Duisburg Größte deutsche Moschee eröffnet

Duisburg (RP). Mit dem größten Moscheebau Deutschlands tritt die türkisch-islamische Gemeinde in Duisburg-Marxloh aus dem Schatten der Hinterhöfe: 23 Meter hoch ist die kupferbeschlagene Kuppel, 34 Meter das Minarett. Ministerpräsident Rüttgers und Bauminister Wittke sind bei der Eröffnung.

Duisburg: Einweihung der größten Moschee Deutschlands
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Der Duisburger Stadtteil Marxloh gilt deutschlandweit als Synonym für Strukturschwäche, Arbeitslosigkeit und Migrationsprobleme. Ausgerechnet dort wird am Sonntag ein prunkvolles, strahlendes Gebäude eröffnet: Die DITIB-Merkez-Moschee an der Warbruckstraße ist die größte in der gesamten Bundesrepublik. 40 mal 28 Meter Grundfläche hat der prächtige Kuppelbau im traditionell osmanischen Stil. 34 Meter ragt das Minarett in die Höhe. Über einem Rechteck erhebt sich die zentrale, 23 Meter hohe Kuppel. Sie ist mit Kupfer beschlagen und von vier Halbkuppeln und zwei kleineren Kuppeln eingerahmt.

Die Moschee liegt in einer Säulenhalle. Wer sie betritt, dem fällt ein einziges Wort ein: imposant. Von der handbemalten Decke hängt ein riesiger, goldener Kronleuchter. Ansonsten dominiert die Farbe Blau. Kombiniert mit warmem Weinrot und Gold ist das Blau in allen Variationen zu bewundern. Die Füße (denn Schuhe müssen am Eingang ausgezogen werden) wärmt ein kuscheliger, roter Teppich mit goldenen Ornamenten, die den Gläubigen die Reihen vorgeben, in denen sie Schulter an Schulter beten. Nicht kleckern, sondern klotzen — das scheint sichtbar das Motto zu sein. Sparen wolle die Gemeinde nicht, sagte ihr Vorsitzender, Mehmet Özay, schon während des Baus. "Wir streben eine hohe Qualität an."

Marxloh ist ein Multi-Kulti-Stadtteil und die Moschee nun ein unübersehbarer Teil davon. Hitzige Proteste und Diskussionen sind während der Planungs- und Bauzeit ausgeblieben. Dass keine Probleme wie in Köln oder Berlin entstanden, liegt vor allem daran, dass der muslimische Gemeinde-Vorstand von Anfang an auf Offenheit gesetzt hat. "Wir waren, sind und werden weiterhin ein offenes Haus für alle Interessierten sein", sagt Özay. Entscheidend dafür ist die angeschlossene Begegnungsstätte. Sie soll "den muslimischen Bürgern Marxlohs und Duisburgs eine religiös-kulturelle Heimat und allen Bürgern dieser Stadt eine Stätte der Begegnung sein".

Ohnehin ist die Dialogbereitschaft zwischen Muslimen, Katholiken und Protestanten im Duisburger Norden nahezu vorbildlich. Vom Beginn der Planungen an waren Mitglieder aus der lokalen Verwaltung, Kirchen und anderen gesellschaftlichen Institutionen zur inhaltlichen Mitgestaltung in einen Projektbeirat einbezogen. Der trifft sich bereits seit Oktober 2002 regelmäßig. "Das Fundament für ein gutes Gelingen haben wir in diesem Beirat gelegt", sagt Elif Saat, Vorsitzende der Bildungs- und Begegnungsstätte. Vorschläge des Beirats wurden gehört und angenommen. "Die großen Fenster im Gebäude sind eher ungewöhnlich für eine Moschee und sollen Offenheit signalisieren", sagt Zülfiye Kaykin, Geschäftsführerin der Begegnungsstätte. Die Fenster seien eine Idee des Beirats gewesen. Der Blick aus dem Fenster sagt mehr als tausend Worte: Wer rausschaut, guckt direkt auf den Kirchturm der gegenüberliegenden katholischen Gemeinde St. Peter und Paul.

In Zukunft ist geplant, mit Hilfe einer Webcam auf der Homepage des Moscheevereins zu zeigen, was drinnen vor sich geht. "Wir haben nichts zu verbergen und wollen raus aus den Hinterhöfen", sagt Pressesprecher Mustafa Kücük. Auch Kompromisse gehören zu einem friedlichen Zusammenleben dazu. Ein Beispiel: Aus Rücksicht auf Nachbarn verzichtet die Gemeinde darauf, den Muezzin vom Minarett zum Gebet rufen zu lassen.

Jetzt, kurz vor der Eröffnung, stellt Elif Saat fest: "Es war ein Wagnis für die Gemeinde, für den Verein und für alle Beteiligten. Was wir da tun, ist eine Premiere." Eine Premiere, die viele Menschen neugierig macht: Ruhrbischof Felix Genn hat sich die Moschee schon während des Baus angesehen. Das Ruhrgebiet sei für ihn ein Ort, an dem es leichter falle, verschiedene Kulturen zu integrieren und einen Dialog zu finden, lautete sein Fazit. Im vergangenen Jahr informierte sich sogar der Botschafter der USA, William R. Timken jr., vor Ort über das Projekt und seine Akzeptanz in der Duisburger Öffentlichkeit.

Prominenz erwarten die Marxloher auch zur offiziellen Eröffnung am Sonntag. NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und Landesbauminister Oliver Wittke (beide CDU) haben ihr Kommen zugesagt. Für die 750 Mitglieder der türkischen Gemeinde steht aber wohl vor allem eins im Mittelpunkt. "Wir werden uns an den Früchten unserer Arbeit nicht sattsehen können", ist Mehmet Özay überzeugt. Groß genug ist der Bau ja.

(RP)
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