"Felix" tobt über Europa Orkanböen, Sturmflut, Tote

Hamburg · Auf Sturmtief "Elon" folgt "Felix". Der Wetterdienst erwartet Sturmfluten in Norddeutschland. Dort kommt es auch zu großen Behinderungen im Nahverkehr. Bäume krachen auf Autos, auf der A 38 stürzt der Wind einen Lkw um. In Großbritannien kamen Menschen ums Leben.

Sturmtief "Elon" fegt über Deutschland
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Die Sturmserie um das Tief "Felix" ist noch nicht vorübergezogen. Schon jetzt hat es in Mitteleuropa erhebliche Sachschäden angerichtet und wahrscheinlich auch Menschenleben gefordert. In Großbritannien sind zwei Männer in stürmischer See verschwunden.

Für Samstag prognostizierte der Deutsche Wetterdienst (DWD) wieder Sturmfluten. Bayern meldete erste Überschwemmungen.

Die ersten Vorboten des Sturmtiefs "Felix" erreichten am Samstagmittag die Nordseeküste in Schleswig-Holstein. Es habe die ersten schweren Sturmböen der Windstärken 10 und 11 gegeben, berichtete eine Sprecherin des DWD in Hamburg. "Und das wird noch ein bisschen mehr."

Auch NRW muss sich ungemütliche Stunden einstellen. Orkanböen erreichen am Samstag bis 100 Kilometer pro Stunde. Friedhöfe bleiben geschlossen, in Düsseldorf bleiben auch die Märkte zu. Spaziergänge im Wald können lebensgefährlich werden. Hier zur Übersicht für die Region.

Die Zwischenbilanz:

Tote: Ein Bad im aufgewühlten Meer im englischen Seebad Brighton kostete die beiden Männer wohl das Leben. Wie die britische Küstenwache am Samstag mitteilte, bestehe keine Hoffnung, dass sie lebend gefunden werden könnten. Eine Gruppe von vier Männern war nach Medienberichten am späten Freitagabend am berühmten Brighton Pier ins Wasser gegangen. Zwei schafften es an den Strand zurück und schlugen Alarm. Die Küstenwache stellte die Suche am frühen Samstagmorgen ein.

Bahnverkehr: Der heftige Sturm hat am Samstagnachmittag etliche Bahnstrecken lahmgelegt. Besonders betroffen seien der Norden und Westen Deutschlands, teilte die Bahn mit. "Hamburg ist derzeit vom Fernverkehr weitgehend abgeschnitten", sagte eine Sprecherin des Unternehmens.

Seit etwa 15.00 Uhr seien die Strecken von Hamburg nach Hannover und Bremen für den Fernverkehr gesperrt. Etwas später ging auch auf den Verbindungen zwischen Hamburg und Dortmund sowie von und nach Berlin nichts mehr. In den Norden - nach Dänemark - kamen die Fahrgäste von Hamburg aus ebenfalls nicht mehr.

Heftige Sturmböen hätten Bäume umstürzen lassen, die dann auf die Gleise gefallen seien. Auch im Ruhrgebiet waren mehrere wichtige Verbindungen unterbrochen - beispielsweise war die Strecke Dortmund und Osnabrück betroffen.

Im Nahverkehr mussten zahlreiche Strecken wegen der Folgen des Orkantiefs "Felix" in ganz Deutschland gesperrt werden. An anderen Stellen fuhren die Züge aus Sicherheitsgründen nur langsam.
Zahlreiche Mitarbeiter, Feuerwehrleute und Helfer des Technischen Hilfswerks seien unterwegs, um Gleise und Oberleitungen zu reparieren, hieß es bei der Bahn.

Der Sylt-Shuttle war bereits am Samstagmorgen eingestellt worden - er werde auch frühestens am Sonntag wieder fahren, sagte die Sprecherin.

Gefahren auf der Straße: Heftige Böen behinderten auch den Autoverkehr. So kippte auf der Autobahn 38 bei Querfurt in Sachsen-Anhalt ein Lastwagen um. Andernorts fielen Bäume auf Fahrzeuge. Angaben über Verletzte lagen zunächst nicht vor.

Sperrungen: Wer am Samstag in Berlin trotz des Sturms spontan in Zoo oder Tierpark wollte, stand vor verschlossenen Türen. Beide Einrichtungen blieben aus Sicherheitsgründen geschlossen, wie per Twitter und Facebook mitgeteilt wurde. Grund sei die Sturmwarnung, hieß es dort. Die Sicherheit der Gäste und Tiere gehe vor. Das Zoo-Aquarium sei wie gewohnt bis 18 Uhr geöffnet.

Zoo und @tierparkberlin wegen Sturmwarnung heute geschlossen: http://t.co/zcpaFZKwUE

Hochwasser: In Nord- und Ostbayern kam es zu ersten Überschwemmungen.Nach einer warmen Nacht und Tauwetter mit starken Niederschlägen überflutete der Schwarze Regen in Zwiesel Grundstücke und Keller. Auch am Oberlauf des Mains in Oberfranken gab es Überschwemmungen.

Pisten geschlossen: Sturm und milde Temperaturen machen Wintersportlern einen Strich durch die Rechnung: Zahlreiche Liftanlagen bleiben geschlossen, nur einige sind Pisten geöffnet und einige Loipen befahrbar. "Unterhalb von 900 Metern ist Wintersport kaum noch möglich", sagte ein DWD-Meteorologe. Wegen zu starken Windes wurde die Abfahrt der Skirennfahrerinnen im österreichischen Bad Kleinkirchheim am Samstag kurzfristig abgesagt. Der Zielraum wurde evakuiert, um keine Menschenleben zu gefährden.

Zu viel Schnee: Ein Sturm brachte am Samstag neue Schneefälle in Jerusalem. Auch andere bergige Gebiete im Norden Israels, den Golanhöhen sowie dem Westjordanland waren mit Schnee bedeckt. Im südlichen Gazastreifen erfroren nach Medienberichten wegen ungewöhnlicher Kälte zwei Babys. Seit dem Gaza-Krieg mit seinen verheerenden Zerstörungen leben in der Palästinenserenklave am Mittelmeer noch viele Menschen in notdürftig reparierten Gebäuden.

(dpa)
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