Radrennen in Frankfurt Unvernünftige "Jedermänner"

Meinung | Düsseldorf · Trotz der Absage des Radrennens in Frankfurt nehmen viele Hobbyfahrer die Strecke durch den Taunus in Angriff. Sie hatten sich flugs organisiert. Der Veranstalter führte das Feld, die Polizei sicherte es ab und die Anwohner feierten es. Die Radrennfahrer wollten damit ein Zeichen setzen, dass man vor dem Terror nicht kapitulieren darf. Diese Haltung ist verhängnisvoll.

 Trotz der Warnungen sind einige Radfahrer beim Rennen "Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt" auf die Strecke gegangen.

Trotz der Warnungen sind einige Radfahrer beim Rennen "Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt" auf die Strecke gegangen.

Foto: dpa, ade cul

Man darf davon ausgehen, dass die Sicherheitsbehörden solche Absagen nicht leichtfertig vornehmen. Dass die Polizei eine Bombe gefunden hatte, war den "Jedermännern", wie sie in der Szene genannt werden, nicht Warnung genug.

Ob sie sich tatsächlich in Gefahr begeben, wenn sie die traditionsreiche Strecke in Angriff nehmen , sei dahingestellt. In jedem Fall geht von ihnen das Signal aus, dass sie den Entscheidungen der Behörden misstrauen. Das ist in so einer ernsten Lage fatal.

Es verdient hohe Anerkennung, dass es der Polizei in Oberursel gelungen ist, Indizien richtig zu deuten und eine todbringende Attacke zu verhindern. Die unbelehrbaren Radrennfahrer konterkarieren diesen Erfolg der Sicherheitsbehörden.

Massensportveranstaltungen — neben Radrennen auch Triathlon-Wettbewerbe und Marathonläufe — sind nur ganz schwer vor Anschlagversuchen zu schützen. Die Strecken, die überwacht werden müssen, sind oft Dutzende von Kilometern lang.

Dass die Bedrohung real ist, zeigt sich nun in Hessen. Den unbelehrbaren Radfahrern sollte man Bilder der zerfetzten Gliedmaßen von Zuschauern und Teilnehmern des Boston-Marathons 2013 zeigen, um zu verdeutlichen, was passieren kann.

Das Rennen "Rund um den Finanzplatz Eschborn" ist als Nachfolger des Rennens "Rund um den Henninger Turm" für viele Hobbyfahrer noch wichtiger als für die Profis um John Degenkolb, den König der Frühjahrsklassiker. Monatelang trainieren sie dafür, um am 1. Mai in Topform zu sein. Ihnen tut die Absage des Rennens noch mehr weh als den Berufsfahrern.

Das darf aber kein Grund dafür sein, nach Anarcho-Art dennoch zu fahren.

(beils)
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