Hartmut Dudde Der Gipfel-Sheriff

Düsseldorf · Hartmut Dudde ist Einsatzleiter für fast 20.000 Polizisten - und Feindbild der Linken.

 "Hamburger Linie": Hartmut Dudde.

"Hamburger Linie": Hartmut Dudde.

Foto: dpa

Hartmut Dudde ist ein Verfechter von Wasserwerfern. Weil sie eine mildere Waffe seien als Schlagstöcke. "Besser für alle Beteiligten", sagt er. Und beteiligt sind in diesen Tagen viele. Hartmut Dudde (54) ist Hamburgs oberster Polizeiführer und während des G 20-Gipfels Einsatzleiter für 15.000 deutsche Beamte. Sein Mittel gegen bis zu 7000 erwartete militante Autonome: die "Hamburger Linie".

Halbglatze, simples Brillengestell: Hartmut Duddes Gesicht steht stellvertretend für alle Uniformierten in Hamburg und ist gleichzeitig das Feindbild der Protestler, die gegen das Treffen der Regierungsvertreter demonstrieren. Plakate mit Beleidigungen wie "Kacklappen" oder "Wadde hadde dudde da" haben sie gemalt. An diesem Mann beißen sich Demonstranten die Zähne aus - seit 33 Jahren.

"Hamburger Linie"

Damals begann Dudde in Hamburg als Aufräumer der Drogenszene. 2005 übernahm er die Leitung der Bereitschaftspolizei. 2012 berief ihn der damalige Innensenator Michael Neumann (SPD) zum Chef der Direktion Einsatz. Mit dem Aufstieg auf der Karriereleiter etablierte er auch die "Hamburger Linie", das heißt, Protest bereits zu verhindern, bevor Gewalt erst ausbrechen kann. Das geschah oft unrechtmäßig.

Mehrfach wurden Polizeieinsätze unter seiner Leitung gerichtlich als rechtswidrig eingestuft. Einst stoppte er eine Demo, weil die Plakate größer als erlaubt gewesen seien. Die Liste der strittigen Einsätze und der Klagen gegen Dudde ist lang, wie aus einer 2015 gestellten Anfrage der Hamburger Bürgerschaft an den Senat hervorgeht.

"Deeskalation durch Stärke"

Am Sonntagabend war live im Internet zu sehen, wie Polizisten das "antikapitalistische Protest-Camp" auf der Elbhalbinsel Entenwerder umstellten. Sie beschlagnahmten Zelte, verhinderten laut Camp-Organisatoren die Lebensmittelversorgung. "Die Hamburger Polizei bewegt sich mit ihrem Handeln klar im rechtsfreien Raum", hieß es in einer Mitteilung. Erst gestern erlaubte ein Gericht das Übernachten im Camp noch. Kritik gab es dennoch: Linken-Politiker bezeichneten den Einsatz als "Angriff auf die Grundrechte". Allein die Deutsche Polizeigewerkschaft bekannte sich zum Konzept "Deeskalation durch Stärke" - und damit zu Dudde.

Rund 50 angemeldeten Versammlungen hat Hartmut Dudde mehr als drei Jahrzehnte Berufserfahrung entgegenzusetzen. Hamburger kennen den Sheriff des G 20-Gipfels. Demonstranten in vollbesetzten Zügen aus ganz Europa, die in Hamburg angekommen sind, könnten schnell Bekanntschaft machen.

(ball)
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