Airlines starten mit Sondergenehmigung Flugverbot verlängert

Berlin (RPO). Die deutsche Flugsicherung hat die Sperrung des Luftraums über Deutschland bis 20 Uhr verlängert. Die vorherige Lockerung des Flugverbots bleibt jedoch bestehen: Zahlreiche Flieger starten mit Sondergenehmigungen. Europaweit startet inzwischen wieder jedes zweite Flugzeug. Verkehrsminister Peter Ramsauer wollte noch keinen Termin für eine Rückkehr zum planmäßigen Flugverkehr über Deutschland nennen.

So gefährlich sind die Asche-Teilchen
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Foto: AP

Nach der Lockerung des Flugverbots infolge des Vulkanausbruchs auf Island ist wieder jedes zweite Flugzeug in der Luft. Die Flugsicherungsbehörde Eurocontrol teilte in Brüssel mit, dass am Dienstag rund 14.000 der normalerweise 27.500 Flüge planmäßig abgewickelt werden könnten. Der deutsche Luftraum bleibt hingegen wegen der Vulkan-Aschewolke bis 20 Uhr gesperrt. Bis dahin seien weiterhin nur Flüge mit Ausnahmegenehmigungen möglich, sagte eine Sprecherin der Deutschen Flugsicherung (DFS) am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters.

Auf die Messflugdaten kommt es an Derzeit würden die Ergebnisse eines Messfluges des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) vom Montagabend ausgewertet. Ein Sprecherin des DLR sagte, die Auswertung der Messflugdaten solle am Nachmittag abgeschlossen sein. Danach werde ein Bericht an das Bundesverkehrsministerium, die Deutsche Flugsicherung und den Deutschen Wetterdienst weitergeleitet, die über das weitere Vorgehen entscheiden würden.

Europa lockert Flugverbot Am Vorabend hatten sich die europäischen Verkehrsminister noch auf eine deutlich Lockerung des Flugverbots geeinigt. 75 Prozent des Luftraums über dem europäischen Festland wurden bis zum Mittag wieder geöffnet. Konkret werden drei Zonen eingerichtet: In der ersten bestehe kein Risiko mehr durch die Aschewolke aus dem isländischen Vulkan. In der zweiten Zone müssten die nationalen Behörden entscheiden, ob das Risiko zu hoch für Starts und Landungen sei. In einer dritten Zone bleibt der Luftverkehr weiter untersagt.

Flüge auf Sicht Der deutsche Luftraum zählt offensichtlich zur zweiten Zone. Die nationale Behörde ist in diesem Fall die Flugsicherung. Sie hat sich abermals entschieden, das Flugverbot zu verlängern. Ausnahmen sind nur mit Sondergehmigungen möglich. Bei gutem Wetter sind Sichtflüge mit einer Maximalhöhe von 3000 Metern erlaubt. Piloten orientieren sich dabei an Horizont und Wolken. Der Pilot ist alleinverantwortlich für die Sicherheit. Er wird dabei von der Deutschen Flugsicherung lediglich unterstützt, nicht geführt. Wolken muss er weiträumig umfliegen. Bereits am Montag durften auf dieser Grundlage zahlreiche Maschinen starten.

Sieben Prozent des Normalen Trotz des verlängerten Flugverbots über Deutschland wurde der Luftverkehr wieder hochgefahren. Bis 10 Uhr waren europaweit schon 10.000 Maschinen in der Luft oder standen in den Flugplänen, wie die Flugsicherungsbehörde Eurocontrol mitteilte. In Deutschland waren für Dienstag 700 bis 800 Sichtflüge angemeldet, wie der Sprecher der Flugsicherung, Klaus Raab, in N24 erklärte. Dies entspreche etwa sieben Prozent des normalen Verkehrsaufkommens.

Lufthansa plant mit 200 Flügen Am Dienstagmorgen kündigte die Lufthansa an, einen großen Teil ihrer rund 80 Langstreckenflüge anbieten zu können. Auch das Angebot der innerdeutschen und europäischen Flüge sollte im Laufe des Tages ausgeweitet werden, sagte ein Sprecher am Morgen der Nachrichtenagentur AFP. Insgesamt seien rund 200 Flüge geplant. Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin fliegt nach Angaben ihre Vorstandschefs Joachim Hunold wieder größtenteils nach Plan. Am Morgen seien die Maschinen wieder wie im normalen Flugbetrieb gestartet, sagte Hunold am Dienstag im Deutschlandfunk. Es seien lediglich einige Verbindungen gestrichen worden.

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Cockpit übt Kritik Die Pilotenvereinigung Cockpit kritisierte die Sondergenehmigungen am Montag allerdings als unverantwortlich. Bis nicht endgültig mit Hilfe verlässlicher Messdaten geklärt sei, ob Flüge durch die Aschewolke unbedenklich seien, sollte das Flugverbot bestehen. Cockpit sieht die Risiken der neuen Sichtflug-Regelungen auf die Piloten abgewälzt. Die hätten nur wenig Spielraum, sich zu wehren. Wenn der Pilot sich jetzt weigern sollte, wäre dies Arbeitsverweigerung, dann müsse er um seinen Arbeitsplatz fürchten. Von der Politik müssten endlich verlässliche Aussagen kommen. Beim Thema Flugverbot sei Ramsauer unter dem Druck der Fluggesellschaften eingeknickt.

Ramsauer wehrt sich Wann es zu einer Normalisierung kommt, bleibt ungewiss. "Wir fliegen und messen heute weiter", sagte Ramsauer am Dienstag im ZDF-Morgenmagazin. Zugleich wies Ramsauer Kritik an dem umfassenden Flugverbot wegen möglicher Gefahren durch die Aschewolke aus Island und auch dessen Lockerung in Deutschland für bestimmte Flüge auf Sicht zurück. "Die Sicherheit steht an erster Stelle", versicherte er. Es gebe ein ganz klares internationales Regelwerk für solche Fälle.

Kommt die neue Aschewolke? Wegen der Rückholaktion soll nach Vorstellung der Flugbetreiber der normale Flugplan erst ab Mittwoch wieder in Kraft treten. Ob das aber tatsächlich so eintritt, steht angesichts der neuen Entwicklung auf Island in Frage. Die Eruptionen des Eyjafjallajökull sind nach Beobachtungen der britischen Flugsicherung wieder stärker geworden - ein Dämpfer für alle, die auf eine baldige Normalisierung des Luftverkehrs hoffen.

Isländische Wissenschaftler widersprachen hingegen der britischen Luftfahrtbehörde NATS, die mitgeteilt hatte, die Eruptionen des isländischen Gletschervulkans nähmen wieder an Stärke zu und es treibe eine neue Aschewolke auf Großbritannien zu. "Wir registrieren keine Intensivierung der Eruptionen", sagte Sigrun Hreinsdottir von der Universität von Island in Reykjavik der Nachrichtenagentur AFP.

Die Weltwetterorganisation (WMO meldet, dass die Aschewolke über Europa Ende der Woche Richtung Nordpol abdrehen wird . Grund dafür sei ein Tiefdruckgebiet, das sich dann über Island entwickeln und zu neuen Winden führen werde, teilte die WMO am Dienstag in Genf mit. Das Tiefdruckgebiet werde zudem Regen bringen, der die Asche teilweise auswaschen dürfte.

Briten streichen Flüge British Airways strich wegen der Aschewolke bereits wieder alle Kurzstreckenflüge. Dies teilte die Fluggesellschaft am Morgen mit. Am Montagabend hatte die britische Flugsicherung erklärt, eine Aschewolke breite sich nach Süden und Osten in Richtung Großbritannien aus.

Polen macht dicht Polen schloss wegen der Aschewolke des isländischen Vulkans am Morgen wieder seinen Luftraum. Auf allen Flughäfen des Landes sei der Start von Passagiermaschinen untersagt, sagte ein Sprecher der Flugsicherung am Morgen der Nachrichtenagentur Reuters. Am Montag war der Betrieb auf vier polnischen Airports wieder freigegeben worden.

Pläne für den Krisenfall Verkehrspolitiker des Bundestages treffen sich heute zu einer Sondersitzung. Sollte die Situation sich erneut verschärfen, müsse auch über den Einsatz von Marineschiffen nachgedacht werden, um Urlauber zurück nach Deutschland zu holen, hieß es in Koalitionskreisen.

(ddp/RTR/RP/top)
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