Verkauf an Händler und Schützen Gemeinden machen Waffen aus Winnenden zu Geld

Stuttgart (RP). Winnenden – das Wort allein reicht, um Bilder wachzurufen, die sich niemals wiederholen sollen. Viele Waffenbesitzer waren so geschockt von dem Amoklauf in Winnenden, dass sie ihre Pistolen und Gewehre freiwillig abgaben. Wohl im Glauben, die Waffen würden vernichtet. Nun kam heraus: Sieben Gemeinden in Baden-Württemberg haben genau diese Waffen an Händler und Schützenvereine weiterverkauft.

Große Trauerfeier in Winnenden
14 Bilder

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Stuttgart (RP). Winnenden — das Wort allein reicht, um Bilder wachzurufen, die sich niemals wiederholen sollen. Viele Waffenbesitzer waren so geschockt von dem Amoklauf in Winnenden, dass sie ihre Pistolen und Gewehre freiwillig abgaben. Wohl im Glauben, die Waffen würden vernichtet. Nun kam heraus: Sieben Gemeinden in Baden-Württemberg haben genau diese Waffen an Händler und Schützenvereine weiterverkauft.

80.000 Euro haben baden-württembergische Kommunen in den vergangenen sechs Jahren mit Waffenhandel umgesetzt. Die Einnahmen kassierten zum Teil die ehemaligen Eigentümer, zum Teil aber auch die Gemeinden, etwa wenn der Ex-Eigentümer das Recht, eine Waffe zu führen, verloren hatte. Das besagt eine Stellungnahme des Stuttgarter Innenministeriums.

Zwar hatte das Ministerium nach dem Amoklauf am 11. März die Kommunen darum gebeten, auf diese Praxis zu verzichten. "Doch nicht alle haben diese rechtsunverbindliche Bitte befolgt", sagt eine Ministeriumssprecherin.

Die Gemeinde Crailsheim etwa hat die Pistolen und Gewehre weiter zu Geld gemacht. Als dies herauskam, nahm sich der ehemalige Ordnungsamtschef das Leben. Er erschoss sich mit der eigenen Waffe. Zuvor war er versetzt worden, da aus dem Rathaus mehrere Waffen gestohlen worden waren. Nun will das Innenministerium die Verordnung ändern, die die kommunale Verwertung von Waffen regelt. Waffenhandel ist dann verboten.

Auch in NRW werden abgegebene Waffen weiterverkauft. Allerdings nur, wenn sie einen Sammlerwert von mehr als 1000 Euro besitzen. "Das Geld kommt dann den Ex-Eigentümern zu", sagt eine Sprecherin des NRW-Innenministeriums. Grundsätzlich würden alle Waffen vernichtet. Hierzulande verkaufen auch nicht die Kommunen — als Waffenbehörde tritt allein die Polizei auf. Wer also seine Waffe abgeben möchte, geht nicht ins Rathaus, sondern zur Polizei.

(RP)
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