65. Jahrestag Gedenkstunde zur Befreiung Buchenwalds

Weimar (RPO). Überlebende ehemalige Häftlinge haben am Sonntag an die Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald vor 65 Jahren durch US-Truppen erinnert. Zu der Veranstaltung in der nahe Weimar gelegenen Gedenkstätte waren etwa 50 im Kindesalter befreite Häftlinge unter anderem aus Australien, Frankreich und Israel angereist.

 Viktor Savytskyi (r.), Überlebender des Konzentrationslagers (KZ) Buchenwald und der ehemalige US-Soldat Clarence Brockmann. Brockmann war als Soldat der amerikanischen Armee im Zweiten Weltkrieg an der Befreiung des KZ Buchenwald beteiligt.

Viktor Savytskyi (r.), Überlebender des Konzentrationslagers (KZ) Buchenwald und der ehemalige US-Soldat Clarence Brockmann. Brockmann war als Soldat der amerikanischen Armee im Zweiten Weltkrieg an der Befreiung des KZ Buchenwald beteiligt.

Foto: ddp, ddp

"Ohne die Solidarität der Lagerinsassen hätten die Kinder nicht überlebt", sagte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) vor den mehreren Hundert Gästen der Gedenkstunde. Auf dem ehemaligen Appellplatz des Konzentrationslagers forderte der französische Überlebende Bertrand Herz die nachfolgenden Generationen auf, das Erinnern an die NS-Verbrechen zu bewahren. Sie sollten nicht nur Zeugen des Gedenkens sein, sondern aktiv "den Kampf gegen jede Form von Ausgrenzung" führen. Herz, heutiger Präsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora, war im Alter von 14 Jahren aus dem Lager befreit worden.

Angesichts des hohen Alters der Zeitzeugen mahnte Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) die heutigen und zukünftigen Generationen, das Vermächtnis aller Häftlinge auch über deren Tod hinaus zu bewahren. "Das Gedenken an Buchenwald muss von Generation zu Generation wie eine Stafette weitergetragen werden", sagte sie. Auch Thüringens Kultusminister Christoph Matschie (SPD) forderte von den jüngeren Generationen ein lebhaftes Erinnern. "Nie dürfen wir vergessen, was Menschen im Namen der Nazi-Ideologie anderen Menschen angetan haben", sagte er.

Am 11. April 1945 waren in Buchenwald etwa 21 000 Häftlinge von der 3. US-Armee befreit worden. An der Gedenkfeier nahmen daher am Sonntag auch 13 Veteranen der US-Armee teil, unter ihnen Charles Thomas Payne, der Großonkel von US-Präsident Barack Obama. Im KZ auf dem Ettersberg und in seinen 136 Außenlagern waren während des Zweiten Weltkriegs mehr als 250 000 Menschen inhaftiert.

"Trotz der unsäglichen Lagergeschichte haben dort selbst in Zeiten von Unmenschlichkeit Solidarität und mutige Hilfe stattgefunden", sagte Lammert. Auch wenn immer weniger Zeitzeugen lebten, blieben die Ereignisse "unauslöschlich im Gedächtnis der Menschheit".

Neben dem KZ-Überlebenden Herz sprach auch der ehemalige spanische Kulturminister Jorge Semprún, der das Konzentrationslager ebenfalls überlebt hat. Dass die rund 900 Kinder gerettet werden konnten, sei "eine wichtige Hilfsgeste der Solidarität" gewesen, sagte Semprún auf dem ehemaligen Appellplatz vor den 35 gehissten Flaggen der einstmals in Buchenwald inhaftierten Nationalitäten. Im Anschluss an die Gedenkfeier legten die Gäste in Erinnerung an die Opfer Kränze nieder.

(DDP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort