29-Jähriger hat offenbar Schulden Haftbefehl gegen Berliner Geiselnehmer erlassen

Berlin · Nach der Geiselnahme in einer Bank in Berlin-Zehlendorf ist gegen den mutmaßlichen Täter Haftbefehl erlassen worden. Ihm wird erpresserischer Menschenraub vorgeworfen, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Samstagabend auf dapd-Anfrage sagte. Dem 29-jährigen Wolfsburger drohen laut Polizeiangaben 5 bis 15 Jahre Haft.

Geiselnahme in Berlin-Zehlendorf
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Der Berliner Bank-Geiselnehmer hat sich offenbar durch finanzielle Sorgen zu seiner Tat hinreißen lassen. Erste Befragungen hätten ergeben, dass der 29 Jahre alte Mann aus Wolfsburg Schulden hatte, sagte Polizei-Einsatzleiter Jochen Sindberg am Samstag in Berlin. Es werde geprüft, ob er noch andere Motive hatte.

Die Geiselnahme eines Bankangestellten, die in der Nacht nach mehr als neun Stunden Nervenkrieg ohne Blutvergießen zuende gegangen war, sei vom Täter offenkundig schlecht geplant worden. "Er hat sich vorher nicht so richtig viele Gedanken gemacht", sagte Sindberg. Bei den stundenlangen Verhandlungen mit dem Täter sei klar geworden, "dass er selbst mit der Situation nicht ganz glücklich war".

Es sei keineswegs falsch, den Täter als "naiv" zu bezeichnen, sagte der Einsatzleiter. Allerdings habe die Polizei davon ausgehen müssen, dass der Geiselnehmer trotzdem gefährlich sei, da er mit der Zündung einer Bombe gedroht habe. Die angebliche Bombe stellte sich danach aber als ein Drei-Kilogramm-Paket Mehl heraus, wie der Einsatzleiter weiter sagte. Außerdem habe der Täter eine Schreckschusspistole dabeigehabt.

Der als Geisel genommene Bankangestellte sei "relativ gefasst und stabil" und werde psychologisch betreut. Der Täter habe ihn gut behandelt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft muss der Geiselnehmer mit einer Anklage wegen erpresserischen Menschenraubs rechnen. Darauf stehen mindestens fünf Jahre Haft. Noch am Samstag sollte er einem Haftrichter vorgeführt werden, der über die Untersuchungshaft entscheiden muss.

Der Polizei war es am frühen Morgen nach fast zehn Stunden gelungen, den Täter in langen Verhandlungen zur Aufgabe zu überreden. Zunächst ließ der Mann seine 40 Jahre alte Geisel frei, dann stellte er sich den Beamten. Geisel und Täter blieben unverletzt. Die Polizei war mit rund 300 Einsatzkräften vor Ort.

Der Mann war gegen 15.30 Uhr in die Bankfiliale eingedrungen und hatte den 40-Jährigen als Geisel genommen. 20 weitere Mitarbeiter der Bank konnten über einen Notausgang fliehen.

Wie die "Morgenpost" weiter berichtete, behauptet der Mann, Bundeswehrsoldat zu sein. Während des Überfalls soll er über Afghanistan gesprochen haben.

(APD/felt/sap)
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