Prozes um Tod von Franz Gsell Gsell-Witwe nimmt frühere Aussagen zurück

Nürnberg · Erneute Überraschung in Nürnberg: Im neuen Prozess um den mysteriösen Tod des Nürnberger Schönheitschirurgen Franz Gsell vor elf Jahren hat seine Witwe Tatjana viele ihrer früheren Aussagen widerrufen.

 Die undatierte Aufnahme zeigt den ermordeten Nürnberger Schönheitschirurgen Franz Gsell und seine Witwe Tatjana Gsell.

Die undatierte Aufnahme zeigt den ermordeten Nürnberger Schönheitschirurgen Franz Gsell und seine Witwe Tatjana Gsell.

Foto: dpa

Vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth sagte die 43-Jährige am Mittwoch als Zeugin, es habe keinen versuchten Versicherungsbetrug mit Hilfe von Autoschiebern gegeben. Sie habe zwar Kontakt zu Autoschiebern gehabt, ihn aber abgebrochen.

Wegen des Todes von Franz Gsell müssen sich zwei Männer im Alter von 38 und 45 Jahren vor dem Landgericht verantworten. Sie sollen den 76-Jährigen am 5. Januar 2003 in seinem Haus überfallen und so schwer verletzt haben, dass er später starb. Die Anklage lautet auf schweren Raub und gefährliche Körperverletzung mit Todesfolge.

Anfangs waren die Ermittler davon ausgegangen, dass der Überfall auf Gsell mit einem versuchten Versicherungsbetrug in Zusammenhang stand. Eine Autoschieberbande sollte demnach eine teure Limousine der Gsells ins Ausland bringen, der Schönheitsarzt und seine Frau die Versicherungssumme kassieren. Bei der Übergabe des Autos sei es dann zu einem handfesten Streit gekommen.

Die Autoschieber wurden später wegen Anstiftung zum versuchten Versicherungsbetrug verurteilt. Tatjana Gsell und ein damaliger Staatsanwalt aus Hof, der mit ihr befreundet war, wurden wegen Vortäuschens einer Straftat und versuchten Versicherungsbetrugs belangt. Wie Franz Gsell zu Tode kam, blieb jedoch ungeklärt.

Erst im Jahr 2010 kam erneut Bewegung in den Fall. Anhand eines DNA-Treffers wurde einer der nun Angeklagten ermittelt. Ein Zeuge brachte die Polizei auf die Spur des zweiten Mannes.

Tatjana Gsell sagte nun aus, sie habe ihrem Gatten und dem damaligen Staatsanwalt zwar von dem Plan erzählt, das Auto mit Hilfe einer Bande ins Ausland zu bringen und die Versicherungssumme zu kassieren. Ihr Mann und der Jurist hätten aber abgeraten. Auch zu vielen anderen früheren Aussagen sagte Tatjana Gsell nun, diese seien falsch gewesen. Sie begründete dies mit dem Druck, den die damaligen Ermittler auf sie ausgeübt hätten. Der leitende Polizeibeamte habe zu ihr gesagt, sie "solle endlich ein Geständnis ablegen". In der U-Haft sei sie ständig "zu irgendwelchen Aussagen genötigt" worden.

(dpa)
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