Partnerschaft neu definieren Globale Liebe - Beziehungen auf Distanz

Düsseldorf (rpo). Dass Beziehungen mit Distanz funktionieren können leben Steffi Graf und Andre Agassi vor. Mit Hilfe von modernen Mobiltelefonen ist das Tennis-Ehepaar sich immer ganz nah. Zumindest in der Werbung. Doch kann eine Beziehung mit räumlicher Distanz der Partner auch im realen Leben funktionieren? Hat eine Beziehung zwischen München und Hamburg oder New York und Rom auf Dauer eine Chance?

Inge und Michael Klein sind seit 35 Jahren verheiratet. Etwa 15 Jahre davon haben die beiden in unterschiedlichen Städten gewohnt und sich nur am Wochenende gesehen. Während Inge sich um die Kinder und das Haus in Duisburg kümmerte, verdiente Michael das Geld als Manager in Paris. In seinem Job musste er immer schnell Entscheidungen treffen, stand permanent unter Strom. Seit einigen Monaten ist er nun in Rente und damit tagtäglich Zuhause. "Er stellt das gesamte Haus auf den Kopf", klagt Inge.

Auf einmal treten Probleme durch das permanente Zusammenleben auf. Schließlich hat Inge in den letzten Jahren die meiste Zeit ihr eigenes Leben geführt. "Der Mann bricht auf einmal in die häusliche Idylle ein", erklärt Paartherapeut Dr. Rolf Ahn die Probleme. Die Partner müssten sich und ihre Beziehung neu orientieren. Nicht selten müsse das Paar lernen, wieder miteinander zu reden. "Manchmal hilft nur eine Paartherapie", so Ahn. Das Paar habe sich einfach auseinandergelebt. "Die Partner müssen sich neu kennen lernen."

Problemen entgegenwirken

In der heutigen Zeit kommen solche Situationen recht häufig vor. Oftmals müssen vor allem Männer sich im Job äußerst flexibel zeigen und zeitweise in eine andere Stadt ziehen. Neben Kommunikationsschwierigkeiten können durch die Entfernung auch sexuelle Probleme auftreten. "Es stauen sich Dinge in jeglicher Hinsicht auf", so der Experte. Das Wochenende ist manchen Paaren allerdings zu wertvoll, um sich ernsthaft mit den negativen Seiten der Beziehung auseinander zu setzen oder einen Streit zu beginnen. Doch selbst wenn sich Paare selten sehen, sollten sie Auseinandersetzungen nicht aus dem Weg gehen.

Schleichend und meistens ungewollt kann es zur Entfremdung vom Partner kommen. Jeder entwickelt sich schließlich weiter. "Wichtige Lebenssituationen des anderen werden verpasst", erklärt Ahn. Aber auch Ängste spielen bei einer Fernbeziehung eine Rolle. Die Ungewissheit, was der Partner in einzelnen Momenten macht, die subtile Befürchtung, dass der andere jemand Neuen kennen lernen könnte.

Um einer Entfremdung oder Problemen entgegenzuwirken, rät Dr. Rolf Ahn, viel miteinander zu sprechen und auch auf die Distanz engen Kontakt zu halten. "Die Partner müssen sich neu organisieren." Verlängerte Wochenende sollten eingeplant werden, in der gemeinsamen Zeit sollte viel zusammen unternommen werden wie verreisen oder Freunde treffen." Denn es sei wichtig, weiterhin auch Freundschaften zu pflegen. Des Weiteren sollte eine Fernbeziehung zeitlich begrenzt sein. "Wenn eine Trennung für ein oder zwei Jahre ansteht, kann das besser bewältigt werden als auf eine unbegrenzte Zeit", so Ahn.

Manche betrachten eine Fernbeziehung aber auch als eine gute Lösung. "Es gibt Paare, die sich aus beruflichen oder finanziellen Gründen nicht vom Partner trennen wollen oder können", erzählt Ahn. Da kommt eine Versetzung in eine andere Stadt natürlich sehr gelegen.

Von Kerstin Kröning

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