Hohe Ernteausfälle befürchtet Fruchtfliege aus Asien macht deutschen Obstbauern Sorgen

Berlin · Sie hat es auf Kirschen, Brombeeren oder Aprikosen abgesehen: Die asiatische Kirschessigfliege breitet sich in Deutschland zunehmend aus und bedroht vor allem in südlichen Bundesländern die Obsternte.

 Die asiatische Kirschessigfliege bedroht die Obsternte deutscher Bauern.

Die asiatische Kirschessigfliege bedroht die Obsternte deutscher Bauern.

Foto: NGZ

Die asiatische Kirschessigfliege macht den Obstbauern zu schaffen. "Sie tritt in diesem Jahr stärker auf als sonst", sagte Hans-Dieter Stallknecht, Referent für Obst und Gemüse beim Deutschen Bauernverband, am Donnerstag. Bei feuchtem, warmem Wetter habe sich der Schädling in Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und Teilen von Nordrhein-Westfalen ausgebreitet. Ein wirkungsvolles Mittel gegen die Plage gebe es noch nicht. "Die Bekämpfung ist unwahrscheinlich schwierig." Denn die Fliege vermehrt sich schnell, befällt Steinobst und Beeren und macht sie ungenießbar.

"Dass es so massiv kommt, haben wir nicht erwartet", sagte Andrea Schneider vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd. Hohe Ernteausfälle seien keine Seltenheit mehr. "In diesem Jahr stellen wir erstmals deutliche Schäden fest", sagte auch Christoph Hoyer vom Pflanzenschutzdezernat des Regierungspräsidiums Gießen. Nach Angaben der Behörde zerstören die gefräßigen Larven das Fruchtfleisch von Kirschen, Weintrauben, Himbeeren, Brombeeren oder Erdbeeren.

"Wir haben festgestellt, dass Brombeeren die Lieblingskultur der Kirschessigfliegen sind", sagt Uwe Harzer vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz. Zur Zeit machen sich die Schädlinge aber vor allem über Zwetschgen her. Zudem konnten viele Aprikosen und Mirabellen nicht geerntet werden. "Beim Wein ist es ruhig an der Front, das kann aber noch kommen", warnte er.

Ursprünglich kommt die sehr anpassungsfähige Fliegenart aus dem asiatischen Raum, 2011 wurde sie erstmals in Deutschland registriert. Auch außerhalb von Deutschland hat der eingeschleppte Schädling schon Schäden angerichtet, wie die Schweizer Nachrichtenagentur sda berichtete. Nach Behördenangaben seien auf einzelnen Höfen im Kanton Zürich 30 bis 40 Prozent der Früchte befallen. Schätzungen zu Schäden in Deutschland gibt es nach Angaben von Stallknecht noch nicht.

Die nur etwa drei Millimeter großen Fliegen hätten von der milden Witterung im vergangenen Winter profitiert und sich im Frühjahr noch weiter ausbreiten können, sagt Felix Briem, Biologe am Julius-Kühn-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen.

Das DLR experimentiert derzeit mit engmaschigen, vorbehandelten Netzen. Außerdem verringern in kurzen Abständen aufgestellte Fruchtfliegenfallen den Bestand. Harzer empfahl, die Ernteintervalle zu verkürzen und reifes Obst alle zwei bis drei Tage vom Baum abzunehmen. Geerntetes Obst sollte dann rasch gekühlt werden. "Wir alle hoffen auf einen kalten Winter", sagte Harzer.

(dpa)
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