch Falschfahrer, die lassen sich auch durch eine kluge und übersichtliche Beschilderung nicht auf die richtige Bahn bringen. Das sind solche, die gedankenverloren plötzlich wenden, weil sie einen Einkaufszettel zu Hause vergessen haben." Das macht es schwierig, Präventionsarbeit zu leisten.

Hillgärtner stellte klar, dass schlimme Crashs auf Autobahnen verhältnismäßig selten seien und Autobahnen zu den sichersten Verkehrswegen zählten. Insbesondere wegen des hohen Tempos seien die Folgen eines Unfalls aber oft besonders schwer.

Laut ADAC werden im Jahr bundesweit 2800 Fälle gemeldet, davon 2000 auf Autobahnen. Die allermeisten gehen glimpflich aus. Geisterfahrer verursachten gerade einmal drei Prozent der tödlichen Unfälle auf Autobahnen.

Autofahrern empfehlen Verkehrssicherheitsexperten, bei Warnungen vor Falschfahrern rechts ranzufahren und gegebenenfalls stehenzubleiben. Damit man die Warnung überhaupt mitbekommt, ist es natürlich wichtig, im Auto den Verkehrsfunk zu hören.

(dpa)
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