Umfrage zu Flüchtlingen Hunger für jeden zweiten Deutschen kein Grund für Asyl

Berlin · Über 60 Prozent der Deutschen sehen ihr Land zwar als Einwanderungsland, gleichzeitig sind 90 Prozent der Menschen der Meinung, dass die Zahl der pro Jahr aufgenommenen Flüchtlinge begrenzt werden soll.

 Eine Flüchtlingsfrau mit einem Kind in Erbil (Irak). Nahrungsmangel ist in den Augen vieler Deutscher kein Grund, Flüchtlinge aufzunehmen.

Eine Flüchtlingsfrau mit einem Kind in Erbil (Irak). Nahrungsmangel ist in den Augen vieler Deutscher kein Grund, Flüchtlinge aufzunehmen.

Foto: rtr, ZB/ys

Zu diesem Ergebnis kommt eine im September durchgeführte repräsentative Umfrage der Initiative Markt- und Sozialforschung. Der Aussage "Deutschland ist ein Einwanderungsland" stimmen 61 Prozent zu, dieser Wert lag 2015 noch bei 65 Prozent. Im Osten lehnen diese Aussage knapp 49 Prozent ab, im Westen mit 37 Prozent etwas mehr als ein Drittel. Besonders die Altersgruppe der 14- bis 24-jährigen sieht Deutschland als ein Einwanderungsland, der Wert der Zustimmung in dieser Gruppe liegt mit 71 Prozent merklich über dem Durchschnitt.

Die Frage, ob die Bedrohung durch Hunger und Armut als Asylgrund anerkannt werden sollte, verneinen die Deutschen mehrheitlich. Knapp 53 Prozent sind dagegen, etwa 47 Prozent sind dafür. 2015 stimmten die Deutschen noch mehrheitlich zu (52 Prozent). Dabei gibt es weiterhin deutliche regionale Unterschiede: Im Osten stimmen dieser Aussage 58 Prozent nicht zu, im Westen sind es dagegen 51 Prozent. Besonders stark ist die Ablehnung in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg, wo fast 35 Prozent überhaupt nicht zustimmen und insgesamt 67 Prozent der Aussage ablehnend gegenüberstehen.

Wie 2015 sind auch 2016 neun von zehn Deutschen der Meinung, die Anzahl der pro Jahr in Deutschland aufgenommenen Flüchtlinge solle begrenzt werden — mit 59 Prozent stimmt mehr als jeder Zweite dieser Forderung sogar sehr stark zu. Besonders starke Zustimmung erhält diese Aussage in der Altersgruppe der 35- bis 49-jährigen, wo sie von 96 Prozent bejaht wird. In Ostdeutschland (94 Prozent) sind anteilig mehr Menschen dafür die Zahl der pro Jahr aufgenommenen Flüchtlinge zu begrenzen als im Westen (89 Prozent), bemerkenswert ist die Rate der Zustimmung zu dieser Frage in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg: 99 Prozent.

Obwohl laut Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge die Zahl der Flüchtlinge weiter rückläufig ist (Januar bis September 2016: 213.00 Flüchtlinge; 2015 im gleichen Zeitraum: 577.000), ist die Zustimmung in der Frage nach einem sofortigen Aufnahmestopp von Flüchtlingen weiterhin groß. 69 Prozent der Deutschen befürworten diese Forderung. Auch hier ist es der Osten, der mit 79 Prozent diese Forderung deutlich stärker unterstützt als der Westen.

Angekommen: Fünf Beispiele für gelungene Integration
6 Bilder

Angekommen: Fünf Beispiele für gelungene Integration

6 Bilder
Foto: dpa, wok fpt jai fpt

81 Prozent der Deutschen sind für die Wiedereinführung von Grenzkontrollen an den deutschen Grenzen, fast jeder Zweite (46 Prozent) befürwortet dies entschieden. Auch in der Finanzierungsfrage der Asylpolitik sind die Deutschen skeptisch: 71 Prozent hegen Zweifel, ob sich Deutschland den Zuzug der Flüchtlinge leisten kann.

(bur/RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort