"Occupy"-Vertreter Gelände des Bundespressestrandes besetzt

Berlin (RPO). Vertreter der regierungs- und bankenkritischen "Occupy"-Bewegung haben am Mittwoch in Berlin das Gelände des Bundespressestrandes in der Nähe des Kanzleramtes besetzt.

Während der Fußball-WM war der Bundespressestrand ein beliebtes Public-Viewing-Ziel.

Während der Fußball-WM war der Bundespressestrand ein beliebtes Public-Viewing-Ziel.

Foto: dapd, dapd

Sie bauten elf Zelte auf einem abgezäunten Areal innerhalb des Geländes des geschlossenen Sommerrestaurant an der Spree auf und bekräftigten in Sprechchören ihre friedlichen Absichten. Geplant ist ein längerfristig bestehendes Camp im Regierungsviertel, hieß es in einer Erklärung zu der Aktion. Es seien auch Vertreter der Bewegung aus anderen Städten gekommen, teilte die Aktivisten mit.

Auf einem abgezäunten Areal nahe des Hauptbahnhofes entstand ein Protest-Camp mit etwa einem Dutzend Zelten. Die Polizei griff zunächst nicht ein. "Wir lassen uns auch nicht von Minusgraden abhalten", sagte Besetzer Matthias Hofmann. Das Camp werde benötigt, um die Empörung vieler Menschen aus allen Schichten auszudrücken. In der Regierungszentrale sitzen nach seinen Worten "tausende Beamte, die alle keine Antwort auf die drängenden Fragen haben".

Besetzer bitten um Duldung

Die weltweite "Occupy"-Bewegung fordert eine Entmachtung der Banken, mehr Mitspracherecht von Bürgern bei der Gestaltung der Finanzpolitik und eine humanere Arbeitswelt. Protestcamps gibt es in Metropolen wie New York oder Frankfurt/Main. Die Errichtung eines Hauptstadt-Camps auf der Wiese vor dem Reichstagsgebäude am 15. Oktober war von der Polizei verhindert worden.

Die Besetzer baten die Mieterin des Grundstücks und Restaurant-Geschäftsführerin Johanna Ismayr in einem Brief um Duldung der Aktion. Die Entscheidung das Gelände zu besetzen, sei gefallen, weil sich die Protestierer von den Behörden hingehalten fühlen. Seit Wochen sei die gewünschte Errichtung eines Protestlagers im Regierungsviertel verhindert worden. Ismayr ließ den Besetzern von einem Hausmeister ausrichten, sie werde die Aktion so lange hinnehmen, wie sie "friedlich und ordentlich" bleibe.

Das derzeit geschlossene Freiluftlokal Bundespressestrand an der Spree hat an diesem Standort keine Zukunft mehr. Es muss dem Neubau des Bundesbildungsministeriums weichen. Erst vor wenigen Tagen hatte Ismayr angekündigt, sie wolle das gesamte Inventar der Restauration versteigern. Einen Ausweichstandort gebe es nicht. Insgesamt neun Sommer war der Bundespressestrand ein beliebter Treffpunkt von Touristen und Hauptstädtern.

(apd/csr)
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