Gefährliche Staubpartikel Stickoxid-Belastung in vielen Städten über Grenzwert

Hamburg · Greenpeace warnt vor hohen Stickoxidbelastungen in deutschen Städten. In den ersten neun Monaten dieses Jahres überschritt jede zweite von 137 Luftmessstationen in Städten deutlich den erlaubten Jahreswert. Wie gefährlich ist Stickoxid? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

  • Was haben die Messungen genau ergeben? Die Belastung der Luft mit schädlichen Stickoxiden hat seit dem Jahresbeginn an gut der Hälfte aller Mess-Stationen in deutschen Städten über dem erlaubten Grenzwert gelegen. Dies geht aus Daten des Umweltbundesamts (UBA) hervor, die Greenpeace analysiert hat, wie die Umweltschutzorganisation am Sonntag in Hamburg mitteilte. Demnach überstieg die Konzentration an etwa jeder zweiten Stelle, die in den ersten neun Monaten ausgewertet wurde, im Durchschnitt die zulässigen 40 Mikrogramm pro Kubikmeter. Aus Sicht von Greenpeace zeigen die Zahlen, dass es jenseits des aktuellen Abgas-Skandals bei VW ein gravierendes Problem mit dem Diesel-Schadstoffausstoß in Deutschland gibt.
  • Wie gefährlich ist Stickoxid eigentlich? Stickstoffoxide - oder kürzer: Stickoxide - haben viele schädliche Wirkungen auf Mensch und Natur. Die Gase, die als Verbindungen von Stickstoff und Sauerstoff in verschiedenen Formen bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen, sind auch mitverantwortlich für die sommerliche Ozon-Bildung und für die Entstehung von Feinstaub.
  • Welche Erkrankungen können Stickoxide auslösen? Vor allem sehr kleine Staubpartikel dringen tief in die Lunge und sogar in Blutgefäße ein. Sie können so unter anderem Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Lungenkrebs hervorrufen. Nach einer aktuellen Studie führen Feinstaub und Ozon in den Ländern der Europäischen Union jährlich zu rund 180.000 vorzeitigen Todesfällen, davon etwa 35.000 in Deutschland.
  • Was sind die Gefahren für die Umwelt? Stickstoffdioxid kann außerdem Pflanzen schädigen und ist eine Hauptursache für die Überdüngung und Versauerung von Böden. Der Straßenverkehr gehört zu den bedeutendsten Stickstoffoxid-Quellen
  • Was könnte helfen? Um Abweichungen zwischen Herstellerangaben und Realwerten bei Autoabgasen zu verringern, verlangt Greenpeace realistischere Verfahren - etwa den RDE-Test ("Real Driving Emissions"), bei dem im Straßenbetrieb gemessen wird. RDE soll zwar von 2016 an zum Einsatz kommen, jedoch vorerst nur zu Informationszwecken. Auch das Umweltbundesamt sprach sich für die alternative Testmethode aus.
  • Was sagen die Autohersteller? Der Autoverband VDA räumte ein, dass ein Großteil der Stickoxide aus dem Straßenverkehr stammt. Man müsse aber bedenken, dass viele neue Modelle bereits die striktere Euro-6-Abgasnorm erfüllten - auch wenn ihr Anteil an der deutschen Diesel-Gesamtflotte von derzeit etwa 13,9 Millionen Wagen mit rund 1,2 Millionen noch recht gering sei. Zudem könne es nicht allein um schärfere Vorgaben für die Autobauer gehen. Auch über eine bessere Organisation des Verkehrs - etwa durch mehr "Grüne-Welle"-Phasen - lasse sich die Stickoxid-Belastung senken.

Vor zwei Wochen war herausgekommen, dass VW in den USA mit einem Computerprogramm Diesel-Abgaswerte manipuliert hatte. Weltweit sind 11 Millionen Autos betroffen, davon 2,8 Millionen in Deutschland.

(dpa/jco)
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