Nachfolge von Nikolaus Schneider Heinrich Bedford-Strohm zum EKD-Ratsvorsitzenden gewählt

Dresden · Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, ist neuer Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Damit wird der 54-jährige Nachfolger von Nikolaus Schneider, der sein Amt aus persönlichen Gründen nicht weiterführt.

 Heinrich Bedford-Strohm erhielt 106 von 122 Stimmen.

Heinrich Bedford-Strohm erhielt 106 von 122 Stimmen.

Foto: dpa, nar fpt tmk

Die Synode der EKD wählte ihn am Dienstag in Dresden im ersten Wahlgang mit von 106 von 122 Stimmen zum Nachfolger von Nikolaus Schneider, der wegen einer Krebserkrankung seiner Frau vorzeitig von seinen Ämtern zurückgetreten war. Die verbleibende Amtszeit des obersten Leitungsorgans der EKD beträgt ein Jahr.

Im kommenden Frühjahr konstituiert sich die neue Synode der EKD für eine sechsjährige Amtsperiode. Der nächste Rat wird dann im Herbst 2015 gewählt. Bedford-Strohm gilt als profilierter Sozialethiker. Bedford-Strohm ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

In der Heimat ist Bedford-Strohm der "Facebook-Pfarrer"

Als Heinrich Bedford-Strohm 2011 zum Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Bayerns wurde, nahm er seine Geige mit ins Münchner Landeskirchenamt. Kurz vor Weihnachten intonierte er im Treppenhaus ein Weihnachtslied. Sein Team nahm ein Video auf und stellte es ins Internet. Mehr als 12.000 "Youtube"-Nutzer haben es mittlerweile angesehen. Und egal, ob sich der Theologe in einem Flüchtlingslager im Irak oder zu einem Gespräch in der bayerischen Staatskanzlei aufhält: Facebook und Twitter sind immer mit dabei. Und mit seiner Familie kommuniziert der Theologe über eine geschlossene Gruppe im Messaging-Dienst "WhatsApp".

"Für mich ist es etwas höchst Erfreuliches, wenn man über lange Distanzen am Alltagsleben der anderen teilhaben kann", sagte Bedford-Strohm, der in seiner Kirche längst den Spitznamen "Padford-Strohm" trägt, vor der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Dresden. Doch der Schüler des ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber, den das protestantische Kirchenparlament am Dienstag zum neuen Vorsitzenden ihres höchsten Organs wählte, erinnerte auch an die mit der Nutzung des Internets verbundene Verpflichtung zur Sensibilität. "Für mich gehört zur Kommunikation immer auch Verantwortung dazu." Auf der Synode der EKD war das Internet eines der zentralen Themen gewesen.

Womit der Theologe seiner Linie treubleibt: Bedford-Strohm steht für eine evangelische Kirche, die sich auch mit unangenehmen Positionen in die öffentliche Debatte einmischt. Für eine Kirche mit politischem Bewusstsein, die auf die Ereignisse der Welt aktuell reagiert. Und für eine programmatisch so betitelte "Öffentliche Theologie".

Enger Kontakt zum katholischen Reinhard Kardinal Marx

Von Hause aus ist Bedford-Strohm, vor seiner Wahl zum Bischof Professor in Bamberg, Sozialethiker. Damit bearbeitet er ähnliche Themen wie der ebenfalls in München residierende Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx. Beide pflegen einen engen, freundschaftlichen Austausch, und verfassten federführend das im Frühjahr erschienene neue Sozialwort der Kirchen. Darin, aber auch bei der Vollversammlung des Weltkirchenrats im südkoreanischen Busan, setzte sich der Lutheraner für eine Verbindung von Ökologie und sozialer Gerechtigkeit ein. "Wir haben nicht mehr Rechte auf Ressourcen als andere Länder oder künftige Generationen", sagte Bedford-Strohm damals. Auch für die Schaffung neuer Arbeitsmarktinstrumente für Langzeitarbeitslose oder die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns setzte sich der Theologe in den vergangenen Jahren ein.

Vorerst indes steht Bedford-Strohm nur für ein Jahr an der Spitze des Rates der EKD. Denn die Amtszeit des gegenwärtigen Rates endet bereits 2015. Doch rechnen Kirchenexperten damit, dass der bayerische Landesbischof im kommenden Jahr im Amt bestätigt wird, zumal er bereits der dritte Vorsitzende seit der letzten Ratswahl in Ulm 2009 ist. Dann würde die EKD bis 2021 von München aus gelenkt. Was angesichts der auf Deutschlands Protestanten in den nächsten Jahren zukommenden Herausforderungen - vor allem das Reformationsjubiläum 2017 - durchaus angemessen wäre.

(KNA)
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