Fotos Vier Traummänner unserer Redaktion
Was sind eigentlich Traummänner? Vier unserer Redakteure stellen vier von ihnen vor.
Herbert Grönemeyer, der Männerversteher
Meist sind Lieder Abhandlungen über das andere Geschlecht, über Wirkungen und Nebenwirkungen des Zwischenmenschlichen. Dass sich ein Mann mit sich selbst und seinen Gefühlen beschäftigt, ist selten. Herbert Grönemeyer gibt in seinem Song "Männer" ein vitales Beispiel, dass Selbstbetrachtung sogar ironisch funktionieren kann. Botschaft des Lieds: Der Mann wurde von Kindesbeinen an zu dem gemacht, was er jetzt ist - ein Gefährdeter mit viel Hormon ("allzeit bereit") und wenig Reflexion ("müssen durch jede Wand"). Sie folgen Aufträgen, die nie erteilt wurden. Weil sie leicht fehlprogrammiert "ständig unter Strom" stehen, nehmen sie wie Getriebene in eigener Mission auch Kollateralschäden in Kauf ("lügen am Telefon"); sie sitzen abends kummervoll mit dem Bier auf'm Sofa, weil sie nicht wissen, ob sie wild oder domestiziert sein sollen, oder sie landen gleich im Katheterlabor ("kriegen 'nen Herzinfarkt"). Die Musik hat eine ordnungsgemäß treibende, leicht unklare Motorik, sie ist so kurzatmig wie die Männer im Lied. Wenn Herbie es singt, steht er immer kurz vor der Reanimation.
Grönemeyer zeigt den Mann als liebenswerten Verstellungskünstler, als Schaf im Wolfspelz ("außen hart und innen ganz weich"), als ein Geschöpf, das dringend zu sich selbst emanzipiert werden muss. Männer haben Grönemeyers "Männer" stets empört von sich gewiesen und sich insgeheim oft wiedererkannt. Wie die Helden Wagners ringen Grönemeyers Prototypen um Erlösung, aber in ihrer Unerlöstheit sind sie sympathisch. Umgekehrt ist es gerade die männliche, von den Spuren der Pubertät nur unzureichend bereinigte Fehlerhaftigkeit, die für die Frau als solche ein fortwährender Auftrag ist - zur Hege, Erziehung oder Tolerierung des Mannes. (von Wolfram Goertz)
Barack Obama, der Coole
Der mächtigste Mann der Welt ist besonders toll - logisch. Doch US-Präsident Barack Obama überzeugt nicht mit Haushaltsgeld-Billionen, dem schönen Weißen Haus oder dem eigenen Flugzeug. Wie lässig, selbstbewusst und cool sich dieser Mann durch die Politik bewegt und seine Gefühle ausdrücken kann - das fasziniert. Er besitzt Charme und Einfühlungsvermögen, beherrscht mehrere Mienen, Tonlagen und ist sensibel für Stimmungen. Vermutlich jeder, der mit ihm bei irgendeiner Gelegenheit gesprochen hat, wird sich anschließend so fühlen, als sei es auch für den Präsidenten der Vereinigten Staaten ein einzigartiger Moment gewesen - und nicht nur ein Foto-Termin.
Am tollsten wirkt dieser Mann aber zusammen mit seiner Frau Michelle. Wenn sie zusammen tanzen und die Welt auf sie blickt, scheinen sie umhüllt von einer berührenden Intimität. Wie sie sich öffentlich küssen, scheinen sie sich auch privat noch zu küssen. Obama vermag mit seiner Politik wohl nicht die Welt zu retten, aber vielleicht die Liebe mit diesem Tipp: „Du solltest nicht in einer Beziehung mit jemandem sein, der dich nicht komplett glücklich macht und dich nicht ergänzt.“ Kluger Mann. (von Martina Stöcker)
Florian David Fitz, der Unnahbare
Er sieht nicht aus wie George Clooney, hat nicht das Bankkonto von Bill Gates und keinen Bizeps wie Arnold Schwarzenegger in seinen besten Zeiten. Muss er aber auch nicht. Denn wenn Florian David Fitz lächelt, graben sich diese Grübchen in seine Wangen. Wenn er den Mund aufmacht, gibt er kluge Dinge von sich. Und wenn er über den roten Teppich geht, wirkt er immer ein bisschen aufgeregt - als wäre ihm diese ganze Glitzerwelt unangenehm. Der 39 Jahre alte Schauspieler wirkt nicht oberflächlich. Er spielt nicht den Macker, gibt nicht den Macho. Der Mann aus der Künstlerfamilie Fitz scheint ein bodenständiger, charismatischer, kluger und kreativer Typ zu sein. Außerdem kann er kochen, gut Autofahren und toll Klavierspielen. Sagt er zumindest über sich selbst.
Mit der RTL-Serie „Doctor?s Diary“ - zugegeben: kein Meisterwerk der Unterhaltung - wurde Fitz bekannt. Seit seinem eigenen Drehbuch zur Tragikkomödie „Vincent will Meer“ (2010), in dem er einen tourrettekranken jungen Mann spielt, der die Asche seiner Mutter nach Italien bringt, gilt er auch hinter der Kamera als Talent. Nach einem verlorenen Wetteinsatz bei „Wetten, dass..?“ sprang Fitz in die Isar, von Moderator Götz Alsmann ließ er sich in der Sendung „Zimmer frei“ überreden, rückwärts Klavier zu spielen, und bei der Late-Night-Show „Inas Nacht“ schluckte er Abführ-Schokolade. Zum Spaß - und auf eigene Kosten. Lachen kann man mit ihm also auch noch. Ein perfekter Mann also. Könnte Frau meinen. Gut, dass ich es besser weiß. Schließlich habe ich den ja schon geheiratet. (von Jasmin Buck)
George Clooney, der Romantiker
Nehmen wir also an, George Clooney ist es. Er ist ja der Traummann schlechthin, immer schon und wahrscheinlich für alle Zeiten. Schließlich hat er einfach alles: Er ist attraktiv und besitzt Stil, was selten in Kombination auftritt. Er ist intelligent, erfolgreich, reich, verkehrt mit den Mächtigen dieser Welt und hat auch noch eine politische Überzeugung - obamanesque natürlich. Vor allem besitzt Clooney die Fähigkeit, all diese Eigenschaften dem Anlass entsprechend neu abzumischen: Wird er ins Weiße Haus geladen, ist er der seriöse Vertreter des liberalen Hollywood, fast Elder Statesman. Bei den Festspielen von Venedig braust er im weißen Motorboot zum Filmpalast. Und den Frauen, die er liebt, steckt er zur Verlobung Siebenkaräter an den Finger.
Bei der Verlobung bleibt es dann zwar auch, aber das ist natürlich nützlich, um auf immer Traummann zu bleiben, der unerreichbare Prinz, der Romantiker. Natürlich geht ein solcher Mann keine prosaische Ehe ein. Ist es nun idiotisch, so einen zum Maß zu machen? Ist es nicht ratsamer, sich in Frösche zu verlieben, die noch Potenzial besitzen, wenn man sie nur fest genug gegen die Wand wirft? Im Gegenteil: Sich den Traummann auszumalen bedeutet zu bemerken, was man anziehend findet, was man liebt und schätzt. Das ist der erste Schritt zum Glück. Auch in einer Partnerschaft. Wie schön ist es, die guten Eigenschaften des anderen immer wieder neu zu bemerken. Dafür dankbar zu sein. Und sich am Traummann zu freuen. (von Dorothee Krings)