Hamburg Ausschreitungen am Hauptbahnhof — Zugverkehr zeitweise eingestellt

Hamburg · Krawalle überschatteten friedliche Proteste gegen Rechts in Hamburg. Am Bahnhof kam es zu Zusammenstößen zwischen Linken und der Polizei. Der Zugverkehr wurde zeitweise gestoppt.

Ausschreitungen von linken Demonstranten in Hamburg
13 Bilder

Ausschreitungen von linken Demonstranten in Hamburg

13 Bilder

Nach Auseinandersetzungen zwischen linken Demonstranten und der Polizei ist am Samstag der gesamte Fern- und S-Bahnverkehr am Hamburger Hauptbahnhof vorübergehend eingestellt worden. Die Sperrung des Bahnhofs wurde nach Angaben der Bundespolizei veranlasst, nachdem Demonstranten auf die Gleise gelaufen waren, im Bahnhofsbereich Feuerwerkskörper gezündet und einen Zug mit Steinen beworfen hatten. In einem Fall wurden Beamte auch mit Reizgas attackiert, sagte der Sprecher der Bundespolizei. Eine Gruppe von 34 Neonazis wurde in Gewahrsam genommen.

Die Neonazis hatten die linke Demonstranten laut Bundespolizei zuvor provoziert. Da vor dem Bahnhof Hunderte linke Demonstranten protestiert hätten, habe die Polizei die Neonazis mit einer S-Bahn herausgefahren und dort in eine Gefangenensammelstelle gebracht. Von weiteren Gruppen Rechtsradikaler war der Bundespolizei nach eigenen Angaben nichts bekannt.

Die Demonstranten wollten ursprünglich gegen einen Neonazi-Aufmarsch demonstrieren, der zuvor aber verboten worden war. Vor dem Bahnhof hatten sich im Anschluss an die Hauptdemonstration bis zu 3000 Menschen zu einer kurzfristig angemeldeten Kundgebung gegen Rechts versammelt.

Das linke "Hamburger Bündnis gegen Rechts" sprach von einem Erfolg. "Durch die Sperrung des Hamburger Hauptbahnhofes konnten keine weiteren Nazis anreisen." Tausende Menschen hätten ein "klares Zeichen gegen Rassismus und Neonazismus" gesetzt. Mit lautem Protest und mit einem Konzert am Hauptbahnhof seien die Nazis, die trotz des Verbotes angereist seien, aus Hamburg verabschiedet worden.

Verbote in Bremen

Aus Sorge vor einem Ausweichen der Rechtsextremen nach Bremen verbot die Polizei auch dort alle Ersatzveranstaltungen. Sie erließ für alle aus Hamburg anreisenden Teilnehmer ein Verbot für das Betreten der Stadt. Zudem wurde vorsorglich der Wochenmarkt im Zentrum der Stadt geräumt. Ein Zug von Hamburg nach Bremen mit mehreren hundert linksgerichteten Demonstranten wurde in Buchholz (Kreis Harburg) vorrübergehend gestoppt. Eine Sprecherin der Bundespolizei sagte, es gehe lediglich um eine Fahrscheinkontrolle. Die Demonstranten seien dann in einen anderen Zug umgestiegen und nach Bremen weitergefahren.

Am Vormittag hatten sich nach Angaben der Veranstalter zunächst rund 8000 Anhänger des linksgerichteten "Hamburger Bündnisses gegen Rechts" am Hauptbahnhof versammelt und waren Richtung Innenstadt gezogen. Ihre Zahl wuchs nach Angaben der Polizei sogar auf 14 000 an, bevor diese Kundgebung offiziell endete.

Polizei setzt Wasserwerfer ein

Als ein Teil von ihnen zum Bahnhof zurückkehren wollte, stoppte die Polizei sie nach Beobachtung eines dpa-Fotografen mit einem Wasserwerfereinsatz. Ein Redner der Demonstranten habe die Teilnehmer über Lautsprecher aufgefordert, zum Bahnhof zu gehen, weil dort ein Zug mit Rechtsextremisten stehe, sagte ein Polizeisprecher dem Sender NDR 90,3.

Zeitgleich demonstrierten auf dem Hamburger Rathausmarkt nach Polizeiangaben rund 7500 Menschen für Vielfalt und Toleranz. "Wir wollen keine Nazis, wir brauchen keine Hooligans und wir brauchen keine Rassisten", sagte Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD). Mit Ausnahme dieser Menschen sei jeder in der Hansestadt willkommen. Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) betonte: "Hamburg bekennt Farbe."

Am späten Nachmittag versammelten sich im Hamburger Schanzenviertel mehrere Hundert linke Demonstranten. Sie schoben Müllcontainer auf die Straße und zündeten Böller.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort