Reaktionen zum Kachelmann-Urteil "Fatale Signalwirkung"

Düsseldorf/Mannheim (RPO). Nach mehr als acht Monaten Verhandlung hat das Landgericht Mannheim den Wettermoderator Jörg Kachelmann vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen. Es gebe keine "tragfähigen Beweise", dass der 52-Jährige im Februar 2010 eine Freundin mit einem Messer bedroht und vergewaltigt habe, sagte der Vorsitzende Richter Michael Seidling. Opferschutzorganisationen kritisieren das Urteil scharf.

Kachelmann: So lief der Prozess
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Foto: dapd

Schiemann betonte, Opfer sollten die Tat unbedingt anzeigen. So spielten sie eine aktive Rolle und könnten das Geschehene besser verarbeiten. Ansonsten könne sich das Trauma verfestigen, und das Opfer könne schwer erkranken. Darüber hinaus handele das Opfer präventiv, da der Täter zunächst einmal in U-Haft sitze und keine weiteren Vergewaltigungstaten begehen könne.

"Fatale Signalwirkung"

Auch die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes befürchtet, dass das Kachelmann-Urteil eine "fatale Signalwirkung" entfalten könnte. Betroffene von sexualisierter Gewalt würden sich in Zukunft noch weniger trauen, Anzeige bei einer Vergewaltigung zu erheben, sagte Geschäftsführerin Christa Stolle laut "Spiegel Online". Terre des Femmes ist eine gemeinnützige Menschenrechtsorganisation für Frauen und Mädchen.

"Spiegel"-Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen sagte, die Kammer habe deutlich zu erkennen gegeben, dass der Verdacht gegen Kachelmann weiter bestehen bleibe. Die Kammer habe sehr offen erklärt, dass man an seine Grenzen gestoßen sei und dass die menschlichen Erkenntnismöglichkeiten in so einem Fall - in dem Aussage gegen Aussage stehe - an die Grenzen stoße.

Die Bremer Staatsanwältin Gabriela Piontkowski empfahl Opfern, eine Vergewaltigung schnell anzuzeigen. "Je länger es her ist, desto mehr verblasst die Erinnerung und desto schwieriger wird es, Beweise und Spuren zu sichern", sagte Piontkowski, die beim Sonderdezernat "Gewalt gegen Frauen" mitarbeitet. Der Freispruch komme für sie nicht überraschend. Prozesse wie der gegen Kachelmann gehörten zum Alltag.

"Wir haben einen Rechtsstaat, man muss die Tat nachweisen. Wenn das nicht gelingt, erfolgt ein Freispruch." Sie fügte hinzu, die Staatsanwaltschaft sei "die objektivste Behörde der Welt".

mit Agenturmaterial

(RPO/dapd/felt)
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