Germanwings-Absturz Staatsanwalt stuft Andreas Lubitz als flugunfähig ein
Paris/Düsseldorf · Es ist das Bild eines völlig zerrütteten Menschen, das der französische Chefermittler Brice Robin vom Germanwings-Copiloten Andreas Lubitz zeichnet. Der 28-Jährige war nach Ansicht des Staatsanwalts von Marseille, der die Ermittlungen leitet, flugunfähig. Warum Lubitz sich trotzdem ins Cockpit des A320 setzen durfte, sollen nun Vorermittlungen klären.
Die neue Lage erhöht den Druck auf Lufthansa, mit den Angehörigen der 149 Opfer eine einvernehmliche Lösung zu Entschädigungen zu finden. "Ein Lufthansa-Mitarbeiter hat die Katastrophe gezielt herbeigeführt", sagt der Mönchengladbacher Anwalt Christof Wellens, "dafür muss der Konzern Verantwortung tragen." Das Unternehmen kündigte an, "bald eine einvernehmliche Lösung mit den Angehörigen anzustreben".
Im Vordergrund stehen Unterhaltsansprüche für Witwen, Witwer und Waisen. So vertritt Wellens vier Kinder, deren Eltern bei dem Unglück zu Tode kamen. "Für diese Kinder muss Unterhalt bis zum 27. Lebensjahr bezahlt werden", sagt er. Doch weil in der Maschine nicht viele Eltern von unterhaltsberechtigten Kindern gesessen haben, halten sich die Summen in Grenzen: "Selbst wenn ich für ein Kind im Monat 800 Euro zahle", sagt der Berliner Anwalt Elmar Giemulla, "sind das nach 20 Jahren nur rund 200.000 Euro."
Die große Frage wird sein, in welcher Höhe es eine Kompensation für die Schmerzen und den Schock von Angehörigen für die Katastrophe gibt. So steht den Eltern der 16 getöteten Halterner Schüler nach deutschem Recht fast kein Geld zu, weil der Ausgleich seelischer Schmerzen in der Rechtssprechung keine große Rolle spielt. Andererseits sieht das Recht in Frankreich und erst recht in den USA hohe Zahlungen für seelische Verletzungen wegen einer Katastrophe vor.
Was wird nun passieren? Anwälte haben Lufthansa aufgefordert, einen Vorschlag für eine pauschale Zahlung zu machen. Beim Absturz der Concorde wurden pro Opfer 1,2 Millionen Euro ausgezahlt. Anwalt Giemulla schlug einmal eine Million vor. Andere Kollegen halten 250.000 Euro für denkbar — weniger wird für Lufthansa undenkbar sein.