Dormagen Großbrand in Chemiewerk unter Kontrolle

Köln (RP). Das Feuer auf dem Gelände des Chemiewerkes Ineos bei Dormagen ist in der Nacht gelöscht worden. Am Mittwoch waren eine Gasleitung und ein Flüssiggas-Tank in Brand geraten. Die A57 wurde gesperrt, Züge mussten ihre Fahrt unterbrechen. Der Berufsverkehr kam zum Erliegen. Zwei Angestellte eines Supermarktes wurden ins Krankenhaus eingeliefert.

März 2008: Großbrand bei Ineos in Dormagen
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März 2008: Großbrand bei Ineos in Dormagen

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Die Flammen schlagen rund 25 Meter hoch. Schwarzer, dicker Rauch quillt aus dem gewaltigen Feuerball empor, der schon aus weiter Entfernung die Unfallstelle markiert: Großbrand im Chemie-Unternehmen Ineos Köln. Die Schwaden ziehen kilometerweit Richtung Süden, die unmittelbar am Werksgelände vorbeiführende Autobahn A57 muss bis in die Nachtstunden gesperrt werden. Durch den dichten Rauch ist die Gefahr einer Sichtbehinderung der Autofahrer zu groß. Ebenfalls ist zu dem Zeitpunkt noch nicht sicher, ob giftige Dämpfe über die Autobahn hinwegziehen und die Gesundheit der Fahrer gefährden.

Von der Kruppstraße im Gewerbegebiet Dormagen-Hackenbroich aus lässt sich das unheimliche Schauspiel aus sicherer Entfernung verfolgen. "Ich kam von der Schule in Köln und habe die Flammen gesehen", sagt ein Augenzeuge, der in Hackenbroich wohnt. So wie er stehen am gestrigen Nachmittag viele Anwohner in kleinen Gruppen zusammen. Darunter sind auch einige ehemalige Mitarbeiter, die das Werksgelände von früher her gut kennen. Dort, wo das Feuer ausgebrochen sei, würde "nur wenig Personal" eingesetzt, sagt einer.

Um die Schadstoffbelastung der Luft festzustellen, sind Messwagen unterwegs. Oberhalb der Grenzwerte, betont Johannes Feyrer, Einsatzleiter bei der Kölner Feuerwehr, seien keine Schadstoffe nachgewiesen worden. Ein Rettungshubschrauber nimmt ebenfalls Messungen vor. Patrick Giefers spricht mit Blick auf den Auslöser des Großbrandes von einer "Undichtigkeit an einer Ethylen-Rohrleitung". Die Leitung führt von Antwerpen nach Marl. Die Störung sei gegen 14.30 Uhr festgestellt worden, berichtet er. Durch Reibung habe sich das Gas entzündet. Das Feuer, so Giefers, sei auch auf einen benachbarten Tank übergesprungen, der mit giftigem Acrylnitril gefüllt war und löste dort eine Explosion aus.

Mitarbeiter in psychologischer Betreuung

"Intern", signalisiert Patrick Giefers, Kaufmännischer Geschäftsführer und Arbeitsdirektor bei Ineos Köln, seien keine Personen zu Schaden gekommen. "Acrylnitril verbrennt vollständig in der Atmosphäre, wir hatten Glück." Einige Mitarbeiter stehen unter Schock, werden psychologisch betreut.

Der "schwach giftige" Rauch wird über die Wohnbebauung im dicht besiedelten Kölner Norden getragen. Die Bevölkerung ist aufgefordert, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Die zuvor gemachten Angaben, nach denen es keine Verletzten gegeben habe, muss Giefers relativieren: Zwei Angestellte eines Supermarktes in Worringen mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

Unterdessen läuft die Brandbekämpfung auf Hochtouren. Ein Heer von Einsatzkräften ist mobilisiert worden. Die Zufahrtstraßen werden abgeriegelt. Ab etwa 16.30 Uhr müssen die Züge des Regional Expresses 7 und die S-Bahnlinie11 in Worringen bzw. Dormagen ihre Fahrt unterbrechen und zurückfahren. Der Berufsverkehr versinkt im Chaos. Heinz Hagen, Einsatzleiter der Werksfeuerwehr, zeigt sich am Abend jedoch optimistisch: Der Einsatz sei problematisch, "aber wir kriegen den Brand in den Griff". In der Nacht gelingt es der Feuerwehr dann, das Feuer zu löschen.

Insgesamt stellt die Werksfeuerwehr 50 Brandbekämpfer, 100 Feuerwehrleute kommen aus Köln, die Feuerwehr Dormagen hat 40 Mann alarmiert. Ziel war es, das aus der Pipeline austretende Gas kontrolliert abbrennen zu lassen, denn beim Löschen könnte es zu Explosionen kommen. Deshalb konzentrierten sich die Bemühungen darauf, den Tank zu kühlen. Angefordert wurden Spezialwerfer. Auf dem Rhein geht ein Feuerlöschboot in Position, um über Schlauchleitungen Wasser zu pumpen.

Der Brand gestern war nicht der erste Zwischenfall dieser Art auf dem Gelände. Bereits am 19. Februar waren die Anwohner des Werkes gegen 13.45 Uhr durch einen lauten Knall aufgeschreckt worden.

Minuten später stand auch damals eine schwarze, dichte Rauchwolke über dem Tanklager, schlugen hohe Flammen gen Himmel und wurde die Produktion aus Sicherheitsgründen gestoppt. Aber auch damals hatte die Feuerwehr den Brand schnell unter Kontrolle.

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